Präsident Uli Hoeneß übergibt Franck Ribery (r.) einen Geburtstagskuchen. Der Franzose feierte am Mittwoch seinen 27. Ehrentag
Präsident Uli Hoeneß übergibt Franck Ribery (r.) einen Geburtstagskuchen. Der Franzose feierte am Mittwoch seinen 27. Ehrentag

"Man hat nie das Gefühl: Das geht den Bach runter"

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Der FC Bayern durchlebte beim Viertelfinal-Rückspiel der Champions League eine Achterbahnfahrt der Gefühle. Nach dem 0:3 schien schon alles verloren - das Aus war nahezu besiegelt.

Doch nach dem Anschlusstreffer durch Ivica Olic kurz vor dem Pausenpfiff schöpften die Münchener nochmals Hoffnung und kamen durch ein Traumtor durch Arjen Robben noch zum 2:3-Endstand, der den Einzug ins Halbfinale der "Königsklasse" bedeutete. Nach der Partie sprach Vereinspräsiddent Uli Hoeneß über die irren 90 Minuten im Old Trafford Stadion - im "Theater der Träume".

Frage: Uli Hoeneß, der FC Bayern hat Manchester United ausgeschaltet. Wie haben Sie die 90 Minuten erlebt?

Uli Hoeneß: Wir hatten zu Beginn richtig große Probleme. Aber nachdem die Mannschaft ab der 30. Minute im Spiel war, sich Torchancen herausgespielt und glücklicherweise kurz vor der Halbzeit das Tor gemacht hat, habe ich auf der Tribüne gesagt: 'Wir spielen 2:3 oder 3:3.'

Frage: Was hat Sie da so sicher gemacht?

Hoeneß: Unsere Moral ist intakt. Ich habe gewusst, dass wir noch eine Chance haben. Nach der Gelb-Roten Karte ist die Mannschaft nicht in Hektik verfallen. Die Auswechslung von Wayne Rooney hat uns zusätzlich in die Karten gespielt. Er ist Manchesters gefährlichster Mann. Da hatte ich schon das Gefühl, dass wir hier weiterkommen können. Was diese Mannschaft und den Trainer auszeichnet, ist, dass sie immer an sich glauben. Man hat auch oben auf der Tribüne nie das Gefühl: Das geht den Bach runter. Das ist eine tolle Sache.

Frage: Arjen Robben hat erneut ein phantastisches Tor zum Weiterkommen erzielt.

Hoeneß: Wir sollten aufhören, immer nur auf einen oder zwei Spieler zu schauen. Mal sind es Ribery und Robben, ein anderes Mal Robben und Ribery - so eine Leistung kann man nur mit 15 oder 20 Spielern schaffen. Das ganze Team, der gesamte FC Bayern hat das geschafft und nicht einzelne Spieler.

Frage: Wie erklären Sie sich die Moral der Mannschaft. Zwei Tore in Manchester aufzuholen, ist ja nicht alltäglich.

Hoeneß: Die kriegen gutes Essen und viel Schlaf. Und dann müssen sie einfach nur laufen.

Frage: Der FC Bayern steht zum ersten Mal seit 2001 wieder im Halbfinale. Da darf man stolz sein, oder?

Hoeneß: Ja, aber das interessiert mich jetzt schon nicht mehr. Wir spielen am Samstag in Leverkusen.

Frage: Aber gut für die Bayern-Seele ist es allemal.

Hoeneß: Das tut nicht nur der Bayern-Seele gut. Wir Deutschen sollten uns freuen, wenn ein Bundesliga-Verein das Halbfinale in der Champions League erreicht. Das wirkt sich ja auch in der UEFA-Fünfjahreswertung positiv aus. Wir haben einen großen Beitrag geleistet, dass die Bundesliga bald den vierten Startplatz zurückbekommt.

Frage: Darf man schon ein bisschen ans Finale in Madrid denken?

Hoeneß: Überhaupt nicht. Wir haben in dieser Saison alle gut daran getan, nicht verrückt zu spielen, sondern immer die nächste Aufgabe in den Vordergrund zu rücken. So sollten wir es auch in Zukunft machen. Jetzt haben wir die wichtige Aufgabe in Leverkusen vor der Brust. Nur wenn wir gewinnen, haben wir den Rücken frei für die beiden Halbfinalspiele in der Champions League. Wir dürfen in Leverkusen nicht verlieren.

Frage: Der FC Bayern kann in dieser Saison das Triple holen.

Hoeneß: Es könnte eine richtig gute Saison werden. Aber wir haben noch nichts erreicht.

Frage: Wie lang darf die Mannschaft jetzt feiern?

Hoeneß: 35 Minuten.

Aufgezeichnet von Michael Reis