Drei von sieben FCB-Profis, die im vorläufigen Kader stehen: Mario Gomez, Philipp Lahm und Holger Badstuber (v.l.)
Drei von sieben FCB-Profis, die im vorläufigen Kader stehen: Mario Gomez, Philipp Lahm und Holger Badstuber (v.l.)

Mit Titeln im Gepäck ans Kap

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So ganz hatte sich Holger Badstuber noch nicht an die recht plötzliche Veränderung seiner Sommerplanung gewöhnt. "Ich hatte Urlaub geplant, aber noch nicht gebucht. Es sollte irgendwo in die Sonne gehen - aber da ist ja bestimmt auch Sonne", sagte der Bayern-Verteidiger, der ebenso wie sechs Teamkollegen am Donnerstag ins vorläufige deutsche WM-Aufgebot berufen wurde.

Dass in Südafrika im Juni und Juli Winter herrscht, hatte Bundestrainer Joachim Löw Badstuber offenbar nicht extra erklärt, was aber auch erst mal zweitrangig ist. Mit einem dicken Bayern-Block nimmt die Nationalmannschaft die Mission WM-Titel in Angriff, denn neben den gesetzten Philipp Lahm, Bastian Schweinsteiger, Miroslav Klose und Mario Gomez wurden auch Senkrechtstarter Thomas Müller und Torhüter Jörg Butt von Löw berufen.

Butt: "Natürlich möchte ich gerne spielen"

Dass der Routinier dabei sein würde, war nach der verletzungsbedingten Absage von Rene Adler schon in den letzten Tagen durchgesickert. Für Butt, bei der EM 2000 und der WM 2002 als dritter Torhüter im DFB-Tross dabei, stand überhaupt nicht zur Debatte, nach der langen Saison mit den Bayern möglicherweise die Füße hoch zu legen.

"Da gab es überhaupt nichts zu überlegen", erklärte der bald 36-Jährige: "Bei der Nationalelf und bei einem großen Turnier zu sein, ist immer wieder ein großartiges Erlebnis." Zumal noch lange nicht gesagt ist, dass Butt in Südafrika nur die Rolle als Nummer 3 bleibt.

"Erstmal freue ich mich dabei zu sein. Aber natürlich möchte ich auch gerne spielen. Ich traue mir durchaus zu, bei der WM zu spielen", sagte der Vize-Weltmeister von 2002.

Müller erfährt's aus dem Fernsehen

Dieses Selbstvertrauen haben nach einer starken Saison natürlich auch Müller und Badstuber. "Klar ist man überrascht", kommentierte Badstuber seine Nominierung, die ihm von Joachim Löw am Donnerstag am Telefon angekündigt worden war: "Aber wenn man beim FC Bayern spielt, rechnet man auch damit, irgendwann für die Nationalmannschaft spielen zu können."

Für Müller kam die Nominierung sicherlich am wenigsten überraschend, auch wenn er sich mit Blick auf die WM 2006 erinnerte: "Damals war überhaupt nicht daran zu denken, selbst einmal dabei zu sein." Heute hält der Bundestrainer so große Stücke auf ihn, dass er Müller noch nicht einmal extra vorab informierte, der Bayern-Youngster erfuhr aus dem Fernsehen von seiner Nominierung.

"Er ist flexibel einsetzbar, ist ausgestattet mit viel Instinkt und Raffinesse. (...) Er ist immer dort anzutreffen, wo Gefahr herrscht. Und: Er schießt Tore. Das macht ihn so wertvoll", erklärte Joachim Löw seine Entscheidung pro Müller. Der Gefeierte blickte schon voraus: "Das öffentliche Lob von Joachim Löw ist schon ein schönes Gefühl, hilft mir aber natürlich nur, wenn ich auch aufgestellt werde. Wenn ich schon mitfahre, versuche ich auch, irgendwie in die Mannschaft zu kommen."

"Bayern-Block gut für die Nationalelf"

Diese selbstbewusste Einstellung dürfte dem Bundestrainer gefallen. Dessen Blockbildung hat historische Vorbilder. So standen auch 1974 sieben Bayern-Spieler im deutschen Kader, am Ende gab es den zweiten WM-Titel für Deutschland zu feiern. Führt der Weg zum vierten Stern also über eine Bayern-Achse in der Startelf?

Geht es nach Thomas Müller, dann schon. "Klar ist das ein Vorteil, weil wir uns untereinander und auf dem Platz schon gut kennen. Wir haben die Philosophie von Louis van Gaal schon verinnerlicht. Und die ist von der in der Nationalmannschaft glaube ich nicht so weit entfernt", stellte der fest. Jörg Butt kennt die Vorteile, wenn sich ein großer Teil der Spieler schon aus dem Verein kennt: "Für die Nationalelf ist ein Bayern-Block gut. Wir kommen mit Selbstvertrauen zur WM. Das war auch 2002 bei den Leverkusenern und den Dortmundern so."

Butt mahnt Konzentration auf Hertha

Die BVB-Profis reisten vor acht Jahren als Meister an, Butt hatte mit Leverkusen drei Titelchancen ausgelassen. Zumindest das kann ihm in dieser Saison nicht mehr passieren. Denn am Samstag wird er nach menschlichem Ermessen zumindest die Meisterschale erstmals in der Hand halten dürfen. "Auf die Bierduschen freue ich mich schon", sagte er, betonte aber auch die Bedeutung des tabellarisch bedeutungslosen Spiels bei Hertha BSC:

"Das Spiel ist sehr wichtig, bei allen Feierlichkeiten darf man das nicht vergessen. Wir können ein positives Erlebnis im Hinblick auf die zwei Finals sehr gut gebrauchen." Denn bei aller Vorfreude auf Südafrika, in den kommenden Wochen geht es den Münchnern - ob alte Nationalelf-Hasen oder Frischlinge - erstmal darum, im DFB-Pokal- und Champions-League-Finale die Saison zu vergolden.

Danach bleibt immer noch genug Zeit, um Holger Badstuber zu erklären, welche Kleider er für die Reise ans Kap in den Koffer packen muss.

Vom FC Bayern berichtet Matthias Becker