Marcel Schäfer hat die Kapitänsbinde beim VfL Wolfsburg verloren - und prompt trifft er wieder
Marcel Schäfer hat die Kapitänsbinde beim VfL Wolfsburg verloren - und prompt trifft er wieder

Magaths Umstellungen greifen

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Köln - Eine Woche nach dem enttäuschen Auftritt im DFB-Pokal zeigte der VfL Wolfsburg beim 3:0-Auswärtssieg beim 1. FC Köln ein ganz anderes Gesicht. Hochkonzentriert, abwehrstark und mit einem Patrick Helmes in Bestform präsentierte sich der Deutsche Meister des Jahres 2009 in der Domstadt.

Es ist einiges passiert in der vergangenen Woche in Wolfsburg. Die desaströse Vorstellung beim peinlichen Pokal-K.-o. beim Viertligisten RB Leipzig hatten die Alarmglocken in Wolfsburg läuten lassen. "Wölfe"-Trainer Felix Magath hatte Konsequenzen angekündigt und in die Tat umgesetzt.

Neuzugang Träsch übernimmt Verantwortung

Kapitän Marcel Schäfer gab sein Amt an den aus Stuttgart gekommenen Christian Träsch ab. Die Mannschaft musste sich außerdem ihre Fehler aus dem Pokalspiel immer wieder auf Video ansehen. Offensichtlich hat sie ihre Lektion verstanden. Denn mit nur einer Ausnahme schickte Magath die Verlierer aus Leipzig auch in Köln wieder aufs Feld.

Die Ausnahme hieß Patrick Helmes, der Srdjan Lakic als Sturmspitze ersetzte. Der Plan ging auf. Der gebürtige Kölner Helmes avancierte mit seinen beiden Toren zum Matchwinner in seiner Heimatstadt. Nicht nur mit dieser Entscheidung lag Magath richtig.

Auch die anderen taktischen Umstellungen fruchteten. Das kompakte Mittelfeld mit der aus Christian Träsch und Josue bestehenden Doppelsechs und der Flügelzange Patrick Ochs (rechts) und Hasan Salihamidzic (links) erstickte die Kölner Angriffsbemühungen im Keim. Und der aus der offensiven Zentrale auf die Position des rechten Außenverteidigers zurückgestufte Makoto Hasebe verstärkte die zuvor noch schwächelnde Abwehr.

"Ruhe ins Spiel bringen"

Statt eines erneuten Fehlstarts grüßen die Wolfsburger nun als Überraschungstabellenführer die Konkurrenz. Und dies mit einer anderen Marschroute als die des Hochgeschwindigkeitsfußballs des bisherigen Branchenprimus Borussia Dortmund.

"Wir mussten etwas ruhiger werden, den Ball laufen lassen und trotzdem mit Köpfchen nach vorne spielen. Das ist alles, was wir brauchten", analysierte Salihamidzic. "Das ist auch meine Aufgabe, Ruhe ins Spiel bringen. Auch mal auf den Ball treten und nicht ständig die Bälle verlieren."

Das Konzept war für einen Gegner wie den im Umbruch befindlichen 1. FC Köln wie maßgeschneidert. Die "Wölfe" ließen der zuvor besten Heimmannschaft des Kalenderjahres 2001 nicht den Hauch einer Chance und hätten viel früher das vorentscheidende 2:0 markieren müssen.

Schäfer punktet für Träsch

Nach der heftigen Kritik der Vorwoche genossen die Niedersachsen ihren Coup in Köln in vollen Zügen. "Es wird noch besser, wenn wir eingespielt sind", drohte der unter der Woche zum Kapitän beförderte Träsch der Konkurrenz an. Mit seinem Amtsvorgänger Schäfer hat er sich ausgetauscht und sich seiner Unterstützung versichert.

Nach dem Spiel umarmten sich die beiden in den Katakomben des RheinEnergieStadions herzlich und flachsten. Vor allem darüber, dass Marcel Schäfer sein erstes Bundesliga-Tor seit drei Jahren gelang. Darüber freute sich der neue "Capitano" auch deshalb, weil er ihn in seiner Mannschaft eines Online-Managerspiels aufgestellt hatte. "Das bringt Punkte", lachte der 23-jährige Träsch.

Auch gegen Bayern eine Chance

Mit drei Punkten auf der Habenseite freuen sie sich in der VW-Stadt nun auf den "Kracher" gegen den mit einer überraschenden Heimniederlage schlecht aus den Startlöchern gekommenen FC Bayern am nächsten Samstag. "Wir müssen genauso konzentriert wie gegen Köln spielen und noch eine Schippe drauflegen. Dann haben wir auch gegen die Bayern unsere Chance", ist sich Innenverteidiger Marco Russ sicher.

Als Felix Magath das letzte Mal als Trainer des VfL Wolfsburg bei einem Spiel gegen die Münchener auf der Bank saß, gab es ein denkwürdiges 5:1 inklusive Tor des Jahres (Grafite) zu feiern. Ob die "Wölfe" wieder überraschen können?

Aus Köln berichtet Tobias Gonscherowski