Die furiosen Mainzer machen auch vor dem FC Bayern nicht Halt: Hier schießt Adam Szalai (M.) das Siegtor zum 2:1
Die furiosen Mainzer machen auch vor dem FC Bayern nicht Halt: Hier schießt Adam Szalai (M.) das Siegtor zum 2:1

Mainz mischt die Liga auf

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München - bundesliga.de lässt im großen Jahresrückblick das spannende Fußball-Jahr 2010 Revue passieren. Lesen Sie nach, was sich im SEPTEMBER 2010 ereignet hat:

Verkehrte Fußballwelt. Während Überraschungsteams wie Mainz, Hoffenheim und Hannover für Furore sorgen, krebsen Bayern München und Werder Bremen nur im Mittelfeld herum. Noch schlimmer erwischt es Schalke 04.

Derby-Debakel für Schalke

So etwas kennt Superstar Raul aus Spanien nicht. Dort sind die Rollen klar verteilt, Real und Barca sind immer oben, ab und zu stört vielleicht einmal Valencia oder Villarreal. Aber dass der spanische Vizemeister urplötzlich im Abstiegskampf steckt, ist auf der iberischen Halbinsel undenkbar. Raul muss sich auf Schalke vorkommen wie im falschen Film. Ob er sich über die Bundesliga vorher eingehend informiert hat? Dann hätte er wissen müssen, dass ein Verein wie Schalke 04 nicht per se in der Spitzengruppe mitspielt.

In keiner anderen Spitzenliga Europas herrscht eine solche Leistungsdichte. In Deutschland wurden in den vergangenen zwölf Jahren mit dem 1. FC Kaiserslautern, Bayern München, Borussia Dortmund, Werder Bremen, dem VfB Stuttgart und dem VfL Wolfsburg sechs verschiedene Vereine Deutscher Meister. Wo gibt es das sonst?

Schalke jedenfalls verpatzt den Saisonstart total. Schlimmer als die schon furchterregenden vier Startniederlagen am Stück ist nur noch das gegen Borussia Dortmund. Absolut chancenlos geht Schalke daheim unter und ist mit 1:3 noch bestens bedient. Erst am 5. Spieltag fahren die "Knappen" beim mühsamen 2:1 in Freiburg den ersten "Dreier" ein. Sein erstes Saisontor schießt Raul eine Woche später. Kurz vor Schluss rettet er "Königsblau" wenigstens ein 2:2 im Kellerduell mit Mönchengladbach.

Bayern überzeugt nur international

Besser macht es Schalke in der Champions League. Der unglücklichen 0:1-Auftaktniederlage in Lyon folgt ein souveräner 2:0-Erfolg gegen Benfica Lissabon. Genauso mäßig wie in die Liga startet Mitkonkurrent Werder Bremen das Unterfangen Champions League. 2:2 gegen Tottenham, 0:4 bei Inter Mailand. Da ist noch viel Spielraum nach oben.

Bayern München dagegen hält sich in der "Königsklasse" schadlos. Zwei Spiele, zwei Siege, die WM-Helden Thomas Müller, Miroslav Klose und zwei Mal Bastian Schweinsteiger treffen gegen Rom (2:0) und in Basel (2:1). National dagegen herrscht Flaute im Offensivspiel der Bayern.

Nach sechs Spieltagen hat die Elf von "Feierbiest" Louis van Gaal erst fünf Tore geschossen (der schlechteste Wert der Liga) und auch nur acht Punkte geholt. Höhepunkt der Misere war die 1:2-Heimniederlage gegen die Emporkömmlinge des 1. FSV Mainz 05.

Beeindruckende Serie der "Bruchweg Boys"

Womit wir bei den positiven Erscheinungen wären. Die ganze fußball-interessierte Republik staunt über die Mannschaft von Thomas Tuchel, die . Pardon, ihr bestes Spiel zeigt. Zwar können die "Mainzelmänner" sogar nach Meinung von Louis van Gaal Meister werden, doch ganz so weit ist es natürlich noch lange nicht.

