Zuletzt war Lukas Hinterseer drei Mal in Folge Schütze des goldenen Tores zu drei 1:0-Siegen des FCI - © © imago
Zuletzt war Lukas Hinterseer drei Mal in Folge Schütze des goldenen Tores zu drei 1:0-Siegen des FCI - © © imago

Hinterseer: "Der Druck liegt bei Düsseldorf“

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Köln - Am Freitag steigt in Düsseldorf das absolute Spitzenspiel der 2. Bundesliga, wenn der gastgebende Tabellen-Zweite Fortuna den Spitzenreiter FC Ingolstadt 04 empfängt. Fünf Punkte trennen die beiden Teams bereits, mit einem Dreier am Rhein könnten die Schanzer schon einen großen Schritt Richtung Herbstmeisterschaft machen.

Vor dem Hit spricht Ingolstadts Torjäger Lukas Hinterseer im Interview mit bundesliga.de über den fast perfekten Saisonstart, das Topspiel und seinen Schritt von Österreich nach Deutschland.

bundesliga.de: Lukas Hinterseer, Sie haben in den letzten drei Spielen des FC Ingolstadt 04 drei Mal das goldene Tor zum 1:0-Sieg geschossen. Schweben Sie derzeit auf Wolke 7 durch die Stadt?

Lukas Hinterseer: Es macht natürlich gerade sehr viel Spaß. Für mich persönlich läuft es auch ganz gut, besser als erwartet. Zum Glück hat es jetzt drei Mal für den Siegtreffer gereicht. Das ist auch für mein Selbstvertrauen gut. Und wenn ich der Mannschaft dadurch helfen kann, ist es umso schöner.

bundesliga.de: Das erste Drittel der Saison ist gespielt. Nach elf Spieltagen hat der FCI als Tabellenführer bereits fünf Punkte Vorsprung auf den nächsten Verfolger Fortuna Düsseldorf. Ist es optimal gelaufen, spielt die Mannschaft schon am Limit?

Hinterseer: Wir wissen, dass es ein guter Saisonstart war. Aber ich denke nicht, dass wir am Limit spielen. Wenn man beispielsweise das Spiel gegen Frankfurt anschaut, war das sicher eines unserer schlechteren Spiele in dieser Saison. Aber es zeigt dann die Qualität der Mannschaft, wenn sie auch ein schlechtes Spiel mit einem 1:0-Sieg über die Zeit bringt. Wir probieren, uns weiter zu entwickeln. Wir wollen die Fehler, die wir in fast jedem Spiel noch machen, zu verbessern und zu minimieren.

bundesliga.de: Die derzeitige Stärke war nach dem Saisonstart mit zwei Unentschieden und dem Pokalaus nicht unbedingt zu erwarten.

Hinterseer: In den ersten Spielen einer neuen Saison schaut man immer erst einmal, wo man steht. Die Vorbereitung lief für uns ziemlich gut, in einem Testspiel haben wir gegen Köln gewonnen. Wir wussten, dass wir Qualität haben. Im Nachhinein hat uns dieses Pokalaus sogar mehr oder weniger gut getan. Es war ein Warnschuss, dass wir uns noch einmal richtig zusammenrappeln und alles besprechen. Seitdem läuft es. Wir haben unser Spielsystem verinnerlicht, gegen das sich die Gegner schwer tun.

bundesliga.de: Auch bei Ihnen persönlich läuft es richtig gut. Sie sind mit fünf Treffern interner Torschützenkönig. Warum haben Sie sich im Sommer für Ingolstadt entschieden? Mit welchen Erwartungen kamen Sie nach Deutschland?

