Mainz 05 hat nach dem 15. Spieltag 20 Punkte auf dem Konto und liegt in Schlagdistanz der Europapokal-Plätze
Mainz 05 hat nach dem 15. Spieltag 20 Punkte auf dem Konto und liegt in Schlagdistanz der Europapokal-Plätze

Mit Gelassenheit auf dem Weg nach oben

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Nürnberg - Thomas Tuchel wirkte gelöst und ausgeglichen, als er das Wort ergriff. "In einer Entwicklung, von der wir sagen, dass sie nach vorne geht, gibt es ab und zu auch Halbzeiten, in denen man das nicht beweisen kann", analysierte Tuchel im Hinblick auf einen "individuell wie kollektiv" schwachen Auftritt seines 1. FSV Mainz 05 im ersten Durchgang. "Wichtig ist, das auszuhalten."

"Schmeichelhaftes Unentschieden für Nürnberg"

Ein paar Meter neben ihm saß zu diesem Zeitpunkt "Club"-Trainer Gertjan Verbeek, der ein 1:1 zu kommentieren hatte, das für den 1. FC Nürnberg fast schon einer Niederlage gleichkommt - die jeweiligen Gefühlswelten waren an den Mienen der Trainer abzulesen. Tuchel selbst konnte schließlich einen Punktgewinn kommentieren, der sein Team am Freitag Abend zwischenzeitlich auf Platz 7 der Tabelle brachte - ein bemerkenswerter Zwischenstand für eine Mannschaft, die vor dem 10. Spieltag auf Rang 14 rangiert hatte.

Die Leistungssteigerung im zweiten Durchgang hatte dem gestrengen Fußballlehrer dabei ebenso gefallen wie die Tatsache, dass seine Mannschaft am Schluss fast noch gewonnen hätte, doch Eric Maxim Choupo-Moting ("das Tor hätte ich machen können") und Petar Sliskovic, der in der Nachspielzeit Rot sah (gefährliches Spiel) vergaben gute Möglichkeiten (84./87.).

"70 Minuten haben wir uns sehr schwer getan, überhaupt einen Zugang zum Spiel zu finden", bilanzierte Thomas Tuchel. "Ab der 70. Minute waren wir da, da hat das Tor geholfen. Und am Ende war es sogar ein schmeichelhaften Unentschieden für Nürnberg, weil wir noch zwei hundertprozentige Chancen hatten."

Sonderlob für Park

Dabei war es durchaus beeindruckend, mit welcher Coolness die Mainzer in der Schlussphase eine Nürnberger Mannschaft entzauberten, die spätestens ab dem Mainzer Ausgleich völlig den Faden verlor, bis zur 60. Minute aber das bessere Team gewesen war. Zumal es im Nürnberger Schneegestöber auch andere Erkenntnisse gab als die, dass die 05er mittlerweile in der Lage sind, auch widrige Spiele erfolgreich zu gestalten.

Auffallend war es zum Beispiel, dass der neue Keeper Loris Karius abgesehen von kleineren Wacklern im Stellungsspiel, eine gute Partie bot - Christian Wetklo, dem Tuchel ein Motivations-Defizit attestierte, war in Nürnberg nicht einmal mehr im Kader und dürfte Schwierigkeiten haben, in der Rückrunde verlorenen Kredit zurückzugewinnen.

Auch Joo-Ho Park, dem Tuchel "eine große Selbstverständlichkeit in seinem Spiel" zuschrieb, machte seine Sache gut. Den gelernten Außenbahnspieler, der "im Training der ballsicherste Spieler" sei, habe er deshalb ohne Bedenken auf die wichtige Sechserposition gestellt.

Wichtige Erkenntnisse

Tatsächlich rechtfertigte der Südkoreaner diese Maßnahme mit einem engagierten Auftritt. Zwar hatte der "Club" im ersten Durchgang ein klares Übergewicht im Mittelfeld, doch dass sich das mit zunehmender Spieldauer änderte, lag eben nicht zuletzt an Park, der nach einem überharten Foul von Nürnbergs Mike Frantz von Glück sagen konnte, dass er die Partie zu Ende spielen konnte.

Das war wiederum ein Glücksfall für das ganze Team, schließlich war der Ausgleich der Handlungsschnelligkeit Parks zu verdanken. Einen Fehlpass von Daniel Ginczek verwertete er blitzschnell mit einem zentimetergenauen Pass in die Schnittstelle zwischen den beiden Nürnberger Innenverteidigern Per Nilsson und Emanuel Pogatetz, der Rest oblag Shinji Okazaki (75.).  

Aus Nürnberg berichtet Christoph Ruf