Bei der U-21-EM im Juni in Dänemark führte Michael Mancienne (l.) die Engländer als Kapitän auf den Rasen
Bei der U-21-EM im Juni in Dänemark führte Michael Mancienne (l.) die Engländer als Kapitän auf den Rasen

Mighty Mouse 2.0?

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Köln - Michael Mancienne ist der zweite Engländer, der in der 48-jährigen Bundesliga-Geschichte des Hamburger SV das Trikot mit der Raute überstreifen wird. Der erste war kein Geringerer als Kevin Keegan, auch "Mighty Mouse" genannt, der von 1977 bis 1980 an der Elbe spielte und mit dem HSV 1979 Deutscher Meister sowie 1980 Vize-Meister und Zweiter im Europapokal der Landesmeister wurde. 1978 und 1979 war er darüber hinaus "Europas Fußballer des Jahres".

Es wäre vermessen, von Hamburgs neuem Mann von der Insel zu erwarten, dass er 31 Jahre später in die übergroßen Fußstapfen seines prominenten Vorgängers treten müsse.

Kapitän der englischen U-21-Nationalmannschaft

Keegan kam damals mit 26 zum HSV, war englischer Nationalspieler und hatte mit dem FC Liverpool schon jede Menge nationaler und internationaler Titel gewonnen. Mancienne will das alles erst noch erreichen.

Der 23-Jährige war Kapitän der englischen U-21-Nationalmannschaft, die bei der EM in Dänemark bereits in der Vorrunde ausgeschieden ist. Insgesamt bestritt er ab der U-16 über 60 Spiele in den verschiedenen Auswahlmannschaften der Engländer, 30 davon in der U21. 2009 verlor er das EM-Finale gegen die deutsche U-21-Mannschaft mit 0:4.

Schon als Kind beim FC Chelsea

Obwohl er bereits im Januar 2006 einen Profivertrag beim FC Chelsea - für den er bereits seit seinem neunten Lebensjahr spielte - unterschrieben hatte, absolvierte er bis 2011 lediglich vier Ligaspiele für die "Blues". Seine erste Profierfahrung sammelte er ab Ende 2006 bei den Queens Park Rangers, für die er anderthalb Spielzeiten am Ball war.

Die letzten zweieinhalb Jahre trug er das Trikot der Wolverhampton Wanderers, für die er in der letzten Saison aufgrund einer Knieverletzung nur 16 Mal im Einsatz war. An beide Klubs war Mancienne von seinem Stammverein Chelsea ausgeliehen worden.

Vielseitig verwendbar

Kämpften die "Wolves" in den letzten beiden Spielzeiten erfolgreich um den Klassenerhalt in der englischen Premier League, so sind die Ansprüche der Hamburger ungleich höher. Der HSV möchte zurück nach Europa. Dabei will der gebürtige Londoner, dessen Großvater Nationalspieler der Seychellen war, mithelfen. Er könnte dies sowohl auf seiner eigentlichen Stammposition in der Innenverteidigung tun als auch im defensiven Mittelfeld oder rechts in der Viererkette.

Der 1,84 Meter große Modellathlet wird sicher dazu beitragen, die Hamburger Defensive zu stabilisieren: nach 52 Gegentoren in der letzten Saison sicher eine der größeren Baustellen von Trainer Michael Oenning. Eine besondere Tormelodie für die Treffer des Engländers muss sich die Stadionregie allerdings nicht unbedingt überlegen: In 118 Ligaspielen gelang dem Defensiv-Allrounder kein einziger Treffer.

Lob von HSV-Sportchef Arnesen

Bis 2015 hat Mancienne, dem Hamburgs neuer Sportchef Frank Arnesen großes Potenzial bescheinigt, beim HSV unterschrieben. Die 90 Einsätze von Keegan könnte er in dieser Zeit übertreffen, die 32 Treffer eher nicht. Sollten die Hamburger an ihre sportlichen Erfolge der Keegan-Ära anknüpfen können, dürfte das an der Elbe niemanden stören. Mancienne hätte dann seinerseits große Fußstapfen für den nächsten Engländer hinterlassen.

Florian Reinecke