Bobby Zamora wechselte im Sommer 2008 von West Ham United zum Lokalrivalen FC Fulham
Bobby Zamora wechselte im Sommer 2008 von West Ham United zum Lokalrivalen FC Fulham

Löwe im Wartestand

xwhatsappmailcopy-link

Lange Zeit entwickelten sich die Karrieren von John Terry und Bobby Zamora in sehr unterschiedliche Richtungen. Beide hatten in der Jugend die ersten Schritte zum Profi im Londoner "Senrab football club", einer Talentschmiede des englischen Fußballs, gemacht.

Doch während Terry zur Identifikationsfigur beim Spitzenclub FC Chelsea und zwischenzeitlich sogar zum Kapitän der englischen Nationalmannschaft wurde, wartet Zamora auch heute noch auf seinen ersten Einsatz im Trikot der "Three Lions".

"Bobby for England"

Das könnte sich aber bald schon ändern. Denn Stürmer Zamora, der mit dem FC Fulham am Donnerstag zum Hinspiel des Europa-League-Halbfinales beim Hamburger SV antritt (ab 20:50 Uhr im Live-Ticker), ist durch seine bislang 19 Pflichtspieltore in dieser Saison nicht nur ins Blickfeld großer Clubs geraten. Auch Englands Nationaltrainer Fabio Capello hat den 29-Jährigen, der es bislang lediglich auf 6 U-21-Länderspiele bringt, als WM-Kandidat auf dem Zettel.

"Bobby for England" ist inzwischen einer der beliebtesten Songs im "Craven Cottage", dem einzigartigen Stadion des FC Fulham. Der Gefeierte würde seinen bereits gebuchten Sommerurlaub in Las Vegas sicherlich gerne stornieren und auch Trainer Roy Hodgson unterstützt die WM-Ambitionen seines bulligen Angreifers. "Es wäre unfair zu sagen, dass er es nur in der Premier League kann. Er trifft mittlerweile auch gegen erstklassige internationale Gegner", lobt Hodgson.

Die HSV-Verteidigung ist gewarnt: In den vergangenen drei Europa-League-Partien hat Zamora eingenetzt. Beim 4:1 im Achtelfinal-Rückspiel gegen Juventus Turin erzielte er den 1:1-Ausgleich, im Viertelfinale gegen den VfL Wolfsburg traf Zamora in Hin- und Rückspiel zum 1:0, bereitete zudem in London das 2:0 von Damien Duff vor. Der Treffer in Wolfsburg nach erst 22 Sekunden Spielzeit bedeutete den erstmaligen Halbfinaleinzug Fulhams auf europäischer Ebene.

Die Treue zahlt sich aus

Und geht es nach dem Stürmer, war das noch lange nicht alles. "Wir sind zuhause super in Form und spielen auch auswärts nicht so schlecht. Warum sollten wir also nicht bis zum Schluss dabei sein?", fragt Zamora, dessen Karriere sich in den vergangenen zwölf Monaten rasant entwickelt hat.

Im vergangenen Sommer war Fulham noch bereit, ihn zu Ligakonkurrent Hull City ziehen zu lassen. Zamora, der seinen Lieblinsclub West Ham United im Jahr 2005 nach zwei Jahren Zweitklassigkeit in den Playoffs zurück in die Premier League schoss, entschied sich aber, Fulham treu zu bleiben.

"Er war in dieser Saison bislang mit Abstand unser bester Spieler. Jede Woche stellt er so genannte Spitzenverteidiger vor große Probleme", beschreibt Kollege Danny Murphy die blendende Form des Knipsers: "Die einzige Sorge die wir jetzt haben ist, ob wir ihn halten können. Ich würde mich nicht wundern, wenn die großen Clubs im Sommer anklopfen."

Acht Tore in Europa

Vor dem Duell mit dem HSV ist das aber, ebenso wie die mögliche WM-Teilnahme, Zukunftsmusik für Bobby Zamora. Erst einmal will er sein Trefferquote von derzeit acht Toren in der Europa League (die Treffer in den Qualifikationsspielen mitgerechnet) ausbauen, um dem Team eine weitere Reise nach Hamburg zu ermöglichen - zum Finale am 12. Mai in der HSH Nordbank Arena.

Ausgerechnet sein großes Vorbild könnte diesen Traum zerstören. Laut Zamoras Aussage gibt es einen Spieler "zu dem ich aufschaue". Und das ist nicht John Terry. Es ist Ruud van Nistelrooy.


Matthias Becker