Magaths Rechnung geht nicht auf

xwhatsappmailcopy-link

Lyon - Die Gleichung, die Schalkes Trainer Felix Magath vor dem Duell in der Champions League bei Olympique Lyon aufgestellt hatte, klang recht einleuchtend: Neuer Wettbewerb gleich neues Glück. Schließlich würden ja alle Teams bei Null anfangen.

Doch nach dem 0:1 hat sich die Situation bei den "Königsblauen" nicht zum Positiven verändert. Im Gegenteil. Die Krise hat sich mit der vierten Pflichtspielniederlage in Folge weiter verschärft - null Punkte in der Bundesliga und in der "Königsklasse" stehen zu Buche.

"Krise? Von einer Krise möchte ich nicht unbedingt sprechen. Wir befinden uns momentan einfach in einer schwierigen Phase", erklärte Nicolas Plestan im Gespräch mit bundesliga.de.

Dem Rückstand hinterhergelaufen

Am französischen Neuzugang lag es auf jeden Fall nicht, dass die Schalker auch ihr viertes Auftaktspiel im Konzert der besten Mannschaften Europas verloren haben. Das Zusammenspiel mit Benedikt Höwedes klappte bis zu dessen Platzverweis hervorragend. Am Gegentreffer waren die beiden schuldlos - Christoph Moritz lud Michel Bastos mit einer viel zu kurz geratenen Kopfballrückgabe zum Tor des Tages ein.

"Das Spiel war nach der Roten Karte leider entschieden. Bis zur Hinausstellung haben wir sehr gut verteidigt und kaum etwas zugelassen. Moritz war in der Szene beim Gegentor zu sorglos", analysierte Magath auf der Pressekonferenz nach dem Spiel.

Unglücksrabe Moritz hielt mit Selbstkritik dann ebenfalls nicht hinterm Berg. "Meine dumme Aktion zum 0:1 darf natürlich nicht passieren. Danach - und auch nach der Roten Karte - liefen wir nur noch dem Rückstand hinterher", erklärte der 20-Jährige, der nach den Verletzungen von Christoph Metzelder (Leistenprobleme) und Atsuto Uchida (Zeh gebrochen) auf der für ihn eher ungewohnten Position des rechten Verteidigers auflief.

Kleiner Erfolg

In der zweiten Halbzeit beschränkten sich die Schalker dann nur noch auf die Defensive. Das lag vor allem daran, dass Lyon den sich bietenden Platz immer besser ausnutzte. Aber so komisch das auch klingen mag: Dass die Hausherren in Überzahl kein weiteres Tor mehr geschossen haben, war für die Gäste nach zuletzt drei Partien mit jeweils zwei Gegentreffern als kleiner Erfolg zu werten.

"Es war allen klar, dass wir Zeit benötigen, um uns zu entwickeln. Das gilt für alle Mannschaftsteile, auch für die Defensive, die zuletzt nicht so sattelfest war. Aber gegen Lyon haben wir bis zum Platzverweis gezeigt, dass wir auch gegen eine Top-Mannschaft dagegen halten können. Wir haben Potenzial und das müssen wir ausschöpfen", sagte Höwedes.

Schonfrist bald beendet

Über jede Menge Potenzial verfügen sicherlich auch die beiden Starangreifer Raul und Klaas-Jan Huntelaar. Doch sie wirken noch zu oft als Fremdkörper. Das Zusammenspiel mit dem Mittelfeld klappt noch nicht wie gewünscht. Dass ein Spieler wie Raul ungemein viele Wege gehen muss und sich in Zweikämpfen aufreibt, anstatt vor dem Tor auf seine Chancen zu lauern, ist sicherlich nicht förderlich. Immerhin, Magath war mit dem Auftritt Rauls zufrieden: "Er hat die Bälle gut verteilt und seine Aufgabe erfüllt."

Die Schonfrist dürfte jedoch bald vorbei sein. Und auf jeden Fall dürfte die Konkurrenz in der Bundesliga schon bald enteilt sein, wenn S04 nicht die Abfahrt zurück auf die Siegerstraße findet. "Viel Zeit haben wir jetzt nicht mehr. Wir brauchen ein Erfolgserlebnis. Wir müssen endlich Punkte einfahren - und das am besten gleich am Sonntag in Dortmund", forderte Ivan Rakitic. Und das am besten ohne irgendwelche Rechenspiele, sondern einfach durch die Anzahl mehr geschossener Tore.

Aus Lyon berichtet Michael Reis