Max Meyer hat beim FC Schalke 04 in der vergangenen Saison den Durchbruch geschafft und insgesamt 41 Pflichtspiele bestritten (© Imago) - © © imago
Max Meyer hat beim FC Schalke 04 in der vergangenen Saison den Durchbruch geschafft und insgesamt 41 Pflichtspiele bestritten (© Imago) - © © imago

Meyer: "So richtig realisiert man das alles nie"

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Grassau - Auf dem Platz kennt er nur Vollgas, abseits davon muss Max Meyer manchmal einen Gang zurückschalten - allerdings nur als Chauffeur des Golfmobils. "Das Teil ist leider ein bisschen langsam, aber es hat sich keiner verletzt und wir sind alle heil angekommen", sagt der Mittelfeldspieler. Trotz leichter Überladung manövriert der Youngster des FC Schalke 04 das Gefährt letztlich sicher vom Trainingsplatz in Grassau die paar hundert Meter zum Teamhotel.

Im Interview mit bundesliga.de spricht der 18-Jährige über seine Karriere im Eiltempo, seine geschichtsträchtige Rückennummer und Futsal.

bundesliga.de: Sie sind seit einer Woche mit Schalke 04 im Trainingslager in Grassau. Wie sehr gehen die Einheiten schon an die Substanz?

Meyer: Wir trainieren zwei Mal am Tag. Morgens beim Aufwärmen ist meistens Krafttraining dabei, am Montag haben wir zum zweiten Mal mit Baumstämmen trainiert. Natürlich macht das nicht ganz so viel Spaß wie Fußball spielen, aber das gehört in der Vorbereitung dazu.

bundesliga.de: Wie beurteilen Sie die Stimmung innerhalb der Mannschaft?

Meyer: Wir sind damals im Wintertrainingslager in Katar enger zusammengerückt. Hinzu kommt, dass die Rückrunde optimal gelaufen ist und wir viele Spiele gewonnen haben. Die Erfolge schweißen ein Team zusammen. Von daher ist es normal, dass die Stimmung jetzt in der Vorbereitung gut ist - schlecht wäre es, wenn es nicht so wäre. Wenn wir diese Stimmung beibehalten, dann werden wir unsere Spiele auch positiv bestreiten.

bundesliga.de: Nachwuchsspieler wie Timon Wellenreuther oder Axel Borgmann sind zum ersten Mal mit den Profis im Trainingslager. Holen sich die Neuen aus der Knappenschmiede bei Ihnen Tipps, wie man den Sprung zu den Profis schafft?

Meyer: Sie schauen vielleicht ein bisschen an mir hoch, weil ich seit anderthalb Jahren bei den Profis bin. Ich habe mit den meisten in der B- und A-Jugend zusammengespielt, von daher kennen wir uns schon ein paar Jahre und natürlich ist man auch auf dem Trainingsplatz in Kontakt. Dort lerne ich selbst von Tag zu Tag von den älteren Spielern, versuche aber auch, den jüngeren etwas von meinen Erfahrungen weiterzugeben. Außerhalb eigentlich weniger. Klar beantwortet man mal die Frage nach dem nächsten Termin, aber bei diesen Kleinigkeiten bleibt es meistens auch.

bundesliga.de: Sie haben in der vergangenen Saison 41 Pflichtspiele für Schalke 04 bestritten und am Ende folgte mit dem Länderspieldebüt gegen Polen die Krönung. Leben Sie aktuell Ihren Traum?

Meyer: Die letzte Saison ist optimal verlaufen. So hatte ich es mir am Anfang aber auch vorgestellt. Nicht unbedingt, dass es so schnell geht, aber die Richtung war für mich klar. Jetzt geht es jedoch wieder von null los, ich fange auch wieder von vorne an und muss meine Leistung bringen. Ich hoffe natürlich, dass ich nochmal so eine Saison spielen kann.

bundesliga.de: Haben Sie den rasanten Verlauf Ihrer Karriere überhaupt schon richtig realisiert?

