Xavi (r., gegen Portugals Pepe) ist der Taktgeber in Spaniens Mittelfeld
Xavi (r., gegen Portugals Pepe) ist der Taktgeber in Spaniens Mittelfeld

Mit "Tiqui-Taca" zum Erfolg

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Sie bilden das beste Mittelfeld-Dreieck der Welt, sie zu stoppen kommt der Quadratur des Kreises gleich: Wenn das spanische Trio Xavi, Andres Iniesta und Xabi Alonso den Ball zirkulieren lässt, kommen bei manchem Gegenspieler Schwindelgefühle auf. "Tiqui-Taca" nennen sie das auf der iberischen Halbinsel. Das klingt gut und sieht noch besser aus.

Schnelles Passspiel, mit nur einer Berührung. Kurz, hart, präzise. So war es jedenfalls vor der WM. In Südafrika kam der Motor der "Seleccion" noch nicht recht auf Touren. Im Halbfinale am Mittwoch in Durban gegen Deutschland (Mittwoch, ab 20 Uhr im Live-Ticker) soll nun ein Gang hochgeschaltet werden.

"Das Hirn" läuft auf Hochtouren

"Auch die Deutschen spielen schnell und sind sehr gern im Ballbesitz. Für die Zuschauer wird das ein wunderschönes Spiel", sagt Iniesta, der außerhalb des Feldes immer ein wenig blässlich um die Nase daherkommt und zuweilen aussieht, als müsste er dringend mal wieder auf Kinderlandverschickung. Auf dem Platz ist "Cerebro" (Das Hirn) aber mehr als nur ein Farbtupfer. Wendig, trickreich, kreativ. Die Oberschenkelprobleme, die ihn zu Beginn der Turniers noch hemmten, hat Iniesta abgeschüttelt: "Ich fühle mich großartig."

Ein Zustand, der von Xavi vor vielen Jahren wohl noch mit ein wenig Argwohn beobachtet wurde. Nach Iniestas erstem Training beim FC Barcelona meinte dessen ehemaliger Taktgeber und heutiger Trainer Josep Guardiola zu seinem legitimen Nachfolger: "Du wirst mich in Rente schicken, aber dieser Junge verabschiedet irgendwann alle in den Ruhestand." Iniesta war damals gerade 16 Jahre alt, Xavi nur vier Jahre älter.

Ballbesitz ist oberste Maxime

Inzwischen sind die beiden Freunde und das Herz von Barca und der "Seleccion". Sie ergänzen sich perfekt und erfreuen sich am schönen Spiel. Im Vergleich zu den Deutschen spielte Spanien im bisherigen Turnierverlauf rund 700 Pässe mehr. Auch die Erfolgsquote der Iberer liegt mit 80 Prozent sieben Punkte höher als bei der DFB-Elf.

"Ballbesitz ist die beste Verteidigung. Hast du den Ball, kann der Gegner kein Tor schießen", sagt Iniesta. Das klingt einfach und sieht bei ihm auch nicht schwierig aus. Zack, zack, zack wandert das Spielgerät zum Nebenmann und wieder zurück. "Spieler wie Xavi oder ich sind klein und im Zweikampf körperlich oft unterlegen. Daher müssen wir schnell abspielen", meint Iniesta. Kunst als Selbstschutz.

"Romantiker" Xavi und der Abräumer

Kumpel Xavi ist der Mann für den tödlichen Pass, mit dem Auge für die jeweilige Situation. "Ich bin ein Fußballromatiker", sagt der 30-Jährige mit der lustigen Gel-Frisur, dem der Ball förmlich an den Füßen klebt: "Ich liebe das schöne und offensive Spiel. Wenn man auf diese Art und Weise gewinnt, ist die Freude am Ende umso größer. Man sollte immer von der ersten Minute an auf Angriff spielen. So bin ich groß geworden. Das ist meine Philosophie."

Möglich macht diese Spielausrichtung in der "Seleccion" Xabi Alonso von Barcelonas Erzrivalen Real Madrid. Ein Abräumer, stark im Zweikampf - aber auch mit Qualitäten in der Spieleröffnung. Die Lunge der Spanier. "Ich kämpfe um jeden Ball und spiele jede Minute so, als ob es meine letzte wäre", sagt der 29-Jährige. Am Mittwoch in Durban will er gemeinsam mit Xavi und Iniesta verhindern, dass Spaniens letztes WM-Stündlein geschlagen hat.