Maik Franz (l.) wechselte im Sommer 2009 vom Karlsruher SC zur Frankfurter Eintracht
Maik Franz (l.) wechselte im Sommer 2009 vom Karlsruher SC zur Frankfurter Eintracht

"Man braucht hohe Ziele"

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Ein Sieg vor vollem Haus in Dortmund - für einen emotionalen Fußballer wie Frankfurts Maik Franz war der 3:2-Erfolg der Eintracht ein echtes Highlight.

Im Exklusiv-Interview mit bundesliga.de erklärt der Verteidiger die Stärke der Eintracht, spricht über die Rolle des Trainers und über die Perspektiven seiner Mannschaft. Außerdem blickt er voraus auf das nächste Heimspiel gegen Freiburg.

bundesliga.de: Herr Franz, die Eintracht hat mit dem 3:2-Erfolg in Dortmund überrascht. War es ein Sieg der Cleverness, der Moral oder des Willens?

Maik Franz: Es war von allem etwas. Der Trainer hat uns vorher gesagt, dass wir auch in Dortmund gewinnen können, wenn wir an unsere Grenzen gehen. Die Vorgabe war, die Dortmunder früh anzugreifen, nicht zum Spiel kommen zu lassen und selbst schnell und mutig nach vorne zu spielen. Das haben wir auch auf dem tiefen Boden sehr ordentlich umgesetzt. Wir hatten klare Chancen und hätten schon viel eher viel deutlicher in Führung gehen müssen.

bundesliga.de: Schon zur Halbzeit hätte Frankfurt führen müssen. Haben Sie sich da noch über die verpassten Chancen geärgert?

Franz: Eigentlich nicht, weil wir da schon gesehen haben, dass für uns etwas möglich ist in Dortmund. Wichtig war nur, so weiterzumachen - und das haben wir getan. Es ist klar, dass der BVB in einem Heimspiel ein, zwei Chancen hat, aber vielmehr war es dann auch nicht. Wir waren auch fußballerisch die bessere Mannschaft und haben verdient gewonnen.

bundesliga.de: Steht das für den neuen Stil der Eintracht, nicht nur kämpferisch, sondern auch spielerisch Akzente setzen zu wollen?

Franz: Der Trainer legt sehr viel wert auf die spielerische Entwicklung. Unsere Trainingseinheiten bestehen zu 70 Prozent aus spielerischen Elementen. Das macht sich dann am Wochenende bemerkbar. Wir verbessern uns ständig.

bundesliga.de: Sie selbst leben auch viel von der Emotion auf dem Platz. Hat da der Sieg in dieser Atmosphäre in Dortmund mit über 70.000 Zuschauern besonders Spaß gemacht?

Franz: Vor so einer Kulisse zu gewinnen, ist echt ein geiles Gefühl. Überragend! Das macht richtig Spaß! Vor allem, weil ich jetzt endlich einmal in diesem Stadion gewonnen habe. Vorher habe ich hier schon zwei Mal mit 0:4 verloren, das Beste war bislang ein Unentschieden. Jetzt in diesem Stadion zu gewinnen, das ist ein echtes Highlight. Auf solche Partien freust Du Dich als Fußballer.

bundesliga.de: Dann muss Ihr Mitspieler Sebastian Jung ja ein tolles Erlebnis gehabt haben: 19 Jahre alt, viertes Saisonspiel, und dann macht er noch sein erstes Bundesligator.

Franz: Ich freue mich für ihn. Er gibt immer Gas, hat gegen den BVB ein tolles Spiel gemacht und viele Zweikämpfe gewonnen. Das war nicht einfach, weil Nelson Valdez ein Gegenspieler ist, der immer viel in Bewegung ist. Dass er dann auch noch so ein wichtiges Tor gemacht hat in so einem Spiel und so einem Stadion ist für ihn als jungen Spieler ein geniales Gefühl. (lacht) Und für uns ältere Spieler ganz genauso!

bundesliga.de: Gibt der Sieg auch Rückenwind für das nächste Heimspiel gegen Freiburg? Immerhin haben Sie in der letzten Partie zuhause gegen Köln noch eine Niederlage hinnehmen müssen.

Franz: Freiburg hat schnelle Spieler. Sie werden eher defensiv stehen und auf Konter setzen. Das ist immer gefährlich und wird ganz bestimmt nicht einfach für uns. Aber mit solchen Siegen wie beim BVB schaffen wir auch eine gewisse Euphorie, wir werden hoffentlich ein volles Stadion haben, und dann müssen wir das Ding gewinnen. Da gibt's nichts daran zu rütteln, auch wenn Freiburg eine gute Mannschaft hat. Die Niederlage gegen Köln war unnötig. Jetzt müssen wir zuhause nachlegen, sonst ist der Sieg gegen den BVB nichts wert.

bundesliga.de: Woran liegt es, dass sich Frankfurt auswärts scheinbar leichter tut als zuhause?

Franz: Die Bundesliga ist brutal ausgeglichen. Es gibt inzwischen insgesamt immer mehr Auswärtssiege. Bis auf drei, vier absolute Top-Teams sind nach meiner Meinung fast alle Mannschaften auf einem ähnlichen Niveau. Wenn man dann nicht an seine Grenzen geht und sein Potenzial zu 100 Prozent abruft, dann gewinnt man eben auch nicht. Du musst immer 100 Prozent bringen.

bundesliga.de: Die Eintracht hat jetzt schon 31 Punkte auf dem Konto und steht auf Rang 7. Darf man jetzt noch weiter nach oben schauen?

Franz: Natürlich wollen wir weiter gewinnen und weiter punkten. Wir werden uns bestimmt auch gegen nichts sträuben. Aber ich habe schon gesagt, wie ausgeglichen die Bundesliga ist. Wenn Du nächste Woche nur unentschieden spielst, fragt trotzdem wieder jeder, was los ist. Und nach der Partie gegen Freiburg warten mit Hamburg und Stuttgart zwei brutale Auswärtsspiele. Die Saison ist noch lang…

bundesliga.de: Aber Trainer Michael Skibbe ist doch sehr ehrgeizig und möchte möglichst alles mitnehmen, was geht.

Franz: Das will ich auch! Wir wollen alle keine Punkte liegen lassen und haben nichts zu verschenken. Ich finde es super, dass der Trainer so eine Mentalität hat und das auch nach außen so vermittelt. Man braucht hohe Ziele, um sich zu verbessern. Insgesamt sind wir auf einem guten Weg. Wir wollten vor allem besser Fußball spielen und das gelingt uns mit der Zeit immer besser. Es sieht ganz gut aus, wenn man auch mal unser großes Verletzungspech berücksichtigt. Uns fehlen eine ganze Reihe wichtiger Spieler. Das gleichen wir als Mannschaft super aus.

Das Gespräch führte Dietmar Nolte