Feierstimmung in Mainz: Mit dem Sieg in Leverkusen erwischten die Nullfünfer um Loris Karius (r.) den perfekten Start in die Fastnacht
Feierstimmung in Mainz: Mit dem Sieg in Leverkusen erwischten die Nullfünfer um Loris Karius (r.) den perfekten Start in die Fastnacht

Mainz, wie es siegt und lacht

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Leverkusen - Nach dem 1:0-Coup bei Bayer Leverkusen gab es in der gut gefüllten Fankurve kein Halten mehr. Bei der obligatorischen Humba tanzten Spieler in Rasta-Perücken mit den verkleideten Fans um die Wette. Mainz wie es singt und lacht. Ein schönerer Start in die Fastnacht geht wohl kaum. Zumal ganz Mainz nun vom Europapokal träumen darf.

Karius ein starker Rückhalt

Der Plan von Trainer Thomas Tuchel ist voll aufgegangen. Drei Punkte aus Leverkusen entführen und dann richtig "Fassenacht" feiern. Mainz ist an den tollen Tagen ohnehin im Ausnahmezustand, ein Bundesliga-Sieg "setzt der Stimmung aber noch die Krone auf", weiß Präsident Harald Strutz. Trainer Tuchel wird sich eher zurückhalten, doch seine Spieler dürfen direkt nach dem Vormittagstraining zum Rosenmontagszug und sich feiern lassen. Wer innerhalb von einer Woche auswärts vier Punkte gegen zwei Champions-League-Teilnehmer (zuvor 0:0 in Schalke) holt und dabei zwei Mal ohne Gegentor bleibt, hat es sich mehr als verdient.

"Wir haben einen richtigen Lauf und gehen mit Selbstvertrauen in die Spiele. Wir sind gut drauf und ziehen unser Ding durch", sagte Torwart Loris Karius, der mit einigen Glanzparaden den Mainzer Sieg festhielt. Der 20 Jahre alte Schlussmann wehrte alle acht Torschüsse auf seinen Kasten ab - neuer persönlicher Rekord in der Bundesliga. In seinen zwölf Saisonspielen blieb er sechs Mal ohne Gegentor, zuletzt drei Mal in Folge. Vor allem gegen Leverkusen zeigte er sich als bärenstarker Rückhalt. "Es ist gut, wenn man etwas mehr zu tun bekommt, dann ist man besser im Spiel drin. Aber so lange die Null steht, unterschreibe ich alles", meinte er nach der Partie, in der Bayer immerhin 19 Torschüsse abgab. 

Gegen die Werkself absolvierte der Keeper, der im November 2013 von Trainer Tuchel quasi von der Nummer 4 zur Nummer 1 befördert wurde, erst sein 13. Profi-Spiel. Und seit er im Kasten steht, geht es mit den Rheinhessen so richtig bergauf. 24 Punkte aus den letzten 12 Spielen bei nur zwei Niederlagen. Von Platz 12 bis auf Rang 6. Internationale Ehren zum Greifen nah.

Schon mehr Siege als in der Vorsaison

"Wir wollen es nicht größer machen, als es ist. An den Europapokal denken wir nicht", versucht Tuchel die Tabellensituation zu relativieren, doch nach fünf Siegen aus den vergangenen sieben Partien wären diese Gedanken durchaus berechtigt. In der BayArena feierte Mainz zudem bereits den elften Saisonsieg - das ist einer mehr als am Ende der Vorsaison.

"Wir sind ja mittlerweile auch ein Verein, den man ernst nehmen muss", sagt Präsident Strutz stolz. Und auch Karius, der 2012 von Manchester Citys U21 zurückgekehrt war, gibt sich selbstbewusst. "Wir wissen, dass wir immer 100 Prozent geben müssen. Als Mannschaft müssen wir immer an uns glauben und zeigen, was uns ausmacht." Dann sind Ergebnisse wie zuletzt möglich.

"Das typische Mainzer Spiel ist es eben, dem Gegner das Leben so schwer wie möglich zu machen", meinte der Siegtorschütze Maxim Choupo-Moting.

Bayers Saisonziel in Gefahr

Auch Leverkusen hat erfahren, wie es sich in dieser Saison anfühlt, sich an taktisch und kämpferisch gut eingestellten Mainzern die Zähne auszubeißen. Verunsichert und ideenlos, ja beinahe ratlos präsentierte sich die Mannschaft von Trainer Sami Hyypiä, der zum wiederholten Male erkennen musste, dass man ohne ein Tor zu schießen kein Spiel gewinnen kann.

Kapitän Simon Rolfes fordert "dringend ein Erfolgserlebnis, damit wieder Kräfte freigesetzt werden". Bayer hat mittlerweile sechs der letzten acht Bundesliga-Spiele verloren, dazu das Aus im DFB-Pokal gegen Kaiserslautern und die 0:4-Heimschlappe in der Champions League gegen Paris. Durch das Abrutschen auf Platz 3 gerät nun sogar die direkte Qualifikation für die Königsklasse in Gefahr. Sportdirektor Rudi Völler warnt deshalb: "Die Sorge ist groß, dass wir jetzt alle Ziele verspielen." Unterschiedlicher könnte die Laune in beiden Lagern kaum sein. Während Mainz singt und lacht, herrscht in Leverkusen bereits drei Tage vor Aschermittwoch die große Katerstimmung.

Aus Leverkusen berichtet Markus Hoffmann