So hatte sich Lukimya das Spiel gegen Düsseldorf nicht vorgestellt - in der 77. Minute wurde der Kongolese bereits zum zweiten Mal in dieser Saison vom Platz gestellt
So hatte sich Lukimya das Spiel gegen Düsseldorf nicht vorgestellt - in der 77. Minute wurde der Kongolese bereits zum zweiten Mal in dieser Saison vom Platz gestellt

"Luki" nimmt den Kampf an

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Bremen - Die letzten zehn Minuten waren die Hölle für Assani Lukimya. Es hatte sein Spiel werden sollen, endlich in der Startelf der Bremer Innenverteidigung und dann noch gegen seine ehemalige Truppe von Fortuna Düsseldorf. Er wollte sein Bestes zeigen, vor allem seinen Freunden, Bekannten und der Familie, denen er 25 Karten organisiert hatte.

Lukimya tief enttäuscht

Ein "besonderes Spiel" würde es werden, meinte Lukimya vorher, "voller Emotionen". Doch nun saß er alleine in der Bremer Umkleide, die Schlussphase der Partie lief noch, und es waren ganz andere Emotionen im Spiel, als Lukimya gedacht hatte. Denn in der 77. Minute hatte ihn der Schiedsrichter wegen wiederholten Foulspiels mit der Gelb-Roten Karte vom Platz geschickt. Ein Albtraum für Lukimya.



"Das war nicht gerechtfertigt", sagte er später, "die erste Gelbe war gar keine und die zweite Szene war zwar ein Foul, aber dafür muss man kein Gelb zeigen. Das ist einfach ärgerlich." Lukimya war mit hängendem Kopf in die Kabine getrottet, verfolgte die letzten Minuten auf dem Bildschirm. Es stand immer noch 1:1 nach einem Elfmetertreffer von Düsseldorfs Jens Langeneke und dem Ausgleichstreffer von Nils Petersen. Nun war Werder in Unterzahl, und die Uhr tickte gnadenlos runter. Lukimya hätte die Wände hochgehen können. "Ich habe so mitgefiebert", sagte er, "ich bin so froh, dass die Jungs in Unterzahl noch so weitergekämpft haben und wir haben."

"Wir werden Luki jetzt wieder aufbauen"



Nicht nur, weil er mit einigen seiner ehemaligen Kollegen vom Rhein ein paar Wetten laufen hatte. "Wir haben tagelang hin und her gesimst", sagte Lukimya und grinste verschmitzt, "ich habe gesagt: Die drei Punkte bleiben in Bremen." Dass er Recht behielt, hatte er Kevin De Bruyne zu verdanken, der kurz vor Schluss noch einnetzte. Nun war die grün-weiße Werder-Welt wieder in Ordnung, Lukimya konnte durchatmen. Und von seinen Mitspielern erntete er Verständnis. "Es gab heute viele harte Zweikämpfe", sagte Keeper Sebastian Mielitz, "Luki ist ein Kämpfertyp, der immer alles gibt. Da kann sowas passieren. Wir werden ihn jetzt wieder aufbauen." Auch von Trainer Thomas Schaaf gab es keinerlei Vorwürfe: "Ich habe mir die Szene nochmal angeschaut, also ich weiß nicht, wie man da eine Gelbe Karte zücken kann."

Schaaf wusste, dass Lukimya eigentlich nicht der Typ ist, der durch ständige Verwarnungen und unnötige Fouls negativ auffällt. "Ich kriege normalerweise sehr wenige Karten", sagte der Kongolese und wunderte sich selbst, dass er gegen Stuttgart sogar schon die Rote Karte gesehen hatte. Gerade mal sieben Bundesligaeinsätze und einige Jahre in der 2. Bundesliga und der 3. Liga hatte Lukimya vorzuweisen, als Werder ihn im Sommer verpflichtete. Jetzt sind schon sieben Einsätze hinzugekommen und allesamt waren sehr solide. Dass er nun zum zweiten Mal durch eine ungeschickte Aktion vom Platz musste, zeigte einfach, dass sich Lukimya an den rauen Wind der Bundesliga noch nicht ganz gewöhnt hat: an schnelleres Tempo und abgezocktere Gegner.

Fortuna etwas zu ungeschickt



Genau daran hatten auch seine ehemaligen Teamkollegen an diesem Tag wieder sichtlich zu knabbern. Denn während die Bremer mit dem Erfolg auf Platz 7 in der Tabelle vorpreschten, standen die Düsseldorfer mit dem siebten Spiel in Folge ohne Sieg ziemlich ratlos da. "Wir haben uns bei den Gegentreffern einfach zu ungeschickt angestellt", monierte Trainer Norbert Meier.

Dabei war die Taktik, auf schnelle Konter zu lauern, eigentlich die richtige gewesen. Spielerisch agierten die Werderaner jedoch meist überlegen, waren nur nicht eiskalt genug beim Abschluss. So brachten sie Düsseldorf immer wieder zurück, doch dem Aufsteiger unterliefen zu viele Fehler im Spielaufbau. Adam Bodzek hätte in der Nachspielzeit noch zum Helden für die Fortuna werden können, wäre sein Freistoß nicht um wenige Zentimeter am Bremer Tor vorbeigesegelt.

So aber durfte sich Lukimya freuen, dass er am Ende doch nicht zur wirklich tragischen Figur geworden war. Ein Rückschlag war es dennoch. Der minimale Vorsprung, den er sich gegenüber Sebastian Prödl herausgearbeitet hatte, ist nun futsch. Doch Lukimya will nicht aufstecken: "Das wirft mich jetzt aber nicht aus der Bahn, ich werde weiterhin alles geben und mich wieder herankämpfen."

Petra Philippsen