Beim VfB geht's aufwärts! Christian Gentner sorgte mit seinem Kopfballtor gegen Hertha für den zweiten Saisonsieg
Beim VfB geht's aufwärts! Christian Gentner sorgte mit seinem Kopfballtor gegen Hertha für den zweiten Saisonsieg

Mehr Jugend und mehr Mut beim VfB

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Berlin - Sicher, es war eine gehörige Portion Glück dabei, dass der VfB Stuttgart aus dem Gastspiel bei der Berliner Hertha drei Punkte entführte. Dennoch bot die Partie für die Schwaben die eine oder andere weitere Erkenntnis.

Gentner: "Sieg nicht unverdient"

"Zwei Chancen, ein Tor", brachte VfB-Flügelmann Martin Harnik den Plot des Freitagspiels aus Stuttgarter Sicht auf den Punkt (). Denn, darüber waren sich hernach alle Stuttgarter einig - es war auch viel Fortune dabei.

"Wir haben uns sehr schwergetan, das 1:0 hat uns dann umheimlich geholfen", wusste Manager Fredi Bobic, der einen Spieler besonders heraushob: "Außerdem haben wir einen überragenden Torwart gehabt." In der Tat wehrte VfB-Keeper Sven Ulreich jede Menge guter Chancen der Berliner ab und zeigte unter den Augen von Bundestrainer Joachim Löw eine herausragende Leistung.



Aus Christian Gentner sprach gleichwohl eine Menge neu erlangtes Stuttgarter Selbstbewusstsein, als er im Interview sagte: "Es war unter dem Strich ein glücklicher, aber vielleicht auch nicht ganz unverdienter Sieg." Der neue VfB-Kapitän meinte: "Wenn wir das 2:0 machen, dann heißt es, dass wir eiskalt waren. So war es halt etwas glücklich." Es war der schmale Grat zwischen Cleverness und Überstrapazierung des Glücks, auf dem die Schwaben letztlich die richtige Ausfahrt erwischten.

Nach dem verpatzten Saisonstart, in dem der VfB aus acht Pflichtspielen lediglich einen Sieg einfuhr - und das beim fünftklassigen BFC Dynamo in der 1. Runde des DFB-Pokals - scheint das Team unter dem neuen Trainer Thomas Schneider nun die Kurve gekriegt zu haben. Dem euphorischen 6:2 gegen Hoffenheim am 4. Bundelsiga-Spieltag folgte jetzt ein Arbeitssieg. "Das war ein richtig guter Fight unserer Mannschaft", lobte Schneider sein Team, "ich würde es als dreckiges 1:0 durchgehen lassen."

Anschluss ans Mittelfeld geschafft



"Der Sieg im ersten Spiel war existenziell wichtig. Dieser war noch mal wichtiger, weil wir den Anschluss ans Mittelfeld geschafft haben", zog Schneider nach knapp drei Wochen Amtszeit eine erste Zwischenbilanz. Entscheidend seien aber zunächst die sechs geholten Punkte.

Doch weder sorgt die Tatsache, dass der Sieg in Berlin eher glücklich zustande kam, für schlechte Stimmung, noch bricht bei den Schwaben angesichts der zwei Siege in Folge jemand in großen Jubel aus. "In der momentanen Situation geht es hauptsächlich um Ergebnisse", sieht Gentner es realistisch und fügt an: "Wir sind nicht davon ausgegangen, dass wir jetzt jede Woche sechs Tore schießen."

Schneider denkt offensiv



Durch die guten Ligaergebnisse und die damit verbundene Befreiung aus der Abstiegszone sieht Thomas Schneider vor allem einen Vorteil: "Das ist gut, denn jetzt können wir weiter in Ruhe arbeiten." Doch auf lange Sicht hat der frühere Abwehrmann des VfB höhere Ansprüche: "Irgendwann wollen wir dahin kommen, solche Spiele spielerisch zu entscheiden."

Dass der frühere Verteidiger durchaus offensiv denkt, hat er nicht nur mit dem 6:2 gegen Hoffenheim, sondern auch in Berlin bewiesen: Auswärts beim Stand von 1:0 für das eigene Team wechselte Schneider nacheinander die Offensivkräfte Ibrahima Traore, Martin Harnik und Cacau ein. Überhaupt scheint beim VfB das Motto unter dem neuen Coach zu lauten: Zurück zu den Wurzeln.

Der neue Coach setzt auf die Jugend



Nicht nur, dass Schneider seinem Team Schritt für Schritt eine offensivere Ausrichtung verordnet, er setzt auch verstärkt auf die Jugend: Neben dem 23-jährigen Alexandru Maxim, der mit seinen Standards auch in Berlin immer wieder für Gefahr sorgte, beackerten mit Moritz Leitner (20) und Timo Werner (17) zwei weitere Youngsters das offensive Mittelfeld. Aber auch in der Defensive setzte der vormalige U17-Trainer Schneider mit Antonio Rüdiger (20) und Gotoku Sakai (22) auf jugendliche Unbekümmertheit. Die 29-jährige Last-Minute-Verpflichtung Karim Haggui dagegen blieb auf der Bank.

Zudem hat Schneider noch einige Pfeile im Köcher: Neuzugang Mo Abdellaoue musste für das Hertha-Spiel wegen einer Erkrankung passen, dürfte aber schnell wieder fit sein. Und dann gibt es noch das Trio der Langzeit-Verletzten aus Georg Niedermeier, Marco Rojas und Daniel Didavi. Mit Ausnahme des Letztgenannten könnten all diese Spieler Schneider schon im Oktober wieder zur Verfügung stehen.

Doch zunächst gilt es, am kommenden Sonntag gegen die wiedererstarkte Frankfurter Eintracht erneut zu punkten. Kapitän Gentner, der Spieler und Trainer "noch in der Kennenlernphase" sieht, betrachtet die "relativ lange Woche" bis zum nächsten Spiel als positiv: So könne der Trainer mit der Mannschaft noch "das eine oder andere einspielen".

Aus Berlin berichtet Andre Anchuelo