Der neue Mainz-Coach Thomas Tuchel stand in der Saison 1992/92 beim damaligen Zweitligisten Stuttgarter Kickers unter Vertrag
Der neue Mainz-Coach Thomas Tuchel stand in der Saison 1992/92 beim damaligen Zweitligisten Stuttgarter Kickers unter Vertrag

Mainzer Neubeginn mit einem "Nobody"

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Kurzmitteilungen spielten in den vergangenen Tagen eine wichtige Rolle im sich rasch verändernden Leben des Thomas Tuchel. Erst wurde der neue Trainer des 1. FSV Mainz 05 von Manager Christian Heidel per SMS über die mögliche Nachfolge von Jörn Andersen informiert, dann gratulierte Tuchels Mentor Ralf Rangnick ebenfalls per SMS zur Beförderung zum jüngsten Bundesliga-Coach.

Seit Dienstag hat der in der Öffentlichkeit nahezu unbekannte 35-Jährige allerdings kaum noch Zeit zum Simsen, denn um 10 Uhr hat der Schwabe das Regiment auf dem Trainingsplatz der Rheinhessen übernommen.

Trainingslager vor dem Saisonstart

Auf jenem Trainingsplatz wird nach Ansicht von Tuchel über das Wohl und Wehe des Aufsteigers entschieden. "Wir brauchen jede Minute der nächsten Tage, um gut vorbereitet in die Saison zu gehen", sagte der neue Coach, der beim Ligastart am Samstag mit seinem Team auf Bayer Leverkusen trifft (ab 15 Uhr im Live-Ticker auf bundesliga.de).

Um dafür gut gerüstet zu sein, werden die Mainzer am Mittwoch und Donnerstag ein Kurz-Trainingslager beziehen. Dabei sollen auch die Fitness-Werte der Spieler, die Andersen angeblich mit falschem Training in den Keller getrieben haben soll, noch einmal überprüft werden.

"Muss nicht bei null anfangen"

Im Trainingslager will Tuchel, der in seinem ersten Jahr beim FSV den deutschen Meistertitel mit den U-19-Junioren holte, den Profis seine Philosophie näher bringen. "Ich glaube nicht, dass ich bei null anfangen muss, aber jeder Trainer hat natürlich seine eigenen Vorstellungen", äußerte der frühere Zweitliga-Profi der Stuttgarter Kickers: "Wir müssen mehr laufen als der Gegner. Das Umschalten von Defensive auf Offensive muss in den Vordergrund gestellt werden. Unseren Gegnern muss es unangenehm sein, gegen uns zu spielen."

Unangenehm war für die FSV-Chefetage auch die Entscheidung, den Aufstiegstrainer Andersen noch vor dem Liga-Auftakt in die Wüste zu schicken. Doch das Risiko, schon zu Saisonbeginn im Abstiegskampf entscheidend an Boden zu verlieren, war zu groß.

Als Jugendtrainer unter Rangnick

"Mainz hat in der Liga nur eine Chance, wenn eine Mannschaft aufläuft, die zu 200 Prozent mit dem Trainer einig ist. Wir wissen, dass wir zwei, drei Spiele in Folge verlieren können. Wenn da die Chemie zwischen Mannschaft und Trainer nicht passt, wird es schwer, dem dann nochmal eine Wende zu geben", meinte Heidel, der aber weiß, dass "wir auch jetzt nicht die Garantie haben, den Klassenerhalt zu schaffen."

Dennoch wurde Tuchel, der unter dem damaligen Cheftrainer Rangnick beim VfB Stuttgart als Jugendtrainer angefangen hat und der vor zwei Jahren mit der Note 1,4 die Fußballlehrer-Lizenz erwarb, mit einem Vertrag bis zum Jahr 2011 ausgestattet. "Thomas ist ein schon Stückchen Mainz 05. Wir haben keine Gespräche mit anderen Trainern geführt. Wir wussten, dass er der Nachfolger von Andersen werden kann, wenn der irgendwann nicht mehr bei uns sein sollte", sagte Heidel.

Suche nach einem Co-Trainer läuft

Die Wertschätzung für den neuen Coach war auch der Grund dafür, warum der FSV Tuchel nicht für den Assistenten-Job bei der deutschen U 21 freistellte. "Seit Beginn meiner Tätigkeit habe ich beim FSV immer Rückendeckung gespürt", erklärte Tuchel, der in den kommenden Tagen seine erste Personalentscheidung fällen muss.

Gesucht wird noch ein Co-Trainer. Als möglicher Assistent wird Profi Marco Rose gehandelt, der zuletzt aufgrund mehrerer Verletzungen nicht mehr richtig in Tritt gekommen ist.