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Jürgen Klopp (r.) und sein Team um Kapitän Sebastian Kehl festigten Rang 2 (© imago)
Jürgen Klopp (r.) und sein Team um Kapitän Sebastian Kehl festigten Rang 2 (© imago)

Meilenstein als Mutmacher

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Dortmund - Sebastian Kehl riss jubelnd die Arme nach oben, Mats Hummels ballte triumphierend die Fäuste, Jürgen Klopp und sein Trainerteam fielen sich ausgelassen in die Arme. Die Bilder sprachen für sich: Borussia Dortmund feierte den 2:1-Sieg gegen den VfL Wolfsburg als Meilenstein - in der Tabelle und für das Selbstbewusstsein. Und auf einmal keimt auch die Hoffnung wieder auf, dass am Dienstag gegen Real Madrid doch noch etwas geht.

BVB hält "die wilden Verfolger" auf Distanz

Erst die Pleite in der Champions League, dann der Rückstand gegen Wolfsburg - irgendwie schien beim BVB gar nichts mehr zusammen zu passen. Eine Halbzeitpause und 45 Minuten später sieht die schwarz-gelbe Welt wieder deutlich besser aus: Spiel gedreht, Sieg gesichert, Platz 2 gefestigt und mit Willen, Leidenschaft und Power auch die Fans begeistert. Mehr geht kaum in einer Halbzeit und das sorgte für kollektives Aufatmen. "Wer uns jubeln gesehen hat, kann im Ansatz verstehen, wie erleichtert wir waren", machte Jürgen Klopp aus seinen Gefühlen kein Geheimnis.

Mit dem Sieg über die "Wölfe" hat die Borussia den 2. Platz vor Schalke ausgebaut und die erneute Qualifikation für die Champions League mit nun zehn Punkten Vorsprung auf Rang vier und "die wilden Verfolger" (O-Ton Klopp) quasi in der Tasche. Für BVB-Boss Hans-Joachim Watzke auch mit Blick auf das schwere Restprogramm - unter anderem in München und Leverkusen - ein "Big Point", der dem Verein Planungssicherheit und neuen finanziellen Spielraum bietet.

Vor allem aber hat die Mannschaft sich mit diesem Erfolg drei Tage vor dem Rückspiel in der Champions League gegen Madrid selbst bewiesen, was mit einem echten Kraftakt und einer leidenschaftlichen Leistung auch in dieser Phase der Saison noch möglich ist - trotz aller verletzten Spieler und eines arg dezimierten Kaders. Die zweite Halbzeit gegen Wolfsburg war ein Musterbeispiel für gelebte Überzeugung. "Das Wichtigste war, dass wir uns als Mannschaft klar wurden, dass wir einfach komplett aufs Gas treten müssen - und das haben wir dann sehr gut umgesetzt", lobte Mats Hummels.

Lewandowski in Gala-Form schürt Hoffnungen

Und das, "obwohl die Mannschaft in der Pause nicht den Eindruck gemacht hat, als ob sie Bäume ausreißen könnte", wie Klopp später eingestand. Doch der Wille versetzte dieses Mal tatsächlich Berge. Die Systemumstellung auf nur einen Sechser tat ein Übriges. Der BVB spielte mit mehr Risiko - und mit einem Robert Lewandowski in Gala-Form.

In Madrid war der Real-Schreck noch so schmerzlich vermisst worden. Jetzt sah es so aus, als wolle Lewandowski kurz vor dem Rückspiel schon mal schöne Grüße nach Spanien schicken. Der 25-Jährige strahlte eine fast unglaubliche Präsenz und Kraft aus, war einmal mehr kaum vom Ball zu trennen, machte vorne die Bälle fest oder holte sie auch wahlweise an der Mittelinie ab und bewies mit Treffer Nummer 17 seine Vollstrecker-Qualitäten. Hummels adelte den Mitspieler als "einen der drei besten Stürmer der Welt. Glückwunsch an Bayern, dass sie ihn ab Juli haben. Aber so lange genießen wir ihn noch!"

Schulterschluss mit den eigenen Fans

Lewandowski soll ein Faktor werden bei der Aufholjagd am Dienstag gegen Madrid, ein anderer das Stadion. Mit der Willensleistung gegen Wolfsburg hat die Mannschaft den Schulterschluss mit den Fans geschafft. In der ersten Habzeit hatte es noch Pfiffe gegeben, als ein Pass wieder einmal nicht beim eigenen Mann ankam. Am Ende aber wurden Kampf und Einsatz mit kollektivem Beifall belohnt. Es scheint, als habe der BVB unter seinen Anhängern wieder jenes Feuer entfacht, dass auch in der Champions League Berge versetzen kann und soll.

Das wird umso mehr nötig sein, da es für einen erneuten Kraftakt vor allem an einem fehlen könnte - der nötigen Kraft. "Ich glaube schon, dass die Aufholjagd gegen Wolfsburg ein paar Körner gekostet hat, aber das Spiel war zu wichtig, als dass man da nicht alles investieren muss", erklärte Hummels. So waren die Spieler am Ende in einem Zustand, den Sebastian Kehl treffend mit der Formulierung "kaputt, aber glücklich" beschrieb.

Hummels hofft auf die "dreiprozentige Chance"

Diese Mischung käme den Borussen auch am Dienstag nur allzu recht. Abschenken jedenfalls will die Partie gegen Real Madrid trotz der 0:3-Niederlage im Hinspiel niemand. Mats Hummels empfiehlt, den scheinbar aussichtslosen Rückstand als Möglichkeit zu begreifen: "Wir können befreit aufspielen, alles raushauen und auf die dreiprozentige Chance hoffen, dass wir vielleicht das große Wunder schaffen."

Nicht zuletzt die Art und Weise, wie der BVB die "Wölfe" in die Knie gezwungen hat, hat bei Fans und Spielern einen neuen Glauben an die eigene Stärke ausgelöst. "Es ist noch nichts vorbei für uns in der Champions League. Wir können immer ein oder zwei Tore schießen, vor allem zuhause. Und dann schauen wir mal, was dann noch geht", ist Mitch Langerak überzeugt, der als Ersatz für Roman Weidenfeller auch in seinem neunten Bundesligaspiel ungeschlagen geblieben war. "Ein frühes Tor machen und dann die Euphorie aufnehmen", lautet auch das Credo bei Kehl, der selbst allerdings gelbgesperrt zum Zuschauen verdammt ist.

Marco Reus gibt sich ebenfalls kämpferisch - und verspricht für das Rückspiel gegen Cristiano Ronaldo und Co. einen ganz anderen BVB als noch im Hinspiel: "Nichts ist unmöglich im Fußball. Wir werden uns den Arsch aufreißen!"

Aus Dortmund berichtet Dietmar Nolte