Schalkes Verteidiger Christoph Metzelder (r., mit Gonzalo Higuain) spielte drei Jahre lang für Real Madrid
Schalkes Verteidiger Christoph Metzelder (r., mit Gonzalo Higuain) spielte drei Jahre lang für Real Madrid

"Madrid unter Mourinho ist ein anderes Madrid"

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München - Der Gedanke an seinen ehemaligen Arbeitgeber macht sogar die bittere Derbyniederlage gegen Borussia Dortmund ein wenig vergessen. Schalkes Christoph Metzelder gerät ins Schwärmen: "Real Madrid ist ein Verein mit einer unglaublichen Historie. Ähnlich wie der FC Bayern in Deutschland hat Madrid eine Aura des Erfolges."

In der Tat: 31 Meisterschaften, 13 europäische Titel und drei Weltpokalsiege zieren die Bilanz des spanischen Hauptstadtclubs. Drei Jahre lang - von 2007 bis 2010 - trug der Innenverteidiger das "königliche" Trikot, kennt Real also sehr gut. Am Dienstag zaubert das "Weiße Ballett" um Cristiano Ronaldo, Xabi Alonso und Mesut Özil in der Münchner Allianz Arena.

Vor dem Champions-League-Halbfinale (Dienstag, ab 20:30 Uhr im Live-Ticker/Liga-Radio) spricht Metzelder bei bundesliga.de über Stärken und Schwächen des Real-Kaders, den Menschen Cristiano Ronaldo und die Chancen des FC Bayern auf ein Weiterkommen.

bundesliga.de: Herr Metzelder, am Dienstag hat der FC Bayern Real Madrid zu Gast. Wo sehen Sie die Stärken beziehungsweise Schwächen der Mannschaft von Trainer Jose Mourinho?

Christoph Metzelder: Real hat den bestbesetzten Kader der Welt. Wenn sie überhaupt Schwächen haben, dann im Defensivbereich. Aber selbst dort haben sie großartige Protagonisten. Iker Casillas ist einer der weltbesten Torhüter, auch Sergio Ramos und Pepe ragen heraus. Dadurch, dass Ramos innen spielt, hat Real rechts ein wenig Probleme. Im Offensivbereich sind sie mit Ronaldo, Benzema, Higuain, Özil und di Maria weltklasse besetzt.

bundesliga.de: Cristiano Ronaldo wirkt in den Medien manchmal etwas egozentrisch oder selbstgefällig. Wie ist er als Mannschaftskollege?

Metzelder: Seine Art und Weise, Fußball zu spielen, seine Gestik und sein Verhalten bedienen natürlich die Rolle des exzentrischen Superstars. In der Kabine oder auch privat ist er völlig anders. Er ist unheimlich selbstdiszipliniert, hochprofessionell und er behandelt jeden Menschen gleich. Egal, ob Busfahrer oder Vereinspräsidenten.

bundesliga.de: Wie schätzen Sie die Chancen des FC Bayern ein, gegen Real weiterzukommen?

Metzelder: Dieses Duell entscheiden Kleinigkeiten. Madrid hat Respekt vor der "Bestia Negra". Keine Angst, aber sehr großen Respekt. Ausschlaggebend ist aber, dass das Rückspiel im Santiago Bernabeu stattfindet und da wird sich Real Madrid durchsetzen.

bundesliga.de: Welches Spiel erwarten Sie in taktischer Hinsicht?

Metzelder: Madrid unter Mourinho ist natürlich ein anderes Madrid, als ich es erlebt habe. Wir haben immer total offensiv und mit vollem Risiko gespielt. Wir konnten in einem K.o.-Spiel keine taktischen Raffinessen aus dem Hut zaubern. Wie Mourinho das in München anstellt, weiß ich nicht. Letztendlich haben sie aber auch Spielertypen, die darauf ausgerichtet sind, nach vorne zu spielen.

bundesliga.de: Würden Sie rückblickend sagen, dass es die richtige Entscheidung war, zu Real zu gehen?

Metzelder: Ja. Es war eine mutige, aber richtige Entscheidung. Dass es am Ende sportlich nicht so hingehauen hat, hat viele Gründe. Einer davon ist sicherlich, dass dort ein enormer Konkurrenzkampf herrscht und man sich mit den besten der Welt misst.

bundesliga.de: Wie werden deutsche Clubs in Spanien wahrgenommen?

Metzelder: Man hat großen Respekt vor ihnen. Sie werden als physisch sehr starke Mannschaften empfunden, die niemals aufgeben und bei wichtigen Spielen auf den Punkt da sind. Durch die neue Spielergeneration in Deutschland, die technisch sehr gut ausgebildet ist, hat sich in dieser Wahrnehmung etwas verändert. Fußballerisch haben sich die Spanier immer überlegen gesehen, mittlerweile nehmen sie die deutschen Mannschaften auch in diesem Bereich sehr, sehr ernst.

bundesliga.de: Wie werden Sie das Spiel verfolgen? Wem drücken Sie die Daumen?

Metzelder: Ich werde die Partie im Fernsehen verfolgen. Einerseits halte ich zum FC Bayern, weil sie als deutsche Mannschaft für die Fünfjahreswertung punkten könnten, andererseits schlägt mein Herz für Real Madrid.

Das Gespräch führte David Schmidt