Er zeigt der Pressewelt, wo es beim FC Bayern München langgeht: Medien-Direktor Markus Hörwick
Er zeigt der Pressewelt, wo es beim FC Bayern München langgeht: Medien-Direktor Markus Hörwick

Markus Hörwick: Der Trendsetter aus München

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München - Mehr geht nicht. Wenn Markus Hörwick diesen Satz hört, muss er unweigerlich lächeln. 2013 war so ein Jahr, da dachten alle, mehr geht nicht. Der FC Bayern München gewann das "Triple" - deutsche Meisterschaft, Pokal und Champions League. Es verging kaum eine Minute ohne Anruf oder Interview-Anfrage. In irgendeiner Ecke der Welt wollten Zeitungen, Magazine, Radiosender, Online-Portale oder TV-Stationen etwas von den Helden aus München - egal wie spät es in Deutschland war.

Feste Größe in der Weltpresse

Dass mehr immer geht, wusste der Medien- und PR-Profi Hörwick schon damals. Keiner kennt die Bayern besser als er. Spieler, Verein, Macher, Fans, die Medien - einfach alle. Und er weiß, was der FC Bayern auslöst, wenn er spielt und sogar, wenn er nicht spielt. Hörwick ist Chef einer Abteilung des deutschen Rekordmeisters, die man mit Nachrichtenzentrale am besten beschreibt.

Anders kann es bei einem rund um die Uhr sendenden internationalen Nachrichtenkanal nicht zugehen als in der Medien-Direktion der Bayern. 600 bis 700 Anfragen die Woche, in Hochzeiten. Da kann wahrscheinlich nur das Kanzleramt in Berlin mithalten. Nach der Politik in der Hauptstadt aber kommt der FC Bayern.

Seit der charismatische Pep Guardiola als Trainer da ist, stieg das weltweite Interesse noch einmal an. Und, seit der Club aus der bayrischen Metropole noch internationaler geworden ist und Märkte außerhalb Europas, in den USA und China erobert. Mal ist es die "New York Times", mal die chinesische Nachrichtenagentur "Xinhua", mal Magazine aus London oder Paris - immer zusätzlich zu den Medien aus Deutschland.

FCB-Allrounder mit Anerkennung

Der FC Bayern macht rund um den Erdball Quote. Und mit dem FC Bayern macht man Quote. Hörwick lacht und sagt: "Das Problem ist, wir haben nur 25 Spieler." Mit den Führungskräften wie Matthias Sammer, dem Vorstand Sport, dem Vorstandsvorsitzenden Karl-Heinz Rummenigge, dem Präsidenten Karl Hopfner und Trainer Guardiola sind es knapp 30 Protagonisten, die extrem im Rampenlicht stehen. Und, die meisten davon haben alle drei Tage ein Spiel.

Hörwick ist der Mann im Hintergrund, obwohl er und die rund 24 Medien-Mitarbeiter - inklusive neue Medien und soziale Netzwerke - mindestens so wichtig sind, wie treffsichere Stürmer auf dem Rasen. Die Zeitfenster für Medienarbeit sind eng gesetzt. Die für Sponsoren und Partner nicht minder. Auch um die Vermittlung dieser Termine kümmert sich der Allrounder oftmals - wie immer mit Leidenschaft, Herzblut und Weitblick.

Das verlangt eine straffe Organisation. Und eine dicke Haut. "Wir können leider nicht alle glücklich machen", sagt Hörwick. Nicht alle haben immer Verständnis. "Aber wir bemühen uns, das Maximale zu ermöglichen - und das spüren die Kollegen der Medien." 2013 wird Hörwick in Deutschland zum "PR-Professional des Jahres" gewählt. Anerkennung für einen, der Öffentlichkeits-Arbeit im Fußball prägte wie kein Zweiter und mehr an Medien-Koordination zu schultern hat als die meisten Dax-Unternehmen.

Der Trendsetter

Das außergewöhnliche Maß an Offenheit und Servicegedanken aber ist eine grundsätzliche Unternehmens-Entscheidung. 1983 gab es bei den Bayern die erste Pressestelle im deutschen Fußball - wahrscheinlich die erste in Europa. In England, Spanien, Frankreich und Italien wird Medienarbeit wesentlich defensiver betrieben. Viele deutsche Clubs aber folgten dem Beispiel - und sie folgten der innovativen Art, mit der Markus Hörwick seinen Job machte. Was die Trendsetter aus München machten, war ungewöhnlich - und erfolgreich.

Zuhause hieß es: "Papa hat ein Heimspiel"

Einerseits verlässlicher Partner der Medien zu sein, und - wie er sagt - auf der anderen Seite "das Gras wachsen zu hören", was nicht weniger bedeutet, als Stimmungen und Strömungen auf beiden Seiten wie ein Seismograf zu registrieren und einzuordnen. Was mindestens ebenso schwierig zu bewerkstelligen ist, wie die Flut an Anfragen und Sonderwünschen zu kanalisieren.

Das kann wohl nur einer, der den FC Bayern und dessen Identität lebt, der dort selbst in der Jugend spielte und, einer, der von der eigenen Familie ein hohes Maß an Verständnis und Unterstützung erfährt. Seit mehr als 31 Jahren. Am Wochenende, wenn andere Ausflüge planten, hieß es bei Hörwicks zu Hause: "Papa hat ein Heimspiel.“ Heute ist der Nachwuchs groß und steht auf eigenen Beinen. Alles andere ist geblieben, weil nach wie vor ein Spiel auf dem Terminplan steht, Hörwick in irgendeinem Flugzeug sitzt oder mit der Vereinsspitze die Strategie für die kommenden Tage und Wochen bespricht. Als kleines Dankeschön nimmt er die Familie immer zu großen Endspielen mit, wohl wissend, manches kann man nicht zurückholen.

Doch, Markus Hörwick macht mal Pause. Oder besser gesagt, sein Mobiltelefon ist zwischen Mitternacht und sieben Uhr am Morgen auf lautlos gestellt. Meistens jedenfalls. Auf die steigenden Anfragen reagiert der FCB übrigens mit einer neuen "Taktik" oder besser einer weiteren Service- oder Leistungsoptimierung. Zu den vielen Einzelterminen mit Spielern und Machern gibt es Skype-Interviews, Gruppen-Gespräche und Telefon-Konferenzen. Eben, weil - genau wie auf dem Rasen - beim Rekordmeister doch immer noch ein bisschen mehr geht und gehen muss.  

Von Oliver Trust