Meisterliche Tiefenentspannung

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Dortmund - Man kann Jürgen Klopp sicher viele Talente nachsagen. Als Prophet, der in die Zukunft schauen kann, ist er bislang aber nicht aufgetreten. Und doch umspielte Klopps Lippen schon unmittelbar nach dem torlosen Remis des BVB gegen Schalke dieses gelassene Lächeln, als er sein Fazit zog: "Wichtig ist, dass man solche Spiele richtig bewertet: Wir haben einen Punkt mehr als vor dem Spiel!"

48 Stunden später weiß die frustrierte Konkurrenz, was das heißt: Der Spitzenreiter hat sogar mit einer Nullnummer im Derby gegen den "FC Neuer 04" und einem Dutzend vergebener Großchancen seinen Vorsprung in der Tabelle ausgebaut. Die Verfolger patzten einmal mehr, so dass auch das beste Team der Rückrunde aktuell wieder aus Dortmund kommt.

Keine Panik trotz zwei Heimspielen ohne Sieg

Auch die regelmäßigen Punktverluste der Konkurrenz mögen ein Grund sein, warum beim BVB alle so entspannt bleiben, obwohl man jetzt zwei Heimspiele in Serie nicht gewinnen konnte. Vor allem aber demonstrierte diese junge Mannschaft auch nach dem Spiel gegen Schalke, wie sehr sie in sich ruht, wie sehr sie an sich glaubt und wie wenig sie sich von suboptimalen Ergebnissen von ihrem Weg abbringen lässt.

"Natürlich wird das auch dieses Mal nichts bei uns auslösen, was uns irgendwie in Panik verfallen lässt", erklärte Mats Hummels ebenso entspannt wie überzeugt. Den Grund lieferte der Innenverteidiger, der die meisten Ballkontakte (77) aller Spieler hatte, gleich mit: "Wir haben auch gegen Schalke wieder einmal gezeigt, dass wir mehr gute Chancen kreieren, als das einer anderen Mannschaft gelingt. Wir spielen den besten Fußball der Bundesliga."

"Alles versucht, aber Manuel Neuer war unglaublich"

Auch Klopp machte seiner Mannschaft keinen Vorwurf, "weil sie immer wieder bereit ist, an die eigene Leistung anzuknüpfen. Wir hatten weder zu wenig Chancen noch zu wenig Konsequenz". Spiel und Statistik geben dem Trainer Recht. Bereits nach 35 Minuten standen 9:0-Torschüsse zugunsten der Borussia zu Buche, die konsequent weiter das Tor des Gegners attackierte. 20 Torschüsse und zwei Pfostentreffer waren es am Spielende.

"Wir hatten viel Ballbesitz und haben den Ball gut laufen lassen. Es ist wichtig, dass wir uns immer wieder diese Chancen herausspielen", gab sich auch Nuri Sahin nicht unzufrieden: "Wir haben eigentlich alles richtig gemacht - aber dann kam Neuer."

Dass nicht eigenes Unvermögen und Nachlässigkeiten den BVB-Sieg verhindert haben, sondern Schalkes Keeper mit seiner Weltklasseleistung, darüber waren sich alle einig. Hummels adelte ihn umgehend zum "besten Torhüter der Welt". Und auch Felipe Santana staunte: "Wir haben alles versucht, aber Manuel Neuer war unglaublich."

Guter Dinge nach Kaiserslautern

Allerdings verblüffte auch der Brasilianer selbst: Als Ersatz für den gesperrten Neven Subotic und in seinem ersten Saisonspiel von Beginn an avancierte der Verteidiger mit einer Quote von 75 Prozent gewonnenen Duellen zum zweikampfstärksten Akteur auf dem Platz. Und lieferte einmal mehr den Beweis, warum in dieser Spielzeit auch die BVB-Reserve eine echte Bank ist.

In Dortmund gibt es also gute Gründe, warum die Borussia weiter komplett tiefenentspannt durch die Liga stürmt. "Wenn wir so weiterspielen, werden wir auch wieder gewinnen", lässt Coach Klopp keinen Zweifel. Und Hummels schickt mit einem Augenzwinkern schon einmal schöne Grüße an den nächsten Gegner: "In Heimspielen treffen wir irgendwie nicht ganz so gerne wie auswärts, deswegen können wir jetzt auch guter Dinge nach Kaiserslautern fahren!"

Aus Dortmund berichtet Dietmar Nolte