Lothar Matthäus hatte von Wien über Belgrad, Ungarns Nationalelf, Paranaense, Salzburg bis hin zu Maccabi Netanya schon viele Trainerstationen
Lothar Matthäus hatte von Wien über Belgrad, Ungarns Nationalelf, Paranaense, Salzburg bis hin zu Maccabi Netanya schon viele Trainerstationen

Mission Matthäus mit Maccabi

xwhatsappmailcopy-link

Wie die Ankunft des Messias im gelobten Land wirkte die Szenerie nicht unbedingt. Als die Maschine von Lothar Matthäus auf dem Ben-Gurion-Flughafen bei Tel Aviv gelandet war, wurde der deutsche Rekordnationalspieler (150 Einsätze) von lediglich 100 Fans seines neuen Clubs Maccabi Netanya und 20 Journalisten begrüßt.

Immerhin ließen sich die wenigen Anhänger des Vizemeisters zu "Lothar-Sprechchören" hinreißen und überreichten dem ersten deutschen Coach in Israel zu Beginn seiner Pionierarbeit einen schwarz-gelben Vereinsschal.

Wechsel nach Netanya hat nicht nur sportliche Gründe

In Zukunft soll allerdings Matthäus die Fans beschenken. Die Anhänger des Clubs aus der 180.000 Einwohnwer zählenden Stadt, die zwischen Tel Aviv und Haifa liegt, setzen große Hoffnungen in den 47-Jährigen. Matthäus soll den Verein in den UEFA-Cup führen und Meister Beitar Jerusalem an der Spitze ablösen.

"Ich bin schon lange ein Fan von Israel, ich mag Land und Leute und habe dort viele Freunde. So ist der Wechsel nach Netanya nicht nur sportlich, sondern auch privat eine gute Sache für mich", äußerte sich Matthäus auf seiner Internetseite zu seiner neuen Aufgabe beim Club unter der Führung des Frankfurter Geschäftsmanns Daniel Jammer.

Maccabi war zwei Mal Vizemeister

Jammer verspricht Matthäus in einem Interview mit der Tageszeitung Welt, dass er sich "zwei bis drei neue Spieler" aussuchen kann: "Er ist unser nächster Adrenalinstoß", sagte er. Den Zweijahresvertrag für Matthäus betrachtet Jammer als flexibel: "Wenn er die Möglichkeit bekommt, bei einem großen Club anzudocken, werde ich sie ihm nicht nehmen. Wir sind da nicht so streng."

Im Jahr 2006 hatte Jammer den fünfmaligen Meister, der seinen bisher letzten Titel im Jahr 1983 holte, übernommen. Seitdem wurde der 1934 gegründete Club zwei Mal Vizemeister. Doch die jüngsten Erfolge können über die Schwierigkeiten des Vereins im Bereich der Infrastruktur nicht hinwegtäuschen.

Eine halbe Million Euro im Jahr

Zuletzt musste das Team seine Punktspiele in der Liga ("Ligat Ha'al Israel") noch im heruntergekommenen Sar-Tov-Stadion vor nicht einmal 4000 Zuschauern im Schnitt absolvieren. Das wird zunächst auch so bleiben, da die neue Arena vor den Toren der Stadt, deren Bau rund 25 Millionen Euro kostet und die 12.000 Besuchern Platz bieten soll, noch nicht fertig ist.

Von diesen Problemen wollte sich Matthäus, der Anfang Mai seine Fußballlehrer-Lizenz nach einem Sonderlehrgang erworben hatte und in Israel angeblich eine halbe Million Euro im Jahr verdienen soll, aber nicht abschrecken lassen.

Israelische Teams sollen sich in Europa etablieren

"Ich weiß, dass der Club gut aufgestellt ist und vernünftige Strukturen geschaffen hat", sagte der Kapitän des Weltmeisterteams von 1990. Zuletzt hatte Matthäus von Mai 2006 bis Juni 2007 an der Seite von Giovanni Trapattoni als Co-Trainer bei Red Bull Salzburg gearbeitet. Davor war der deutsche Ehrenspielführer als Trainer bei Rapid Wien, Partizan Belgrad, der ungarischen Nationalmannschaft sowie dem brasilianischen Klub Atletico Paranaense tätig.

Bei seinem neuen Arbeitgeber sieht Matthäus, der mit seiner Mannschaft am 26. Juli ein Testspiel gegen Werder Bremen bestreiten wird, großes Potenzial: "Natürlich wird der israelische Fußball derzeit noch belächelt, aber man ist dort auf dem richtigen Weg, was auch schon die vielen israelischen Profis zeigen, die im Ausland spielen, besonders in England. Es ist durchaus denkbar, dass die israelische Nationalmannschaft bei Turnieren und auch die Vereinsmannschaften im Europapokal eine wichtige Rolle spielen werden."