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Ballt die Fäuste: BVB-Kapitän Marco Reus ist beim 3:2-Sieg von Borussia Dortmund im Klassiker gegen Bayern München der entscheidende Mann - © DFL Deutsche Fußball Liga / Joosep Martinson
Ballt die Fäuste: BVB-Kapitän Marco Reus ist beim 3:2-Sieg von Borussia Dortmund im Klassiker gegen Bayern München der entscheidende Mann - © DFL Deutsche Fußball Liga / Joosep Martinson
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BVB-Kapitän in der Form seines Lebens: Marco Reus glänzt für Borussia Dortmund - nicht nur im Klassiker

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Dortmund - Keiner hat in dieser Saison öfter für Borussia Dortmund getroffen, keiner hat für Schwarzgelb mehr Scorerpunkte gesammelt: Marco Reus präsentiert sich derzeit in der Form seines Lebens. Mit seinem Doppelpack gegen den FC Bayern München hat er den BVB nicht nur zum 3:2-Sieg geschossen, sondern einmal mehr gezeigt, warum er Herz und Motor des Tabellenführers ist. Der Kapitän ist auch das Sinnbild der Dortmunder Mentalität – aufgeben gilt nicht.

Als einer der letzten schlenderte Marco Reus aus der Dortmunder Kabine, als der Bus der Bayern längst das Stadion verlassen hatte. Der Nationalspieler war sichtlich entspannt und nach dem 3:2-Triumph über die Münchner in einem turbulenten Klassiker mit der Fußballwelt und sich zufrieden. Vor allem nach jener 67. Minute: Volley hatte er den Ball da unhaltbar zum 2:2-Ausgleich im Bayern-Tor versenkt. "Bei dem Schuss war es hopp oder top – entweder, der Ball geht auf die Südtribüne, oder er geht rein. Ich bin froh, dass ich die zweite Variante gewählt habe", schmunzelte der 29-Jährige.

BELEG DER DORTMUNDER MENTALITÄT

Die Szene war nicht nur vorentscheidend auf dem Weg zum Dortmunder Sieg, der dem BVB jetzt im Meisterschaftsrennen satte sieben Punkte Vorsprung auf den Konkurrenten von der Isar beschert. Sie war auch ein Beleg der Mentalität, der Moral und des unerschütterlichen Selbstvertrauens, das die Borussia in dieser Saison auszeichnet – allen voran ihren Kapitän. Während der BVB gegen die Bayern schon zum vierten Mal einen Rückstand noch gedreht hat, hatte auch Reus vor seinem erlösenden zweiten Tor eigentlich gleich mehrfach Grund zum Verzweifeln.

Schon nach zehn Minuten war er alleine auf Manuel Neuer zugelaufen. Und war am Nationalkeeper gescheitert, weil er viel zu früh abschloss. "Am Ende kann ich darüber lachen. Aber wäre das Spiel anders ausgegangen, würde ich mich sehr ärgern", gab Reus später zu. In der zweiten Halbzeit, als der BVB zum zweiten Mal an diesem Abend zurücklag, scheiterte er freistehend vor dem Tor. Paco Alcacer tat es ihm nur eine Minute später nach. Weitere drei Minuten waren vorüber, als erneut Reus eine dieser "hundertprozentigen" Chancen vergab, als er den Ball aus bester Position im Strafraum über den Kasten der Bayern zimmerte.

VOLLSTRECKER UND SPIELMACHER IN EINER PERSON

Manch einer wäre an dieser Stelle vor Frust und Ärger wohl unter der Grasnarbe versunken und für den Rest der Partie abgemeldet gewesen. Reus aber packte seine ganze breite Brust in jener 67. Minute in den Volleyschuss, als er die Flanke von Lukas Piszczek von der rechten Seite mit rechts unhaltbar im linken Eck versenkte. Nach dem Elfmetertor war es sein zweiter Treffer an diesem Tag. Dass er auf dem Weg zum Siegtor noch die Hacke im Spiel hatte, rundete den Abend ab. "Vor allem in der zweiten Halbzeit war es ein echt geiles Spiel", stellte Reus nicht ohne Stolz fest.

Hinter Luka Jovic (Eintracht Frankfurt) liegt er mit insgesamt acht Toren gemeinsam mit Paco Alcacer, Frankfurts Sebastien Haller und Gladbachs Alassane Plea in der Torjägerliste in Lauerstellung. Dazu kommen vier Vorlagen, was zudem Platz zwei in der Scorerliste der Bundesliga hinter Haller bedeutet. Reus ist Dreh- und Angelpunkt des Dortmunder Spiels und Vollstrecker in einer Person. In den vergangenen beiden Spielzeiten standen jeweils sieben Tore für ihn zu Buche – und das erst am Ende der Saison.

AUF DER WOHLFÜHLPOSITION UNTERWEGS

Die bestechende Form des Nationalspielers hat gute Gründe. Vor allem ist es die Gesundheit, die den 29-Jährigen endlich mal nicht im Stich zu lassen scheint. Vor diesem Sommer standen für die zurückliegenden vier Spielzeiten insgesamt gerade einmal 74 Bundesliga-Partien auf seinem Konto, weil er immer wieder mit schweren Verletzungen kämpfen musste und kaum einmal seinen Rhythmus aufnehmen konnte.

Jetzt ist er verletzungsfrei - und darf zugleich unter Lucien Favre zentral auf der Zehn spielen. Auch für Reus selbst ein entscheidender Faktor, warum er sich auf dem Platz derzeit so wohl fühlt wie lange nicht mehr: "Ich spiele jetzt auf der Position, auf der ich am liebsten unterwegs bin. Dazu fühle ich mich richtig wohl mit den anderen Jungs, wir funktionieren als Mannschaft sehr gut. Wir haben eine Menge Spaß zusammen."

"DIE TABELLE IST MIR IM MOMENT WURSCHT"

Diese Freude ist auf dem Platz unverkennbar. Die jungen Wilden des BVB wie Jadon Sancho und Jacob Bruun Larsen orientieren sich an ihrem Kapitän, der mit der Binde am Arm noch einmal gereift wirkt und für die Youngster Fixpunkt und Vorbild zugleich ist. Und Marco Reus wiederum, dieser Instinktfußballer mit den herausragenden technischen Fähigkeiten, hat richtig Spaß am Zusammenspiel mit den großen Talenten und ihrem unbekümmerten Auftreten.

Nur außerhalb des Platzes, da hält Reus den Ball gerne flach und liegt damit ganz auf der Linie von Lucien Favre, der einst in Gladbach sein Mentor war und jetzt den BVB und Reus noch einmal auf ein höheres Level zu heben scheint. Von der Meisterschaft jedenfalls will der Kapitän der Borussia auch nach dem Sieg über die Bayern so rein gar nichts wissen: "Ganz ehrlich – die Tabelle ist mir im Moment wirklich wurscht. Klar sind sieben Punkte auf Bayern und vier auf Gladbach schön. Aber wir haben gerade mal den elften Spieltag. Da lohnt es sich echt noch nicht, über mehr zu sprechen."

Aus Dortmund berichtet Dietmar Nolte