Trotz aller Brisanz: Im Duell zwischen Bayern und Dortmund (hier Mario Mandzukic, r., gegen Lukasz Piszczek) geht es noch nicht um die Meisterschaft
Trotz aller Brisanz: Im Duell zwischen Bayern und Dortmund (hier Mario Mandzukic, r., gegen Lukasz Piszczek) geht es noch nicht um die Meisterschaft

Mit Druck, aber ohne Finalcharakter

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München - "Spiel der Giganten", "El Clasico", "Mega-Duell": Der deutsche Schlager zwischen Rekordmeister Bayern München und Doublegewinner Borussia Dortmund elektrisiert die Fußball-Welt und steht fast schon auf einer Stufe mit dem spanischen Klassiker zwischen Real Madrid und dem FC Barcelona.

"80 Prozent der Bayern-Spieler haben auf den Sack bekommen"

"Es ist schwer, da überhaupt noch Superlative zu finden", meinte Bayern-Trainer Jupp Heynckes angesichts des Hypes um die Partie. Erstmals wird das Gipfeltreffen am Samstag (ab 18 Uhr im Live-Ticker/Liga-Radio) gleich in 203 Ländern in voller Länge übertragen. Die Emotionen und Erwartungen sind riesig. Doch trotz aller Brisanz halten sich beide Seiten mit großspurigen Sprüchen und den üblichen Sticheleien zurück.



Selbst Bayern-Präsident Uli Hoeneß hat sich diesmal vornehme Zurückhaltung auferlegt: "Der Druck ist auch so schon groß genug", sagte Hoeneß. Immerhin geht es für den Herbstmeister darum, nach zwei Jahren ohne Titel und zuletzt vier Bundesliga-Niederlagen in Serie gegen den BVB die nationalen Machtverhältnisse wieder zurechtzurücken.

"80 Prozent der Spieler, die bei Bayern sind, haben die zwei Jahre mitgemacht und von Dortmund da eben auf den Sack bekommen - und das wollen wir natürlich umdrehen", machte Nationalspieler Thomas Müller deutlich. "Es ist an der Zeit, gegen Dortmund zu gewinnen", ergänzte Torwart Manuel Neuer mit Nachdruck.

Die Vorzeichen sind beim Prestigeduell der "beiden Ausnahmeteams" (Heynckes) klar. Bei einem Sieg hätte des FC Bayern, der fünf der letzten sechs Duelle gegen die Borussia verlor, bereits 14 Punkte Vorsprung auf den großen Rivalen - die Titelverteidigung für Dortmund wäre Utopie. Der FCB, sagte Heynckes, befinde sich deshalb "in einer sehr priviligierten Situation".

Sammer sieht keinen Finalcharakter



Dennoch unterstrich Münchens Superstar Franck Ribery angesichts der jüngeren und wenig erfolgreichen Vergangenheit, "dass das Spiel für uns noch ein bisschen wichtiger ist". Eine Ausgangslage, die Sportvorstand Matthias Sammer durchaus positiv sieht.

"Ich weiß, dass wir immer am besten sind, wenn wir unter Druck stehen. Deswegen wollen wir unter Druck stehen", sagte der 45-Jährige im Interview. Sammer, selbst über neun Jahre als Spieler und Trainer in Dortmund, will die Partie aber auch nicht überbewerten: "Es ist kein Finale - ein Finale ist leben oder sterben."

Lockerheit und Respekt machen beim BVB die Runde



Zeichen seien "bis hierher schon gesetzt", führte er weiter aus: "Bayern München muss aber wegkommen davon zu sagen, von diesem Spiel hängt alles ab." Klar wolle man gewinnen, "aber davon ist die Meisterschaft nicht abhängig."

Während Ribery, der vom Titel in dieser Saison "zu 100 Prozent" überzeugt ist, fordert, "locker" zu bleiben und sich "keinen Stress zu machen", kommt es auch für Sammer darauf an, "in jeder Phase trotz der Brisanz Souveränität auszustrahlen". Er sei aber "optimistisch, weil wir für dieses Spiel einen guten Plan haben werden".

Nicht nur deshalb meinte auch BVB-Coach Jürgen Klopp, "dass es für uns ein schwieriges Spiel wird. Die Bayern sind Favorit, spielen ihre eigene Saison." Zuletzt hatte er bereits festgestellt, "dass die Bayern eine andere Art an den Tag legen als vergangene Saison, sie sind gieriger und galliger". Dennoch, scherzte Klopp, "haben wir uns gedacht: Wir fahren trotzdem mal hin. Wir werden uns alles abverlangen müssen."

Hummels, Götze und Gündogan stehen zur Verfügung



Genau mit dieser laufintensiven Spielweise hatte der FC Bayern zuletzt seine liebe Müh und Not - abgesehen vom jüngsten Erfolg im Supercup im August (2:1) setzte es für die Münchner davor fünf bittere Pleiten, inklusive des 2:5-Debakels beim Pokalfinale im Mai. Entsprechend ist bei den hoch motivierten Münchnern Wiedergutmachung angesagt.

In Dortmund haben sie dagegen den Titel offenbar schon abgehakt, wie Mats Hummels überraschend einräumte: "Es sieht ja nicht so aus, als ob wir in der Bundesliga was holen", sagte der Innenverteidiger, fügte dann aber immerhin noch an: "Egal wie es ausgeht: Wenn wir das Ding gewinnen ist es keine Entscheidung, und wenn die Bayern gewinnen ist es auch keine Entscheidung im Titelrennen." Man wolle aber "natürlich nicht mit 14 Punkten Rückstand aus dem Spiel herausgehen".

Der BVB kann zwar wieder auf Hummels sowie Mario Götze und Ilkay Gündogan bauen, muss aber auf den verletzten Kapitän Sebastian Kehl verzichten. Bei den Bayern wird auf jeden Fall Bastian Schweinsteiger in die Startelf zurückkehren. Er war beim 2:0 in Freiburg nicht im Kader, um vor dem Schlager gegen den BVB keine Gelbsperre zu riskieren. Fehlen wird nach wie vor Superstar Arjen Robben (Muskelfaserriss).




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