Aber sechs Siege in den ersten sechs Spielen verdienen höchsten Respekt. Mainz gewinnt dabei in Wolfsburg, Bremen und München. In aller Munde sind die "Bruchweg Boys", in allererster Linie die Abteilung Attacke um die Youngster Lewis Holtby, Andreas Schürrle und Adam Szalai, die ihre zahlreichen Treffer mit witzigen Jubeleinlagen choreografiert.

Auch die "Rasselbande" von Borussia Dortmund sorgt für Aufsehen. Nach der Auftaktniederlage gegen Leverkusen überrollt der BVB-Express mit fünf Siegen am Stück die Konkurrenz als Bundesliga-Zweiter. Und auch Hannover 96 hatte erst recht nach der Pokalblamage in Elversberg keiner so richtig auf der Rechnung. Doch die Niedersachsen haben schon 13 Punkte auf dem Konto.

Wieder viel Verletzungspech

Neben den schlecht gestarteten Schalkern findet sich auch der Europa-League-Teilnehmer VfB Stuttgart im Tabellenkeller wieder. Nur ein Sieg und dafür fünf Niederlagen katapultieren die Schwaben auf Platz 18. Trainer Christian Groß gerät bereits in Bedrängnis.

Der September ist nicht nur der Monat der Überraschungen, sondern leider auch der der Verletzungen. Michael Ballack ist wieder das prominenteste Opfer. Der Leverkusener erleidet in Hannover einen Bruch im Schienbeinkopf und fällt für den Rest der Hinserie aus.

Das gleiche Schicksal ereilt Bayer-Torjäger Stefan Kießling, der nach einer rüden Attacke seines früheren Nürnberger Teamkollegen Andreas Wolf mit einer Sprunggelenksverletzung monatelang pausieren muss. Bei Bayern München erwischt es neben Dauerpatient Arjen Robben auch Franck Ribery. In Nürnberg hat Stürmer Albert Bunjaku Pech. Sechs Monate Pause muss er nach ein Knorpelschaden einlegen.

Hertha marschiert - Fortuna schwächelt

In der 2. Bundesliga scheint Hertha BSC gut gerüstet für den Durchmarsch. Der Bundesliga-Absteiger führt mit 16 Punkten nach sechs Spieltagen die Tabelle souverän an. Negativ überrascht Fortuna Düsseldorf.

Die Rheinländer, die im Vorjahr noch beinahe ins "Oberhaus" aufgestiegen wären, haben nach sechs Runden noch keinen Punkt auf dem Konto. Trainer Norbert Meier, vor neun Monaten noch zum "Düsseldorfer des Jahres" auserkoren, darf trotzdem weitermachen.

Keine Sorgen plagen dagegen Bundestrainer Joachim Löw. Der Start in die EM-Qualifikation gelingt mit zwei Siegen perfekt. Dem Arbeitssieg in Belgien (Torschütze wieder einmal Miroslav Klose) folgt ein 6:1-Schützenfest in Köln gegen Aserbaidschan. Der zuvor hart kritisierte Lukas Podolski läuft im Trikot mit dem Bundesadler wie so oft zu Topform auf.

Kuriosiät des Monats

Sonderbares passiert am 13. September 2010 im Cottbuser "Stadion der Freundschaft": Das Spiel der Woche zwischen entwickelt eine Eigendynamik, wie sie nur ganz selten im Profifußball zu beobachten ist. Auf einmal vergessen alle Akteure die taktischen Zwänge des modernen Fußballs und stürmen drauflos, als gäbe es kein morgen.

Erst führt Cottbus 2:0, dann dreht der KSC auf und zieht bis zur Pause auf 4:2 davon. Nach dem Seitenwechsel erhöhen die Gäste sogar auf 5:2, um sich dann binnen sieben Minuten drei Gegentore zu fangen. 5:5 steht es am Ende dieses denkwürdigen Montagabends, neun verschiedene Torschützen gibt es zu feiern.

Und hier noch einmal die Torfolge zum Nachlesen: 1:0 Petersen (1.), 2:0 Kruska (16.), 2:1 Chrisantus (26.), 2:2 Mutzel (29.), 2:3 Fink (34.), 2:4 Iashvili (40.), 2:5 Staffeldt (55.), 3:5 Shao (66.), 4:5 Petersen (70.), 5:5 Reimerink (73.). Wahnsinn!

Tobias Gonscherowski


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