Meyer: So richtig realisiert man das alles nie. Aber ich kann das, was in der vergangenen Saison passiert ist, richtig einschätzen. Ich weiß, dass es für mich persönlich, aber auch für die Mannschaft sehr gut gelaufen ist. In der kommenden Saison versuche ich, daran anzuknüpfen. Ich hatte letztes Jahr ein paar Spiele, in denen ich etwas müde war, weil ich so viel gespielt habe. Aber ich gehe jetzt in meine zweite richtige Saison, bin dadurch etwas reifer und denke, dass ich der Belastung besser standhalten kann.

bundesliga.de: Sie tragen seit der vergangenen Saison die Rückennummer 7, die vor Ihnen große Namen wie Stan Libuda, Rüdiger Abramczik und zuletzt Raul getragen haben. Ist das eine besondere Ehre für Sie?

Meyer: Im letzten Sommer musste ich erst einen Moment lang nachdenken, als der Verein mir diese Nummer geben wollte. Schließlich ist damit eine besondere Wertschätzung verbunden. Ich habe sie letztlich mit Stolz genommen und werde sie auch weiter mit Stolz präsentieren. Ich denke, in der Vorsaison ist mir das bereits ganz gut gelungen. Ich setze mich dadurch aber nicht sonderlich unter Druck. Ich versuche einfach, mein Spiel durchzuziehen, egal mit welcher Nummer auf dem Rücken.

bundesliga.de: Ihre Position ist die Zehn im offensiven Mittelfeld. Im Testspiel gegen den DJK Sportbund Rosenheim haben Sie auf der Außenbahn gespielt (Spielbericht). Ist das für die neue Saison auch eine Option?

Meyer: In dem Spiel hatten wir in der zweiten Halbzeit keinen mehr für die linke Seite, deswegen bin ich auf den Flügel ausgewichen. Das ist kein Problem für mich, schließlich habe ich in der letzten Saison auch ein paar Spiele außen gespielt. Meine Lieblingsposition ist in der Mitte, aber insgesamt bin ich flexibel einsetzbar.

bundesliga.de: Sie haben in Ihrer Jugend nebenbei Futsal gespielt - eine Variante des Hallenfußballs, bei der es vor allem auf die Technik und die Ballbehandlung ankommt. Inwieweit profitieren Sie jetzt auf dem Rasen davon?

Meyer: Gerade in jungen Jahren ist es wichtig, sich noch eine Nebenaktivität zu suchen. Ich habe mir damals Futsal ausgesucht, weil es für mich nur Fußball gab und kein Tag ohne kicken verging. Da beides fast dasselbe ist, habe ich beim Futsal viel fürs Fußball spielen gelernt, auch wenn ich mit 15 Jahren aufgehört habe. Aber vor allem die Technik auf engem Raum und dass man immer hellwach sein muss, helfen mir jetzt enorm.

bundesliga.de: Der Saisonauftakt hat es für Schalke 04 in sich. Im DFB-Pokal geht es zum Zweitliga-Absteiger Dynamo Dresden und nach dem Auftaktgegner Hannover 96 kommt zum ersten Heimspiel gleich der FC Bayern München (Schalkes Spielplan), der sich bereits in bestechender Frühform präsentiert.

Meyer: Bayern ist immer der Favorit auf den Titel, aber man sollte die Vorbereitung nicht zu hoch bewerten. Dass die Bayern am Wochenende das Vorbereitungsturnier in Hamburg gewonnen haben, ist gut für sie, aber da sollte man sich jetzt keinen Kopf machen. Wichtig ist der Auftakt mit dem DFB-Pokal. Da wird man sehen, wo man steht. Und dann hoffen wir natürlich, dass wir besser in die Saison reinkommen, als in die letzte.

bundesliga.de: Aufgrund der zahlreichen WM-Fahrer können die Bayern erst spät mit dem kompletten Kader trainieren. Sind die Bayern dadurch verwundbar?

Meyer: Letzte Saison waren sie ein bisschen einsam da oben. Ich glaube, dass sie es dieses Jahr nicht so einfach haben werden (Tabellenrechner). Dortmund wird mehr Widerstand leisten und ich hoffe, wir auch. Aber ich denke, wir können nicht den Anspruch stellen, die Deutsche Meisterschaft zu holen. Unser Ziel ist in erster Linie die Qualifikation für die Champions League.

Das Gespräch führte Maximilian Lotz