Timmy Simons (l.) verlädt Torhüter Oliver Baumann und schiebt locker ins rechte untere Toreck ein
Timmy Simons (l.) verlädt Torhüter Oliver Baumann und schiebt locker ins rechte untere Toreck ein

Mister Zuverlässig und die geglückte Dramaturgie

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Nürnberg - Timmy Simons ist beim 1. FC Nürnberg die Zuverlässigkeit in Person. Am Samstag absolvierte der belgische Nationalspieler sein 100. Ligaspiel für die Franken.

Ältester Feldspieler der Liga

Die Dramaturgie passte perfekt. Wer anders als Timmy Simons wäre schließlich besser geeignet gewesen, um einen Elfmeter zu verwandeln, den Schiedsrichter Felix Zwayer gepfiffen hatte, nachdem Freiburgs Cedrick Makiadi der Ball im Strafraum an die Hand gesprungen war.

Simons lief an und traf zur Nürnberger 1:0-Führung (33.). Es war sein sechster verwandelter Elfmeter in Folge. Eine 100-Prozent-Quote für den Mann, der gegen den SC sein 100. Bundesligaspiel im Dress des 1. FC Nürnberg bestritten hat.



Schon vor dem Anpfiff hatte der 1. FC Nürnberg alles getan, um die Wertschätzung für den 36-Jährigen zu dokumentieren. Simons Konterfei zierte das Cover des "Club Magazins", im Innenteil folgte eine zehnseitige Interviewstrecke. Doch damit nicht genug: Als von der Videoleinwand ein filmisches Porträt des Belgiers gezeigt wurde, applaudierten einige Club-Fans spontan.

Der Mann, der seine vierte Spielzeit beim fränkischen Traditionsverein spielt, ist den Fans längst ans Herz gewachsen. Simons ist der ältester Feldspieler der Bundesliga und ragt mit seinem Alter selbst aus dem erfahrenen Nürnberger Kader - gegen Freiburg betrug das Durchschnittsalter der Anfangsformation 26,6 Jahre - deutlich heraus.

Doch aufgrund seiner Zuverlässigkeit und seiner geringen Fehlerquote ist Simons längst ein unverzichtbarer Stammspieler bei den Franken. Hinzu kommt, dass er variabel einsetzbar ist. Denn auch, wen der zurückhaltende Familienvater ("Ich spiele lieber im Mittelfeld") kein Hehl aus seiner Wunschposition macht - Anlass zur Klage liefert er auch nicht, wenn er auf der Innenverteidigerposition aushelfen muss. Wie in der Vorwoche, als er beim 0:0 gegen den VfB Stuttgart Timm Klose ersetzte und eine gute Partie spielte.

Hohe Wertschätzung vom Trainer



Schon Dieter Hecking, der Simons vom PSV Eindhoven zum Club holte, hielt große Stücke auf den 92-fachen belgischen Nationalspieler, der immer noch zum erweiterten Kader seiner Landesauswahl zählt .

Doch auch Heckings Nachfolger Michael Wiesinger, der an der ein oder anderen Stellschraube im Nürnberger Kader gedreht hat, setzt auf die Dienste des "enorm zuverlässigen" (Raphael Schäfer) Mittelfeldmannes.
Simons wiederum wollte in der Interviewzone gar nicht lange auf sein Jubiläum eingehen.

Wichtiger sei ihm die sportliche Lage beim Club, betonte er nach dem leistungsgerechten 1:1 gegen Freiburg. "Wichtig ist jetzt, dass die Heimserie hält. Wir wollen in jedem Spiel punkten, drei Punkte sind klar besser als einer, aber das Remis heute war gerecht. Wir haben die Qualität, um in jedem Spiel Punkte mitzunehmen, auch in Augsburg."

Der Stoiker zeigt Einblicke



Doch bei aller Sachlichkeit kann auch der Stoiker Simons Einblicke in sein Gefühlsleben geben.

In der Nürnberger Stadionzeitung bekannte er sich jedenfalls deutlich zu seinem Arbeitgeber: "Ich bin nun schon seit drei Jahren bei diesem Traditionsverein und habe ihn kennengelernt und somit verinnerlicht, was es heißt, für die Leute und die Fans zu spielen."

Aus Nürnberg berichtet Christoph Ruf