Daniel van Buyten absolvierte beim 3:1-Sieg der Bayern in Wolfsburg sein 150. Bundesligaspiel
Daniel van Buyten absolvierte beim 3:1-Sieg der Bayern in Wolfsburg sein 150. Bundesligaspiel

Mit dem Hünen auf den Olymp

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Es ist noch nicht lange her, da konnte Daniel van Buyten nach Spielen seines FC Bayern München meist recht unbehelligt nach dem Duschen durch die Mixed-Zone schreiten. Eher selten war der Belgier in seinen ersten drei Jahren beim Rekordmeister ein umlagerter Gesprächspartner, hier und da wurde er als Übersetzer für Gespräche mit seinem französischsprachigen Freund Franck Ribery benötigt.

Mitten im beeindruckenden Leistungshoch der Münchner haben sich diese Rollen neu verteilt. Während Ribery wegen seiner häufigen Verletzungen in dieser Saison eher selten in der Interviewzone anzutreffen war, wird der Pulk der Journalisten um van Buyten immer größer.

"Meine beste Phase bei Bayern"

Der Stellenwert des 32-jährigen Innenverteidigers ist unter dem neuen Trainer Louis van Gaal immens gestiegen - und das nicht nur, weil van Buyten mit sechs Toren bislang viertbester Schütze der Bayern in der Bundesliga ist.

"Er blüht richtig auf. Hinten räumt er ab, vorne schießt er wichtige Tore. Ich glaube, dass er in seinem Alter jetzt noch mal einen großen Schritt gemacht hat", sagt Kollege Mario Gomez.

Van Buyten hat eine einfache Erklärung für seine Stärke: "Ich habe den Kopf frei, kann mich nur auf meinen Job konzentrieren und versuche, meine beste Leistung abzurufen. Bei Bayern ist das meine beste Phase."

Aufschwung unter van Gaal

Der Durchbruch kam für ihn zu einer Zeit, als viele schon gar nicht mehr so sehr mit van Buyten gerechnet hatten. Drei Jahre streifte sich der Belgier bereits das Trikot der Münchner über, als im Sommer van Gaal das Zepter an der Säbener Straße übernahm. Im ersten Jahr war van Buyten zwar Stammspieler, kassierte mit der Bayern-Abwehr aber 40 Gegentore und wurde letztlich nur Vierter. "Das erste Jahr war schwierig, weil die Mannschaft Probleme hatte, sich zu finden. Es war viel Unruhe in der Mannschaft und von außen", blickt van Buyten zurück.

In der darauf folgenden Spielzeit zieht ihm Coach Ottmar Hitzfeld Lucio und Martin Demichelis vor, daran ändert sich in der Saison 2008/09 unter Jürgen Klinsmann nicht viel. Vor einem Jahr hatte van Buyten bis zum 21. Spieltag gerade einmal neun Bundesligaspiele von Beginn an absolviert und dabei zwei Tore erzielt.

Im vergangenen Sommer ließen die Bayern Lucio zu Inter Mailand ziehen, doch nicht nur deshalb ist van Buyten inzwischen im Aufwind. Er macht vor allem van Gaal dafür verantwortlich. "Er wollte uns kennenlernen und hat gesagt: 'Für mich fangt ihr alle bei Null an. Ihr müsst mir durch eure Qualität beweisen, wer spielen will'", berichtet der 1,96-Meter-Hüne.

Verteidiger mit Stürmerqualitäten

Und van Buytens Qualität überzeugte van Gaal, der den Belgier bislang in jedem Bundesligaspiel in seine Startelf beorderte. Von einem Einsatz im DFB-Pokal gegen die SpVgg Greuther Fürth wurde er lediglich von einem Magen-Darm-Virus abgehalten. Insgesamt stand van Buyten in dieser Bundesliga-Saison nur 52 Minuten nicht für die Bayern auf dem Rasen - und ist voll des Lobes für van Gaal: "Mit dem Trainer habe ich mich noch verbessert. Er hat Dinge aus mir herausgeholt, die ich mir nicht zugetraut hatte."

Die augenscheinlichste Sonderqualifikation des Verteidigers van Buyten überraschte allerdings weniger: seine Torgefährlichkeit bei Standardsituationen. "Ich habe als junger Spieler immer Stürmer gespielt und bin dann als Profi zurückgerückt. Erst ins Mittelfeld, dann in die Abwehr. Vielleicht liegt es daran", vermutet der derzeit torgefährlichste Verteidiger der Bundesliga.

Zudem ist es nicht das erste Mal, dass er im gegnerischen Strafraum glänzt. In der Saison 2002/03 war er mit acht Ligatreffern gar bester Torschütze seines damaligen Arbeitgebers Olympique Marseille. Aber auch die bislang neun Pflichtspieltore (sechs in der Bundesliga, zwei im DFB-Pokal und eines in der Champions League) in dieser Saison für die Bayern sprechen eine eindeutige Sprache.

Beim FC Bayern hoch im Kurs

Da verwundert es nicht, dass die Münchner vor wenigen Tagen den auslaufenden Vertrag van Buytens um zwei Jahre bis zum 30. Juni 2012 verlängert haben - auch wenn die Bayern mit Spielern jenseits der 30 eigentlich nur noch um ein Jahr verlängern.

"Bei uns ist nichts in Stein gemeißelt. Wichtig ist, dass wir wissen, dass der Spieler zum FC Bayern passt, und dass wir ihm zutrauen, mindestens noch zwei Jahre auf diesem hohen Niveau spielen zu können. Das ist bei Daniel van Buyten der Fall", lobt Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge den Abwehrchef.

"Bayern kann die Champions League gewinnen"

Der Gelobte freut sich über den Vertrauensbeweis der Clubführung. "Woanders hätte ich mehr verdienen können. Ich hatte gute Angebote aus dem Ausland, aber man muss sich wohlfühlen", erzählt van Buyten. Von der sportlichen Perspektive in München ist er ohnehin überzeugt: "Der Verein hat die Perspektive, in den nächsten Jahren die Champions League zu gewinnen."

In der jetzigen Verfassung ist van Buyten bei diesem Vorhaben ein wichtiges Puzzleteil. Zudem könnte er auch ein Argument für Freund Ribery sein, über das Saisonende hinaus in München zu bleiben.

Die Zeiten, in denen van Buyten in München unter dem öffentlichen Radar hindurchflog, sind so oder so längst vorbei.

Matthias Becker