Hinterseer: Wenn man aus der österreichischen Bundesliga kommt, ist es das Ziel von jedem Spieler, einmal den Sprung zum großen Nachbarn zu schaffen. Wir sind damals mit Wacker Innsbruck abgestiegen, aber meine persönliche Saison war nicht so schlecht. Ich habe 13 Tore gemacht und bin Nationalspieler geworden. Dann wollte ich den Sprung ins Ausland schaffen. Aber wenn man aus Österreich kommt, muss man sich in Deutschland erst einmal durchsetzen. Ich war einige Male in Ingolstadt und habe mir alles angeschaut. Das Umfeld hat mich gleich überzeugt. Und in den Gesprächen mit dem Trainer und dem Sportdirektor haben sie mir das nötige Vertrauen gegeben. Danach war mir klar, dass Ingolstadt mein nächster Schritt wird. Davon bin ich immer noch einhundertprozentig überzeugt.

bundesliga.de: Wie ist Ihr Draht zum Coach, Ihrem Landsmann Ralph Hasenhüttl?

Hinterseer: Der Coach ist zu mir nicht anders als zu den anderen Spielern. Natürlich weiß er, wie es ist, wenn man als Österreicher nach Deutschland kommt. Aber es ist vom Leben auch keine große Umstellung. Bayern ist ähnlich wie Tirol. Der Trainer sucht mit allen Spielern das Gespräch. Er schaut, dass sich alle Spieler so wohl wie möglich fühlen.

bundesliga.de: Was zeichnet die Mannschaft vor allem aus? Was ist ihre Stärke?

Hinterseer: Der Zusammenhalt. Der Stamm der letzten Saison ist zusammengeblieben und mit ein paar Spielern nachjustiert worden. Die Mannschaft kennt sich gut. Die Spielabfolgen sind eingespielt. Jeder weiß, wohin der andere läuft. Und jeder gibt für jeden alles und bügelt auch einmal einen Fehler des anderen aus. Das zeichnet uns aus.

bundesliga.de: Ist die Mannschaft so abgezockt, wie es die knappen Ergebnisse vermuten lassen? Die letzten vier Spiele wurden jeweils mit 1:0 gewonnen, davor gab es zweimal ein 1:1.

Hinterseer: Für uns wäre es sicher auch beruhigender, wenn wir mal das zweite Tor nachlegen würden. Aber so lange es am Schluss gut ausgeht, ist es auch egal. Wir ziehen unseres aggressives Pressing auch nach der Führung durch, aber vielleicht fehlt uns dann die letzte Konsequenz, auf das zweite Tor zu gehen. Das wäre dann feiner, weil man immer auch mal ein Gegentor nach einem Standard bekommen kann.

bundesliga.de: Am Freitag gastiert der FCI zum absoluten Topspiel der 2. Bundesliga bei Fortuna Düsseldorf. Wie sehr haben Sie sich mit dem Gegner beschäftigt?

Hinterseer: Wir wissen, dass es ein schweres Spiel wird. An unserer Spielanlage werden wir sicher nichts verändern. Wir wollen so auftreten wie seit Anfang der Saison. Und dann schauen wir, wie der Gegner darauf reagiert. Für uns werden die nächsten Wochen richtungsweisend, weil wir einige Duelle gegen direkte Konkurrenten haben. Der Trainer hat gesagt: „Die Fortuna muss gegen uns gewinnen, wenn sie wieder rankommen wollen, weil wir fünf Punkte Vorsprung haben.“ Das ist schon mal etwas. Deshalb sind die Düsseldorfer unter Druck. Wir können ganz befreit hinfahren und wollen am besten drei Punkte mitnehmen.

bundesliga.de: Zum Abschluss kann ich Ihnen eine Frage zur Familie nicht ersparen. Sie stammen aus einer sehr sportlichen und musikalischen Familie, Ihr Onkel ist der bekannte Volksmusiker Hansi Hinterseer. Können Sie denn besser Ski fahren oder singen?

Hinterseer: (lacht) Ganz klar besser Ski fahren.

bundesliga.de: Aber das war keine Option für Sie?

Hinterseer: Nein. Das habe ich nur hobbymäßig gemacht. Fußball hat mir dann doch viel mehr Spaß gemacht.

Das Gespräch führte Tobias Gonscherowski