Es gibt kein Entkommen: Nach dem 3:2 des FC Bayern München im Pokalfinale über den VfB Stuttgart wird Triple-Trainer Jupp Heynckes (2.v.r.) von seinem Team kräftig geduscht
Es gibt kein Entkommen: Nach dem 3:2 des FC Bayern München im Pokalfinale über den VfB Stuttgart wird Triple-Trainer Jupp Heynckes (2.v.r.) von seinem Team kräftig geduscht

Magische Abschiedsnacht für Triple-Trainer Heynckes

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Berlin - Es war ein ungleiches Duell, doch wenn die Bayern-Stars auf ein Ziel fokussiert sind, kennen Sie keine Skrupel. Auf der einen Seite: Jupp Heynckes, 68, künstliches Kniegelenk, den gerade gewonnenen DFB-Pokal in den Armen. Auf der anderen: seine Spieler, im Schnitt mehr als 40 Jahre jünger, durchtrainiert und mit Biergläsern bewaffnet.

"Das Triple ist einzigartig"

Der Bayern-Trainer ließ sich gerade alleine vor der Kurve des Berliner Olympiastadions von den Bayern-Fans feiern, als sie ihm auflauerten. Von drei Seiten übergossen Arjen Robben und Co. ihren Trainer - eine Bierdusche wie sie einem Triple-Trainer gebührt. Das packende 3:2 im Pokalfinale gegen Stuttgart war der emotionale Schlusspunkt der Ära Heynckes bei den Bayern.



"Das war gigantisch, ein absolutes Highlight", erklärte der sichtlich gerührte Coach. "Die Mannschaft hat sich und mir ein Super-Geschenk gemacht. Das Triple ist einzigartig." Minutenlang feierten die Fans nach dem Spiel mit "Jupp, Jupp"-Rufen den scheidenden Übungsleiter, der gelöster und glücklicher wirkte als sonst nach Erfolgen. In Beckenbauer-Manier war er kurz nach Abpfiff über den Rasen gewandelt, ganz ruhig, in sich gekehrt. Später tanzte er ausgelassen mit der Trophäe in der Hand vor den Bayern-Rängen. Feierbilder, wie man sie von ihm in dieser Form selten gesehen hat.

Heynckes komplettierte mit dem Triumph in Berlin neben dem Triple auch seine persönliche Titelsammlung, nur der Pokal hatte ihm als Trainer noch gefehlt. In München hat er sich in dieser Saison selbst ein Denkmal gebaut, an dem sich sein Nachfolger Pep Guardiola abarbeiten werden muss.

Das wissen auch die Bayern-Bosse. Vorstandsboss Karl-Heinz Rummmenigge sagte: "Was Jupp uns beschert hat, kann man gar nicht mit Gold aufwiegen. Er geht als großer Freund." Bei den Bayern stünde dem Coach immer die Tür offen: "Nicht nur wegen des Erfolgs, sondern wegen seiner Menschlichkeit." Sportdirektor Matthias Sammer meinte: "Das Triple war nur der i-Punkt. Jetzt bekommt er die Anerkennung, die er verdient hat."

Ende einer besonderen Symbiose



An so einem Abend, nach so einer Rekordsaison ging etwas Besonderes zu Ende, das spürten auch die Bayern-Stars. Mit seiner gelassenen Art hat es der akribische Arbeiter Heyckes in diesem Jahr geschafft, die bitteren Niederlagen der Vorsaison in positive Motivation umzuwandeln. Und, was vielleicht noch schwieriger war: jeden Einzelnen in seinem Starensemble bei Laune zu halten.

"Jeder Spieler hat ein gutes Verhältnis zum Trainer aufgebaut, das ist nicht selbstverständlich", sagte Bastian Schweinsteiger. "Der Abschied fällt schon ein bisschen schwer, er hat Unglaubliches geleistet." Daniel van Buyten fasste es ganz knapp zusammen: "Er ist einfach perfekt."

Heynckes äußert sich am Dienstag zur Zukunft



Doch wie geht es nun weiter für den gebürtigen Rheinländer? Zuletzt gab es Spekulationen, dass er Jose Mourinho bei Real Madrid beerben könnte. Heynckes ließ sich nichts entlocken, auch nicht im Überschwang der magischen Abschiedsnacht.

Nur eines stand am Ende fest. "Es wird künftig zumindest keine Bierduschen für mich mehr in einem deutschen Stadion geben", erklärte er, ehe es zur Party in die Hauptstadt-Repräsentanz der Telekom am Gendarmenmarkt ging. Dort führte er die Polonaise an, mit der die Mannschaft auf dem Bankett einmarschierte.

Am Sonntagnachmittag wird er sich mit seinem Team in der Münchner Innenstadt feiern lassen. Am Dienstag will er sich dann auf einer Pressekonferenz an der Säbener Straße zu seiner Zukunft äußern.

Aus Berlin berichtet Andreas Messmer


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