Marc Pferzel (l.) und Christoph Dabrowski (r.) können Kevin Kuranyi nicht stoppen. Bochum steht nach dem 2. Spieltag auf Platz 17
Marc Pferzel (l.) und Christoph Dabrowski (r.) können Kevin Kuranyi nicht stoppen. Bochum steht nach dem 2. Spieltag auf Platz 17

Mehr Mut, Leidenschaft und Aggressivität

xwhatsappmailcopy-link

Einen echten Farbtupfer setzte der VfL Bochum in Schalke mit seinen neuen Auswärtstrikots - irgendwo zwischen brombeerfarben und magenta. Spielerisch allerdings dominierte pures Grau.

Sportvorstand Thomas Ernst griff nach der Partie erst einmal zur Zigarette und pustete ordentlich durch. Was er neunzig Minuten lang gesehen hatte, hatte ihn zunächst sprachlos gemacht.

Als er das Spiel dann Revue passieren ließ, herrschte auch ohne Zigarettenqualm dicke Luft: "Wir haben uns eine völlig verdiente Niederlage abgeholt! Die Mannschaft hat nichts von dem umgesetzt, was wir uns vorgenommen haben."

"Überhaupt kein Zug nach vorne"

Nach dem Wechselbad der Gefühle zum Auftakt, als der VfL gegen Gladbach drei Tore aufholte, lieferte das Team in der zweiten Partie 90 schwache Minuten ab.

Trainer Marcel Koller bescheinigte seiner Mannschaft diesmal komplett fehlenden Offensivgeist: "Uns hat der Mut gefehlt. Wir hatten überhaupt keinen Zug nach vorne." Gerade einmal eine Torchance verbuchte Bochum in der ersten Halbzeit nach einem weitgehend harmlosen Auftritt.

Vorne harmlos, hinten löchrig

Schwer machte sich der VfL das Leben auch mit unpräzisen Pässen, die einen kontrollierten Aufbau über weite Strecken nicht zuließen. "Wir haben im Spiel nach vorne viel zu oft und vor allem viel zu schnell den Ball verloren. So sind wir überhaupt nicht ins Spiel gekommen", kritisierte Thomas Ernst.

Diego Klimowicz stand in der Spitze oft allein auf weiter Flur.
Die Mängel im Offensivspiel waren das eine VfL-Problem, die Defensive ist vor dem Heimspiel gegen Hertha BSC am Sonntag das andere. Insgesamt sechs Gegentreffer stehen nach nur zwei Partien zu Buche. "Eindeutig zu viel, aber zum Defensivverhalten gehören alle elf Spieler dazu", will Ernst das Problem nicht nur an der Abwehr festmachen.

Mehr Leidenschaft und mehr Aggressivität verlangt Marcel Koller gegen die Berliner von seinen Spielern - und mehr Körpereinsatz. "In Schalke haben wir über weite Strecken ohne Zweikämpfe gespielt", beklagt der Trainer.

Maltritz und Hashemian fehlen gegen Berlin

Gerade in dieser Situation wiegt der Ausfall von Marcel Maltritz schwer. Nach seinem Muskelfaserriss muss der Kapitän passen und Koller den Deckungsverband umbauen. Auch Vahid Hashemian wird gegen Berlin fehlen, der Angreifer zog sich im Training eine Innenbandverletzung zu.

Immerhin soll mit Mergim Mavraj in dieser Woche ein gelernter Innenverteidiger und damit eine personelle Alternative wieder ins Training einsteigen. Der 23-Jährige hatte zuletzt über Knöchelprobleme geklagt.

Ernst fordert eine Reaktion

Trotz aller Probleme und Sorgen - zumindest intern gibt es keine Unstimmigkeiten, versichert Torhüter Philipp Heerwagen: "In der Mannschaft stimmt es, das ist überhaupt nicht der Punkt. Wir müssen einfach präziser, aggressiver und cleverer spielen."

Sportvorstand Thomas Ernst sieht es wohl ähnlich - er nimmt die Profis vor der nächsten Partie deutlich in die Pflicht: "Die, die in Schalke auf dem Platz gestanden haben, haben allemal das Zeug dazu, sich anders zu präsentieren und zu verkaufen. Und das will ich sehen!"

Aus Bochum berichtet Dietmar Nolte.