Adam Szalai erzielte sein zwölftes Saisontor und stellte damit einen neuen Ungarn-Saisonrekord in der Bundesliga auf
Adam Szalai erzielte sein zwölftes Saisontor und stellte damit einen neuen Ungarn-Saisonrekord in der Bundesliga auf

Mainz darf weiter nach Europa schielen

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Augsburg - Markus Weinzierl zog verbal den Hut. "Mainz 05 war in der ersten Hälfte enorm stark", sagte der Trainer des FC Augsburg nach dem gegen den Gast aus Rheinhessen. "Da hat die Mannschaft gezeigt, dass sie zu Recht so weit vorn steht." Auffällig in der Tat: Während wesentlich höher gehandelte Clubs wie der VfB Stuttgart und der VfL Wolfsburg in den Niederungen dümpeln, rocken Aufsteiger Eintracht Frankfurt sowie der SC Freiburg und eben jene Mainzer die Klasse.

Zwei Spiele ohne Parker

Einigkeit herrschte im FSV-Lager, dass ohne den wohl zu harten Platzverweis für Shawn Parker in der Nachspielzeit des ersten Durchgangs mehr drin gewesen wäre als das Unentschieden. "Ich bin zu 100 Prozent der Auffassung, dass wir zu elft gewonnen", sagte 05-Coach Thomas Tuchel. Und lag damit auf einer Linie mit Adam Szalai. "Ich bin enttäuscht", machte der Angreifer, der Mainz in Führung geschossen hatte, aus seinem Herzen keine Mördergrube. "Wir haben geführt, die Rote Karte hat das Spiel entschieden."



Nachwuchsstürmer Parker (19), in Augsburg wegen einer Aktion mit zu hohem Fuß gegen Michael Parkhurst eliminiert, flog bei nur sieben Saisoneinsätzen nun schon zum zweiten Mal vom Feld. Auch der erste Ausschluss beim Heim-0:0 am 18. Spieltag gegen den SC Freiburg war höchst umstritten gewesen. Eine vermeintliche Schwalbe hatte der Unparteiische damals mit Gelb-Rot geahndet. "Kein Vorwurf an Shawn", nahm Mittelfeldmann Julian Baumgartlinger seinen Teamkollegen nach der Augsburg-Partie in Schutz. "Er ist ein junger Spieler. Wir werden ihm helfen." Die Hoffnung auf die Mindestsperre von einem Spiel erfüllten sich allerdings nicht. Das Sportgericht des DFB zog das Talent für zwei Begegnungen aus dem Verkehr.

Eher von Nachsicht geprägt hingegen war die Sanktion in der Augsburger Arena gegen Junior Diaz, dessen ebenso rüdes wie folgenschweres Einsteigen gegen Ronny Philp nur eine Verwarnung zur Folge hatte. Tuchel schützte den fortan bei jedem Ballkontakt gnadenlos ausgepfiffenen Costa Ricaner vor sich selbst, nahm ihn zur Pause aus der Mannschaft. "Ich wollte die Partie lieber nicht mit acht Feldspielern beenden", gab der Cheftrainer zu verstehen, dass es sich um eine reine Vorsichtsmaßnahme gehandelt hatte.

"Thomas hat auf Bollwerk umgestellt"



Doch auch mit nur einem Mann in Unterzahl geriet der zuvor phasenweise enorm souveräne FSV in arge Bedrängnis. Nachdem weder mit einem 4-3-2- noch anschließend mit einem 4-4-1-System der Augsburger Elan zu bremsen war, setzte Tuchel am Ende auf ein 5-3-1 mit drei Innenverteidigern in der Fünfer-Abwehrkette. "Erst da hatte ich das Gefühl, dass es keine Schnittstellen mehr für die gegnerischen Stürmer gibt", sagte der Trainer. Lapidarer formulierte es Manager Christian Heidel: "Thomas hat auf Bollwerk umgestellt."

Dass die Mannschaft die in Unterzahl aufgetretenen Probleme hätte "besser lösen müssen", weiß Heidel, der kritisierte: "Wir haben die Dinger ja nur noch weggeschlagen." Dennoch: Die Chancen auf die Europa-League-Teilnahme sind auch nach dem Augsburg-Spiel noch intakt, zumal die beiden nächsten Auftritte gegen Schalke 04 und den VfL Wolfsburg vor eigenem Publikum stattfinden. Eine Gelegenheit, die es nach Auffassung von Julian Baumgartlinger zu nutzen gilt: "Da sollten wir uns im oberen Drittel festsetzen können."

Aus Augsburg berichtet Reinhart Kruse