Geschafft! Mitglieder des WFC #twerder feiern geminsam mit Ehrenpräsident Klaus-Dieter Fischer den Klassenerhalt - © © WFC #twerder
Geschafft! Mitglieder des WFC #twerder feiern geminsam mit Ehrenpräsident Klaus-Dieter Fischer den Klassenerhalt - © © WFC #twerder

Nummer 12 lebt! Großer Rückhalt für Werder

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Köln - Jack Dorsey ist CEO, Erfinder und Mitgründer von Twitter. Der 39-Jährige verfügt über ein geschätztes Vermögen von über zwei Milliarden US-Dollar. Und er hat dem SV Werder Bremen den Klassenerhalt gesichert. Zumindest indirekt. Die Erklärung dafür ist einfach: Ohne Twitter gäbe es keine Hashtags, ohne Hashtags gäbe es keine #greenwhitewonderwall und ohne #greenwhitewonderwall wäre der Bremer Aufschwung im Saisonendspurt kaum vorstellbar gewesen. Aber der Reihe nach.

Die Szenen haben alle Fans noch gut vor Augen: Nach dem Abpfiff der letzten Partie gegen Eintracht Frankfurt ist das Weserstadion außer Rand und Band und feiert den Klassenerhalt so enthusiastisch wie eine Meisterschaft. Mindestens. Gut einen Monat zuvor herrschte an selber Stelle Totengräberstimmung. Nach dem 1:2 gegen den FC Augsburg flossen in der Ostkurve ebenfalls Tränen. Damals waren es aber keine Freudentränen. Der ganze Frust über eine schwache Werder-Saison, in der die Bremer bis zu diesem Zeitpunkt nur zwei Heimsiege einfahren konnten, musste einfach raus. In die Tränen mischten sich auch zahlreiche Pfiffe und ganz viel Resignation.

Oasis springt in die Bresche

"Ich war von der Stimmung im Stadion schockiert. So kannte ich das Weserstadion gar nicht", erinnert sich Ingo Wagener, der nach dem Spiel gemeinsam mit Freunden beschloss: "Wir müssen etwas tun, so steigen wir ab." Wagener ist Mitglied im Fanclub "#twerder", der sich aus auf Twitter aktiven Werder-Fans zusammensetzt. In Bremen gibt es für diese Situationen schon einen Präzedenzfall: In der Saison 2012/13 war die Lage in Bremen schon einmal kritisch, wenn auch nicht so gefährlich wie in dieser Spielzeit. "ALLEz GRÜN" hieß damals das Motto vor dem 32. Spieltag. Damals genügten Werder zwei Remis zum Klassenerhalt. Das wäre in diesem Jahr deutlich zu wenig gewesen.

Diese Aktion hatte Steffen Scholz, Vorsitzender von "#twerder", noch im Kopf, als er auf die Idee der #greenwhitewonderwall kam. Inspiriert wurde er zudem vom legendären Support während eines Vorbereitungsspiels bei West Ham United. Ohne Pause sangen die mitgereisten Werder-Fans ihr Team zu einem 2:1-Erfolg und beeindruckten dabei auch mit dem Song "Wonderwall" von Oasis in Dauerschleife. Der Hashtag "greenwhitewonderwall" war geboren. Was danach kam, ist mit Sicherheit eine der spektakulärsten Geschichten der Bundesliga-Saison 2015/16.

Weserstadion mit 40.000 Stehplätzen

Was mit einem Busempfang mit etwa 3.000 Anhängern vor dem Spiel gegen den VfL Wolfsburg am 30. Spieltag begann, endete mit der kollektiven Ekstase zum Saisonfinish. Die Stimmung gegen Wolfsburg war gut, wurde von der Partie gegen den VfB Stuttgart aber noch übertroffen. Auch, weil Wagener eine geniale Idee hatte: "#morshoch" hieß das Motto vor dem ersten Abstiegsendspiel gegen den VfB. Mors hoch bedeutet so viel wie den Allerwertesten hoch zu bekommen. Und das Weserstadion bekam den Mors hoch. 90 Minuten standen die Zuschauer - egal, auf welcher Tribüne.

"Als ich gesehen haben, dass auch die Nord und die Süd mitgemacht haben, habe ich erst eine Gänsehaut und dann noch eine Gänsehaut auf der Gänsehaut bekommen", so Wagener. Der Funke sprang an diesem Montagabend aufs Team über und Werder fegte den VfB mit 6:2 vom Platz.

Durch den überraschenden Heimsieg von Eintracht Frankfurt gegen den BVB spitzte sich für den SV Werder die Lage vor dem 34. Spieltag noch einmal dramatisch zu. Nur ein Sieg würde den direkten Klassenerhalt bedeuten. Im Vorfeld unterstrich die ganze Stadt den herausragenden Rückhalt, den Werder in Bremen genießt. Grün und Weiß zierte die Straßen, so weit das Auge blickte. Und jedes kleine Fähnchen lieferte einen kleinen Beitrag zum Klassenerhalt.

Sause mit dem Ehrenpräsidenten

Drei Heimspiele in Serie gewann der SV Werder mit der grün-weißen Wand im Rücken. In den 14 vorherigen Partien im Weserstadion kamen gerade einmal elf Zähler zusammen. Die wiederentdeckte Heimstärke war der Garant für den Klassenerhalt. Und das wussten auch die Bremer Verantwortlichen. "Bremen hat zwar nur rund eine halbe Millionen Einwohner, heute waren es aber gefühlt doppelt so viele, die hinter uns standen. Viele Punkte die wir erreicht haben, gehören den Fans", sagte Thomas Eichin nach dem 1:0-Erfolg gegen Frankfurt.

Im Eisen, der Stamm- und Gründungskneipe des Fanclubs #twerder, hängt die Dankbarkeit des Clubs mittlerweile an der Wand: Ein gerahmtes Trikot mit der Nummer 12, unterschrieben von den Spielern, überreicht von Klaus Filbry. Noch am Abend des Klassenerhalts bekam das Unikat einen Ehrenplatz im Eisen, wo viele Mitglieder des Fanclubs den Klassenerhalt feierten. Die Freude war groß, als dann noch Klaus-Dieter Fischer, Werders Ehrenpräsident, vorbeischaute, um sich für die tolle Unterstützung zu bedanken und auf das glückliche Saisonende anzustoßen.

"Das war ein ziemlicher Kraftakt und ich hoffe nicht, dass wir das jetzt jedes Jahr machen müssen", befindet Wagener mit einigen Tagen Abstand. Sein Wunsch für die kommende Saison sieht dementsprechend so aus: "Ein entspannter 8. Platz." Die #greenwhitewonderwall wird dann imme mit dabei sein. #twerder-Vorsitzender Steffen Scholz trägt sie mittlerweile als Tatoo auf dem rechten Bein. Dann kann ja eigentlich nichts mehr schief gehen.

Florian Reinecke

Die Chronologie der #greenwhitewonderwall auf Twitter