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Marco Reus (2.v.r.) zieht sich im Testspiel gegen Armenien einen Syndesmose-Teilriss zu und fällt für die WM in Brasilien aus
Marco Reus (2.v.r.) zieht sich im Testspiel gegen Armenien einen Syndesmose-Teilriss zu und fällt für die WM in Brasilien aus

Reus' Ausfall schockt DFB-Team

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Mainz - Joachim Löw wollte mit einem Lächeln nach Brasilien fliegen - doch das bittere WM-Aus von Marco Reus hat dem Bundestrainer die Laune erst einmal gründlich verdorben. Wenige Stunden vor dem Abflug der deutschen Nationalmannschaft am späten Samstagabend von Frankfurt nach Salvador stand die Schock-Nachricht fest: Der Offensivspieler von Borussia Dortmund muss wegen eines Teilrisses der vorderen Syndesmose oberhalb des linken Sprunggelenks zuhause bleiben.

Lahm: "Er wird uns fehlen"

"Für ihn und für uns ist dies extrem bedauerlich, das ist ein Schock. Marco war super drauf, er hat im Trainingslager und in den beiden Spielen gegen Kamerun und Armenien einen hervorragenden Eindruck hinterlassen, hat vor Spielfreude gesprüht. In unseren Überlegungen für Brasilien hat er eine zentrale Rolle gespielt. Für uns ist das nicht einfach", sagte Löw mit bedrückter Miene. 

Reus verließ mit hängendem Kopf das Hotel in Mainz. "Ich weiß wirklich nicht, wie ich das in Worten ausdrücken soll, was ich gerade empfinde. Ein Traum ist von einer zur anderen Sekunde geplatzt", sagte Reus der "Bild am Sonntag". Sein Ausfall rückte das 6:1 und die weitgehend gelungene Generalprobe gegen Armenien erst einmal völlig in den Hintergrund. "Das ist sehr bitter. Er wird uns fehlen", meinte deshalb auch Kapitän Philipp Lahm. Der Offensivspieler galt nach einer starken Saison beim BVB als einer der großen Hoffnungsträger in der DFB-Auswahl für das Turnier in Brasilien (12. Juni bis 13.Juli).

Des einen Leid, des anderen Freud: Für Reus kommt nun kurzfristig Abwehrspieler Shkodran Mustafi doch noch zu WM-Ehren. "Es ging uns nicht darum, Marco Reus eins zu eins zu ersetzen. Unsere Qualität auf der Position hinter den Spitzen ist sehr hoch, hier haben wir mit Lukas Podolski, Andre Schürrle, Mario Götze, Thomas Müller, Mesut Özil, Julian Draxler und Toni Kroos genügend Alternativen. Deswegen haben wir uns für eine weitere Option für den Defensivbereich entschieden", begründete Löw seine Entscheidung für Mustafi.

Der 22-Jährige von Sampdoria Genua habe im Trainingslager in Südtirol "überzeugt, er ist absolut im Rhythmus. Wir haben Vertrauen in ihn", fügte der Bundestrainer an. Mustafi hatte bereits dem erweiterten WM-Aufgebot angehört, war aber am Montag wie auch Kevin Volland und Marcel Schmelzer für den 23er-Kader zunächst gestrichen worden.

Sechs bis sieben Wochen Pause für Reus

Dass er nun doch dabei ist, lag an einer folgenschweren Szene beim Länderspiel in Mainz am Freitagabend: Reus war in der 44. Minute bei einem Zweikampf mit dem Fuß im Rasen hängen geblieben und umgeknickt. Er musste in die Kabine getragen werden. Bei einer anschließenden Kernspin-Untersuchung in einem Mainzer Krankenhaus bestätigten sich die schlimmsten Befürchtungen. Der 25-Jährige wird voraussichtlich erst in sechs bis sieben Wochen wieder ins Training einsteigen können.

Im Trainingslager in Südtirol war bereits Lars Bender verletzt abgereist. Auch Torwart Manuel Neuer ist wegen seiner Schulterverletzung noch nicht wieder einsatzfähig, soll aber bei der Ankunft in Brasilien am Sonntag wieder trainieren können. Immerhin konnte Löw gegen Armenien erstmals wieder die längere Zeit verletzten Philipp Lahm, Bastian Schweinsteiger und Miroslav Klose einsetzen.

Wenigstens dies sind für Löw eineinhalb Wochen vor dem WM-Auftakt gegen Portugal am 16. Juni gute Nachrichten. Auch mit dem Auftritt gegen Armenien konnte der 54-Jährige am Tag vor der Abreise zufrieden sein. "Die Mannschaft ist mit Beifall verabschiedet worden. Ich glaube, dass tut jedem gut, dieses Positivgefühl mitzunehmen. Das kann noch mal einen Schub geben", sagte Löw.

Rekordtorschütze Klose mit Rückenwind

Allerdings waren sich nach den Toren von Andre Schürrle (52.), Lukas Podolski (71.), Benedikt Höwedes (73.), Miroslav Klose (76.) und Mario Götze (82. und 89.) alle einig, dass Armenien nicht unbedingt der Maßstab war. "Wir müssen noch was tun, das steht außer Frage", unterstrich Lahm. Und auch der bärenstarke Podolski, der in seinem 114. Länderspiel nicht nur traf, sondern auch drei Treffer vorbereitete, meinte, "dass wir jetzt nochmal eine Schippe drauflegen müssen".

Immerhin verfestigte sich bei Löw die Erkenntnis, dass er gerade in der Offensive trotz der Reus-Verletzung genügend Möglichkeiten hat. "Man wird nicht mit elf Spielern Weltmeister. Das ist gerade in der Offensive ein kleines Plus, dass alle so langsam gut in Form kommen. Da habe ich die Situation, dass ich den ein oder anderen von der Bank bringe", sagte er.

Ob dies nach längerer Pause eventuell auch Routinier Miroslav Klose sein könnte, ließ Löw offen. Der bald 36-Jährige sei noch nicht bei 100 Prozent, aber "Miro ist ein Turnierspieler, er weiß, was zu tun ist." Klose nimmt auf jeden Fall einigen Rückenwind mit in seine vierte WM. Mit seinem 69. Tor im 132. Länderspiel überflügelte er nun sogar in der DFB-Torjägerliste den legendären "Bomber" Gerd Müller (68 Treffer in 62 Spielen). Für Löw ist "diese Marke von Miro sensationell". Klose selbst meinte ganz gelassen: "Das fühlt sich gut an." Wenigstens etwas.