Joachim Löw (Mitte, neben DFB-Präsident Wolfgang Niersbach/l.und DFB-Generalsekretär Helmut Sandrock) bei der Unterschrift seines neuen Vertrages
Joachim Löw (Mitte, neben DFB-Präsident Wolfgang Niersbach/l.und DFB-Generalsekretär Helmut Sandrock) bei der Unterschrift seines neuen Vertrages

Löw verlängert, Flick wird Sportdirektor

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Frankfurt/Main - Die Liebesbeziehung zwischen dem Deutschen Fußball-Bund (DFB) und Joachim Löw geht weiter und soll bis mindestens 2016 bestehen bleiben. Nach der erfolgreichen WM-Qualifikation machten beide Parteien schnell Nägel mit Köpfen und verlängerten 237 Tage vor dem Start der WM in Brasilien wie erwartet frühzeitig den Vertrag bis zur EURO in zweieinhalb Jahren in Frankreich.

"Entwicklung ist noch nicht zu Ende"

Zeitgleich unterschrieben auch Teammanager Oliver Bierhoff (45) und Torwarttrainer Andreas Köpke (51) neue Arbeitspapiere für weitere zwei Jahre. Löws bisheriger Assistenztrainer Hansi Flick (48) beerbt nach der WM an der Copacabana erwartungsgemäß beim Verband Robin Dutt als Sportdirektor. Flick erhält einen Fünfjahresvertrag bis August 2019, Löw muss sich einen neuen Co-Trainer suchen.

"Wir begrüßen die Entscheidung außerordentlich. Hansi Flick ist ein absoluter Fachmann, der sowohl den Vereinsfußball als auch die Verbandsstrukturen bestens kennt. Die Liga freut sich auf eine vertrauensvolle Zusammenarbeit", sagte DFL-Geschäftsführer Andreas Rettig.



"Ich werte diese Verlängerung als ein Zeichen der gegenseitigen großen Wertschätzung und als positives Signal für diejenigen, die diesen Weg mitgegangen sind. Wir spüren eine große Motivation und Leidenschaft. Die Entwicklung dieser Mannschaft ist noch nicht zu Ende, wir sehen das Potenzial", sagte Löw, der um 10.22 Uhr seine Unterschrift unter den Vertrag setzte, nachdem er einmal mehr souverän mit seiner Mannschaft die Qualifikation für das Turnier am Zuckerhut durchlaufen hatte.

Auch wenn Löw bislang bei seinen drei Turnieren als Cheftrainer den ersehnten ersten großen Titel nach dem EM-Triumph 1996 in England verpasste, genießt er das 100-prozentige Vertrauen der gesamten DFB-Führungsetage mit Präsident Wolfgang Niersbach (62).

"Warum bis nach der Endrunde in Frankreich? Weil wir absolut überzeugt sind von der Arbeit der sportlichen Leitung. Dieses Innenleben der Mannschaft ist professionell wie vertraulich - dieses Verhältnis spiegelt sich wider in den spektakulären Auftritten", sagte Niersbach, der auch die Arbeit von Bierhoff, Köpke und eben auch Flick in den höchsten Tönen lobte. Die Vertragsverhandlungen hätten auch "per Handschlag" besiegelt werden können, sagte Löw.

"Dafür müssen wir alles tun"



Großes Ziel ist der vierte WM-Titel. "Wir wollen alle Weltmeister werden, das ist doch klar", sagte Niersbach, schränkte aber sofort ein: "Ihr wisst doch alle, an welchen Kleinigkeiten das letztendlich hängt. Was wir versprechen können, ist, dass wir alles möglich machen, dass die Mannschaft da top vorbereitet rübergeht. Wir gehören zu den Favoriten, aber am Ende ist es der Schuss an den Innenpfosten oder eine dumme Rote Karte."

Auch Löw betonte, das Team strebe in den nächsten Monaten den "maximalen Erfolg" an. "Wir stellen uns dieser Aufgabe und stellen uns diesem Druck." Der künftige Sportdirektor Flick machte aus seinem Wunsch zum Abschied hingegen keinen Hehl: "Wir haben alle ein riesengroßes Ziel, nämlich Weltmeister zu werden. Dafür müssen wir alles tun."

Löw hatte seinen ersten Vertrag beim DFB 2004 als Assistent des damaligen Bundestrainers Jürgen Klinsmann unterzeichnet, der Löw trotz dessen überschaubarer Erfolge als Vereinscoach unbedingt an seiner Seite haben wollte. Nach dem Sommermärchen 2006 in Deutschland mit dem respektablen dritten Platz rückte Löw dann auf dem Chefposten mit der klaren Vorgabe, die lange Durststrecke ohne großen Titel zu beenden. Bei der EM 2008 wurde die Finalteilnahme bei seinem ersten Turnier als Cheftrainer nach einem äußerst holprigen Turnierverlauf noch als Erfolg gewertet, auch wenn Spanien im Finale der deutschen Mannschaft beim 1:0 die Grenzen aufzeigte.

Löw mit bestem Punkteschnitt aller Bundestrainer



Bei der WM 2010 in Südafrika stürmte Deutschland mit berauschenden Siegen gegen England (4:1) und Argentinien (4:0) ins Halbfinale, schied dann aber nach einer mutlosen Vorstellung ebenfalls mit 0:1 gegen Spanien aus. Und im vergangenen Jahr bedeutete Italien (1:2) bei der EM 2012 in Polen und der Ukraine im Halbfinale Endstation, als man den Azzurri fast kampflos das Feld überließ. Anschließend räumte Löw Fehler bei der Taktik und beim Personal ein.

Danach sah es ein paar Wochen so aus, als würde sich Löw von diesem K.o. nicht mehr erholen und hinschmeißen, ehe er dann doch verkündete, mit neuem Elan in die Mission WM-Titel 2014 zu starten. In Südamerika steht er erneut vor einer riesigen Hürde.

Mit 68 Siegen, 16 Unentschieden und 15 Niederlagen weist Löw zwar von den bisherigen zehn Trainern/Teamchefs, die seit der Länderspiel-Premiere im Jahre 1908 die deutsche Nationalmannschaft betreuten, den mit Abstand besten Punkteschnitt auf, aber er ist eben noch ohne Titel. Und da sind ihm in den Fußball-Geschichtsbüchern Sepp Herberger (Weltmeister 1954), Helmut Schön (Europameister 1972/Weltmeister 1974), Jupp Derwall (Europameister 1980), Franz Beckenbauer (Weltmeister 1990) und Berti Vogts (Europameister 1996) einen großen Schritt voraus.