Der 1. FSV Mainz 05 bleibt obenauf: Auch im dritten Spiel holten die Rheinhessen einen Dreier. Der Auftakt hätte kaum besser laufen können. Grund zum Abheben...(© Imago)
Der 1. FSV Mainz 05 bleibt obenauf: Auch im dritten Spiel holten die Rheinhessen einen Dreier. Der Auftakt hätte kaum besser laufen können. Grund zum Abheben...(© Imago)

Mainz: Kompakt, konterstark, bescheiden

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Mainz - Der Fassenachter neigt wie der Fußballfan ja gern zum Überschwang. Insofern verwunderte es nicht, dass die in jeder Beziehung närrischen Anhänger des selbsterklärten Karnevalvereins 1. FSV Mainz 05 nach dem dritten Sieg im dritten Spiel schon wieder "Europapokal" skandierten.

Derlei Phantasien sind dem aus Schwaben stammenden Trainer Thomas Tuchel völlig fremd. Nach dem gegen den VfL Wolfsburg, der nach der Gelb-Roten Karte für Neuzugang Luiz Gustavo seine Hoffnungen auf Zählbares begraben musste, sagte der Coach des Tabellenvierten nur: "Das ist eine tolle Momentaufnahme. Wir genießen es, heben aber nicht ab." Es sei "außergewöhnlich, so zu starten."

Mainzer Bescheidenheit nach neun Punkten

Außergewöhnlich vielleicht, aber nicht einmalig. Denn vor drei Jahren stellten die Rheinhessen mit sieben Siegen hintereinander einen Startrekord auf. Wie Tuchel waren auch die Spieler bemüht, dieses verrückte Kapitel der Vereinsgeschichte nicht schon wieder aufzuschlagen. "Wir haben erst drei Siege. Wir können da vielleicht drüber reden, wenn wir sechs haben. Wir müssen auf dem Boden bleiben, das tut uns gut", befand Nicolai Müller, der in der 78. Minute den Endstand besorgte.

"Im Moment überlege ich nicht lang. Ich treffe die Kugel einfach gut", bekannte der 25-Jährige nach seinem bereits vierten Saisontor. Tuchel attestierte seinem Torjäger einen "Flow", Müller der Mannschaft "einen kleinen Lauf". Der Jung-Nationalspieler hat seinen Teil dazu beigetragen, dass die "05er" die Bedenkenträger schnell verstummen ließen, die der Mannschaft eine schwere Saison prophezeiten nach den Abgängen von namhaften Leistungsträgern wie Adam Szalai, Andreas Ivanschitz oder auch Jan Kirchhoff.

Den personellen Aderlass machten die Mainzer mit vielversprechenden Neueinkäufen und altbekannter Kompaktklasse wett. "Wir sind stabil und in der Breite sehr gut aufgestellt", sagte Müller. Eine dieser neuen Alternativen ist der erst 20 Jahre alte Johannes Geis, der Routinier Elkin Soto aus der Stammelf verdrängte.

Geis: "Jeder hilft jedem"

Der frühere Fürther krönte seine starke Leistung gegen die in der ersten Halbzeit dominierenden Wolfsburger, als er mit einem Traumpass auf Müller das 2:0 einleitete. "Er hat eine bemerkenswerte Qualität für sein Alter", lobte Tuchel das Talent, das in der 60. Minute auch den Eckball vor dem Führungstreffer durch Maxim Choupo-Moting geschlagen hatte.

Geis mochte seine Vorstellung nicht überbewerten und verwies auf die mannschaftliche Geschlossenheit. "Jeder hilft jedem, das zeichnet uns aus. Wir wollten eng und kompakt stehen, das haben wir geschafft", sagte der defensive Mittelfeldmann. "Das Schlagwort war: Unterstützung. Wir wollten die Räume verdichten", erklärte Tuchel und ergänzte: "Die Mannschaft hat einen unglaublichen Zusammenhalt und in der Saisonvorbereitung den Willen und die Lust auf die Konsequenz entwickelt, Spiele zu gewinnen."

Mainz punktete in den Heimspielen aber nicht mehr mit aggressivem Pressing, sondern setzte wie schon zum Auftakt gegen den VfB Stuttgart erfolgreich auf eine Kontertaktik. Geis gab zu, dass auch robustes Zweikampfverhalten Teil des Matchplans gewesen sei, um Diego und Gustavo zu neutralisieren: "Wir wollten wenig Foul spielen, aber schon mit der nötigen Härte. Wir definieren uns über Teamgeist, da gehört das dazu."

Aus Mainz berichtet Reinhard Sogl