Das Dwor Oliwski ist vom 4. Juni an die vorübergehende Heimat des DFB-Teams
Das Dwor Oliwski ist vom 4. Juni an die vorübergehende Heimat des DFB-Teams

Löw und der Olivenhof: "Liebe auf den ersten Blick"

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München - Bundestrainer Joachim Löw und seine Mannschaft logieren ab Montag im noblen Fünf-Sterne-Hotel "Dwor Oliwski" in der Nähe von Danzig. Dem DFB-Tross stehen 70 Zimmer und ein eigens angelegter Trainingsplatz zur Verfügung.

Reetgedeckte Landhäuser

Die letzten Meter führen immer tiefer in den Wald. Durch eine Schrebergartenkolonie, über Kopfsteinpflaster und Schlaglöcher. Es würde wohl niemand ein Fünf-Sterne-Hotel am Ende des Weges erwarten, eher schon einen Campingplatz. Doch im abgelegenen "Freudental" im Hinterland von Danzig wird ab Montag die deutsche Nationalmannschaft im noblen "Dwor Oliwski" logieren, um sich optimal auf ihre Titel-Mission bei der EM vorzubereiten.



Im "Olivenhof" mit seinen reetgedeckten Landhäusern, seinem malerischen Garten und einem kleinen Bächlein vor der Tür erwartet Bundestrainer Joachim Löw, Kapitän Philipp Lahm und Co. der gewohnte Turnier-Luxus. "Als wir erstmals nach Danzig gekommen sind, war es quasi Liebe auf den ersten Blick", sagte DFB-Präsident Wolfgang Niersbach über das deutsche Quartier.

Bereits seit Samstag ist die exquisite Herberge exklusiv vom Deutschen Fußball-Bund (DFB) bis zum Finale am 1. Juli gebucht. Teammanager Oliver Bierhoff sieht im Olivenhof "alle unsere Kriterien erfüllt. Wir finden eine entspannte Atmosphäre in schöner Umgebung vor." Diese Abgeschiedenheit und die Ostseeluft, "das ist genau das Richtige, um zwischen den Spielen durchzuatmen", fügte Niersbach an.

Bierhoff stellte zudem heraus, "dass wir sehr gute Trainingsbedingungen haben". Eigens für die DFB-Auswahl wurde rund 200 Meter vom Hotel entfernt ein Trainingsplatz angelegt, den sich der Verband angeblich 250.000 Euro kosten ließ. "Dieses EM-Quartier gefällt uns, weil es auf unsere Bedürfnisse zugeschnitten ist", sagte Löw.

70 klimatisierte Zimmer



So stehen dem DFB-Tross unter anderem 70 klimatisierte Zimmer, ein Restaurant, ein Weinkeller aus dem 17. Jahrhundert, ein Fitness- und Wellness-Bereich mit Pool, Sauna und Sanarium und zwei Konferenzräume zur Verfügung. Um die prominenten Gäste vor Neugierigen zu schützen, wurde um die Anlage ein mehrere Meter hoher Sicherheitszaun errichtet.

Danzigs Bürgermeister Andrzej Bojanowski zeigt sich "sehr stolz". Der Besuch der deutschen Nationalelf sei "sehr wichtig für Danzig und die Region". Deshalb wäre es "schön blöd, wenn die gleich nach der Vorrunde wieder auschecken müssten", sagte Hotel-Geschäftsführerin Izabela Wilczynska der "Süddeutschen Zeitung".

Sie hofft natürlich, dass ihr "Olivenhof", in dem schon Lech Walesa, Rod Stewart, Kylie Minogue oder Prinzessin Anne genächtigt haben, einen Platz in der deutschen Fußball-Historie findet - wie etwa das legendäre Hotel Belvedere, im dem 1954 der Geist von Spiez entstand, das "Castello di Casiglio" in Erba/Italien (1990) oder "Mottram Hall" in England (1996). Dass die DFB-Unterkunft bei der WM 2010 "Velmore" hieß, ist dagegen fast schon wieder in Vergessenheit geraten.

"Ein entpspannter Sommer"



Seit rund sechs Monaten telefoniert Wilczynska fast täglich mit dem DFB. Man rede darüber, "wo die Playstations aufgebaut werden, zum Beispiel. Und über Details der Speisekarte." Allerdings bringt der DFB wie immer bei solchen Anlässen seinen eigenen Koch mit. "Eigentlich bringen die alles mit. Das wird ein entspannter Sommer für uns", sagte sie der "SZ" mit einer gewissen Ironie. Wie die Zimmer verteilt sind, wer etwa eine der beiden Luxus-Suiten bekommt, verrät die Managerin aber nicht. Darf sie auch gar nicht: Schweigepflicht.

Worüber Wilczynska derzeit lieber auch schweigt, ist ein Testbericht, den unlängst das Fachmagazin "Top hotel" nach einem im März durchgeführten anonymen Besuch veröffentlichte. Dabei erhielt das "Dwor Oliwski" unter der Überschrift "Schöner Schein" nur die Note befriedigend. Im Spa-Bereich wurden sogar "gravierende Mängel" festgestellt, etwa "Duschen mit verkalkten Brauseköpfen und schmuddelige Fugen".