Gerhard Tremmel stand in dieser Saison in allen 33 Bundesliga-Spielen für Cottbus zwischen den Pfosten
Gerhard Tremmel stand in dieser Saison in allen 33 Bundesliga-Spielen für Cottbus zwischen den Pfosten

"Mit aller Macht die Erstklassigkeit wahren"

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Dass der FC Energie Cottbus auch in dieser Saison wieder gegen den Abstieg spielen würde, kommt für niemanden überraschend. Dennoch hatte man in der Lausitz gehofft, am letzten Spieltag bereits das rettende Ufer erreicht zu haben.

Stattdessen droht Cottbus der zweite Abstieg aus der Bundesliga in der Vereinsgeschichte. Das schlechtere Torverhältnis gegenüber Arminia Bielefeld trennt Energie vom Relegationsplatz. Bis zu Rang 15 sind es gar drei Zähler.

Dennoch gibt man sich in der Lausitz gewohnt kämpferisch - allen voran Gerhard Tremmel. Der Torhüter, der seinen Vorderleute in dieser Saison in allen bisherigen 33 Spielen den Rücken freigehalten und sie nach vorn gepeitscht hat, glaubt fest an einen Sieg im letzten Spiel.

"Wir sind fest entschlossen, unsere letzte Chance zu nutzen", sagt er im Gespräch mit bundesliga.de. Tremmel spricht über die Chancen auf den Klassenerhalt, die Schwierigkeiten der vergangenen Wochen und den Stellenwert des Fußballs in der Lausitzer Region.

bundesliga.de: Herr Tremmel, Cottbus steht nach dem 0:2 in Stuttgart endgültig mit dem Rücken zur Wand. Was stimmt Sie dennoch optimistisch, dass Energie die Klasse erneut halten wird?

Gerhard Tremmel: Optimistisch bin ich nur, was unser letztes Spiel betrifft. Das haben wir selbst in der Hand. Alles andere können wir leider nicht mehr beeinflussen, sind von anderen Ergebnissen abhängig.

bundesliga.de: Auch wenn das Ergebnis des Stuttgart-Spiels die Experten bestätigt, es hätte durchaus anders laufen können. Ist die mangelnde Chancenverwertung das Manko der vergangenen Wochen?

Tremmel: Das allein für unseren jetzigen Tabellenplatz ins Feld zu führen, wäre sicherlich zu einfach. Wir hatten gegen den Favoriten aus Stuttgart eine Großchance. Die war nicht drin. Zuletzt haben wir insgesamt zu wenig Torgefahr entwickelt, auch weil wichtige Offensivkräfte ausgefallen sind.

bundesliga.de: Schon im Spiel gegen Gladbach in der Woche zuvor hat Ihre Mannschaft die große Chance auf Punkte liegen gelassen. Wie schwer fällt es, sich da immer wieder neu zu motivieren?

Tremmel: Für den Kopf ist das nicht einfach, kein positiver Druck. Aber wir sind Profis und kämpfen so lange um unsere Chance, wie sie existiert. Es wäre fatal, sich hängen sich zu lassen. Das hat Energie noch nie getan.

bundesliga.de: Zuhause präsentierte sich Energie in dieser Saison nicht so stark wie in der Vergangenheit. Worin sehen Sie die Gründe dafür?

Tremmel: So pauschal lasse ich das nicht gelten. Wir haben gegen den designierten Meister aus Wolfsburg zu Hause ein starkes Spiel gemacht und gewonnen. Auch gegen Bremen, Bielefeld und Hannover. In anderen Partien wie gegen Gladbach fehlte uns auch personell bedingt die Wucht, ein Heimspiel mit Macht zu unseren Gunsten zu entscheiden.

bundesliga.de: Wie wird die Stimmung auf den Rängen des Stadions der Freundschaft am Samstag Ihrer Meinung nach sein?

Tremmel: Die Fans sind toll, sie unterstützen uns fantastisch. Wie die Stimmung auf den Rängen nach dem Abpfiff der Saison sein wird, vermag ich nicht zu beurteilen.

bundesliga.de: Was können die Zuschauer am Samstag von Cottbus erwarten? Wie muss die Mannschaft gegen Leverkusen auftreten?

Tremmel: Die Zuschauer erwarten zu Recht, dass wir alles geben und in die Waagschale werfen, was wir haben. Wir sind fest entschlossen, unsere letzte Chance zu nutzen.

bundesliga.de: Ausgerechnet gegen Leverkusen hat Cottbus keine gute Heimbilanz (ein Sieg, ein Remis, drei Niederlagen). Warum scheint die Werkself den Lausitzern nicht zu liegen?

Tremmel: Von solchen Statistiken halte ich nicht viel. Im Hinspiel haben wir ein 1:1 geholt, im Vorjahr wurden uns gegen Bayer zwei reguläre Treffer nicht anerkannt und wir unterlagen durch einen Elfmeter mit 2:3. Nur das nackte Resultat zu betrachten, ist zu oberflächlich.

bundesliga.de: Ist der 15. Platz und die damit verbundene direkte Rettung überhaupt realistisch? Oder muss man eher auf die Relegation bauen?

Tremmel: Realistisch ist, dass wir unser Heimspiel gewinnen können. Alles andere werden wir sehen.

bundesliga.de: Im vergangenen Jahr konnte Cottbus den Sensationssieg über den FC Bayern als Startschuss für ein tolles Finish nutzen. Doch in dieser Saison holte Energie nach dem Sieg gegen Wolfsburg nur einen Punkt aus vier Spielen. Warum wollte der Funke dieses Erfolgs nicht überspringen?

Tremmel: Wir lagen nach dem Sieg gegen Wolfsburg auf Kurs und haben in Karlsruhe wie erhofft einen Punkt geholt. Richtig enttäuschend war danach nur die unglückliche 0:1-Niederlage gegen Gladbach in der Schlussminute

bundesliga.de: Wie wichtig wäre der Klassenerhalt auch für die Region und den Fußball im Osten im Allgemeinen?

Tremmel: Ich kann nicht beurteilen, welchen Stellenwert die Ligazugehörigkeit von Energie für das Selbstwertgefühl im Fußball-Osten hat. Allerdings weiß ich, welche Bedeutung die Bundesliga für Cottbus, die Fans, die Mitarbeiter des FCE und die ganze Region hat. Deshalb versucht Energie Jahr für Jahr mit aller Macht, die Erstklassigkeit zu wahren.

Die Fragen stellte Sebastian Stolz