Gewohntes Bild: Lars Bender macht ordentlich Meter für Bayer Leverkusen
Gewohntes Bild: Lars Bender macht ordentlich Meter für Bayer Leverkusen

Mehr als nur das "Laufwunder" der Liga

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München - Er läuft. Und läuft. Und läuft. Kein Spieler hat in dieser Saison pro Minute mehr Kilometer abgespult als Bayer Leverkusens Lars Bender. In Bremen trieb er die Tracking-Messgeräte an ihre Grenzen: Noch nie wurde in der Bundesliga ein höherer Wert gemessen als 13,9 Kilometer.

12,4 Kilometer pro Spiel - und ein verkappter Torjäger

306,55 Kilometer, also mehr als den Heimweg von Bremen nach Leverkusen, waren es in dieser Saison insgesamt. Weil der 23-Jährige am Wochenende ausfiel, bedeutet dies im ligaweiten Vergleich nur noch den zweitbesten Wert. Nürnbergs Timmy Simons, der 161 Minuten, also knapp zwei Spiele länger auf dem Platz stand, hat Bender tatsächlich überholt.

Bei Bayer läuft es - nicht. Nach den düsteren Wochen mit der 1:7-Schmach von Barcelona und zwei Bundesliga-Niederlagen in Folge war die Diagnose, dass Bender aufgrund einer Oberschenkelverletzung wochenlang fehlen wird, ein weiterer Schock für das Werksteam. Irgendwie muss Bayer nun ohne seinen nimmermüden Mittelfeldmotor einen Europa-League-Platz retten.



Benders vorzeitige und langfristige Vertragsverlängerung ist in diesen dunklen Zeiten für die geschundenen Leverkusener mehr als ein Lichtblick. Denn er ist mit durchschnittlich 12,4 km pro Spiel nicht nur der Marathonmann der Bundesliga, sondern auch aufgrund seiner Zweikampfstärke, Torgefahr und Führungsqualitäten Leverkusens konstantester und wertvollster Akteur. "Solche Spieler wie ihn gab es früher gar nicht. Entweder sie konnten nur laufen, oder sie konnten nur kicken." Bender aber kann beides, "und taktisch ist er auch noch ausgebildet wie ein Routinier", sagt Leverkusens Sportdirektor Rudi Völler über den gebürtigen Rosenheimer.

Das "Laufwunder" haut sich in jeden Zweikampf: 26 Mal duelliert sich Bender im Schnitt pro Spiel, öfter als alle Bayer-Kollegen im defensiven Mittelfeld. Aber der Ex-"Löwe" kann nicht nur zerstören. 82 gewonnene Offensiv-Zweikämpfe, also Duelle als angreifender Spieler, sind fast so viele wie die von Simon Rolfes (45), Stefan Reinartz (24) und Michael Ballack (33) zusammen. Im Gegensatz zu den allermeisten defensiven Mittelfeldspielern der Bundesliga zieht Bender seine Dribblings auch bis ganz nach vorne durch. Mit Erfolg - vier Saisontore sind mehr als beispielsweise die Dortmunder Doppelsechs Sebastian Kehl (2) und Sven Bender (1) gemeinsam. Mit vier Toren und vier Vorlagen ist Defensivkraft Bender nach Mittelstürmer Stefan Kießling (13) auch zweitbester Scorer der "Werkself". Das rheinische Derby gegen Köln (2:0) entschied er im Alleingang.

"Danach sucht die ganze Welt"



Rennen, kämpfen, treffen - aber auch Verantwortung übernehmen gehört zu Benders Paradedisziplinen. Als "Führungsspieler", "Leistungsträger" und "Musterprofi" beschreibt Geschäftsführer Wolfgang Holzhauser Bender bei der Vertragsverlängerung. DFB-Sportdirektor Mathias Sammer erklärte im "Focus", was den viermaligen Nationalspieler ausmacht: "Die Mischung ist perfekt. Er ist Teamspieler mit Potenzial zum Führungsspieler. Danach sucht die ganze Welt."

Deswegen machte Leverkusen keine halben Sachen: Bis 2017 gilt Benders neuer Kontrakt. "Lars ist ein ganz wichtiger Baustein für eine erfolgreiche Zukunft des Vereins" macht Völler deutlich. Damit es in Leverkusen wieder läuft, soll Lars Bender weiter für Bayer laufen. Und laufen. Und laufen.

Christoph Gschoßmann