Bastian Schweinsteiger bejubelt mit Mario Gomez und Thomas Müller (v.l.n.r.) den Kantersieg gegen den HSV
Bastian Schweinsteiger bejubelt mit Mario Gomez und Thomas Müller (v.l.n.r.) den Kantersieg gegen den HSV

Mit breiter Brust

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München - Mit durchweg glücklichen Gesichtern schlenderten die Bayern am frühen Samstagabend durch die Katakomben der Allianz Arena. Sie waren überaus zufrieden mit einem nahezu perfekten Auftritt gegen den Hamburger SV.

Die im Vorjahr so gefürchtete Offensive des Rekordmeisters kam beim deutlichen 5:0 gegen die Hanseaten so richtig ins Rollen.

"Jeder wollte etwas reißen"

Mario Gomez schwärmte von der "Art und Weise wie wir gespielt haben". "Jeder wollte bei den Angriffen dabei sein und etwas reißen, jeder war in Bewegung", lobte der Stürmer, der das 4:0 erzielte und nachher schmunzelnd über das Ende seiner Durststrecke sprach: "Es waren zwei Bundesligaspiele, ein halbes Länderspiel und eine Partie in der Champions-League-Quali. Ich habe mich gut gefühlt und wusste, dass ich wieder treffe."

Das wiederum freute auch Bastian Schweinsteiger ganz besonders. "Halleluja, dass er ein Tor gemacht hat", so der Mittelfeldspieler mit einem Augenzwinkern und dann ernster: "Er ist weltklasse. Wir haben großes Vertrauen in ihn."

Wichtiger als Gomez' Mini-Flaute sei gewesen, dass "wir in der zweiten Halbzeit nicht die Arbeit eingestellt haben". Nach Treffern von Daniel van Buyten (13.), Franck Ribery (17.) und Arjen Robben (34.) wirbelten die Münchner auch nach dem Seitenwechsel die "Rothosen" mächtig durcheinander. Mit Gomez' Tor (56.) und dem von Ivica Olic (80.) war der Gegner noch richtig gut bedient (Meldung: Olic erneut schwer verletzt). Thomas Müller, der als Zehner anstelle von Toni Kroos für viel Schwung sorgte, zeigte sich selbstkritisch und "hätte selbst ein oder zwei Tore erzielen müssen".

Vorne verschwenderisch - hinten stabil

"Es gibt immer Dinge, die wir verbessern können. Wir dürfen uns nicht ausruhen", meinte Schweinsteiger die teilweise fahrlässige Chancenverwertung. Die sah auch Arjen Robben als einziges Manko: "Wenn man kritisch sein will, dann könnte man sagen, wir hätten noch ein paar Tore mehr machen müssen", sagte der Niederländer. Der sprühte - nicht nur bei seinem Solo zum 3:0 - vor Spielfreude wie eh und je, obwohl ihn weiterhin Rückenschmerzen plagen.

Auch mit der Defensivleistung konnten die Bayern durchaus zufrieden sein. Manuel Neuer hatte einen nahezu beschäftigungslosen Nachmittag, vor ihm machten van Buyten und Holger Badstuber die Mitte dicht. Der Belgier vertrat Jerome Boateng hinten sicher und glänzte obendrein als Torschütze. Neben dem Wechsel Müller für Kroos trug also auch diese Rotationsmaßnahme von Jupp Heynckes Früchte.

In den bisherigen fünf Pflichtspielen haben Neuer und Co. erst ein Gegentor kassiert, die Abwehrreihe ist also wie gewünscht stabiler geworden. "Wir haben sehr zielstrebig agiert, waren läuferisch überzeugend und sehr homogen", sagte Heynckes, um dann zu betonen, "dass wir wieder zu Null gespielt haben. Wir haben nichts zugelassen."

"Noch achtsam sein"

Jetzt geht es für die Bayern darum, trotz des Siegesrausches die Anspannung hoch zu halten bis Dienstag, wenn das zweite "wichtigste Spiel der bisherigen Saison" beim FC Zürich ansteht. "Wir wollen zu Null spielen, dann sind wir in der Champions League", gibt Gomez die Marschroute vor: "Wir müssen da keine Gala hinlegen."

Müller nennt das 2:0-Polster aus dem Hinspiel "gut, aber nicht sehr gut". "Wir müssen noch achtsam sein", fordert der 21-Jährige.

Für den gesamten Verein steht viel auf dem Spiel, die "Königsklasse" ist der selbstverständliche Anspruch der Münchner. "Wir sind noch nicht qualifiziert. Aber die Brust ist natürlich ein bisschen breiter, wenn man so ein Spiel hinter sich hat", sagte Schweinsteiger lächelnd.

Aus der Allianz Arena berichtet Tim Tonner