2:0 führte Bayer 04 Leverkusen um Kapitän Simon Rolfes (l.) auf Schalke. Am Ende reichte es dennoch nur zu einem Unentschieden
2:0 führte Bayer 04 Leverkusen um Kapitän Simon Rolfes (l.) auf Schalke. Am Ende reichte es dennoch nur zu einem Unentschieden

Leverkusen verpasst Sieg auf Schalke: Killerinstinkt gesucht

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Gelsenkirchen - Vielleicht lag es ja daran, dass man mit zunehmender Lebensdauer tatsächlich so etwas wie altersmilde wird. Oder schlicht daran, dass er sich an seinem Geburtstag nicht großartig ärgern wollte. Jedenfalls gab sich Leverkusens Sportdirektor Rudi Völler nach dem erstaunlich entspannt und stellte seinen Spielern ein gutes Zeugnis aus: "So, wie die Mannschaft auftritt, mache ich mir keine Sorgen." Die Spieler selbst sehen die aktuelle Entwicklung da schon deutlich kritischer. Und dafür gibt es auch durchaus gute Gründe.

"Hätten einen großen Schritt machen können"

Sechs Punkte aus vier Spielen, das war schon vor 14 Tagen eine durchwachsene Ausbeute für eine Mannschaft, die sich sicher für die Champions League qualifizieren will und zumindest bis vor kurzem noch auf den Titel des Vize-Meisters schielte. Dann kam das Heimspiel gegen den VfL Wolfsburg, Bayer führte - und kassierte den Ausgleich. Jetzt das Deja-vu auf fremdem Platz: Wieder führte Leverkusen, lag gegen Verfolger Schalke sogar mit 2:0 in Front und musste sich nach 90 Minuten erneut mit einem Punkt begnügen.



"Das kann einem einmal passieren, aber doch nicht in zwei Spielen in Folge", schimpfte Lars Bender ganz offen.Von Platz 2 redet längst keiner mehr im Rheinland, aber auch Rang 3 und damit die direkte Qualifikation für Europas "Königsklasse" tragen nach dem erneut verpassten Sieg noch ein Fragezeichen. "Wir hätten einen großen Schritt nach vorne machen können", haderte auch Simon Rolfes.

Völler aber gab sich ganz entspannt. "Wir haben vier Punkte Vorsprung, wir haben alles in der Hand. Wir werden Platz 3 nach dieser guten Vorstellung nicht mehr abgeben", erklärte Bayers Sportdirektor im Brustton der Überzeugung. Und lieferte dann auch Gründe für seine Sicht der Dinge: "Alle geben Gas, wir beißen auf dem Platz und wir spielen richtig guten Fußball."

Das traf auf Schalke allerdings nur auf die ersten 60 Minuten zu. "Da hatten wir eine gute Struktur im Spiel, haben als Mannschaft kompakt verteidigt und durch unser flüssiges Spiel nach vorne immer wieder gute Chancen entwickelt", analysierte Trainer Sascha Lewandowski. "Wir haben vor allem in Habzeit eins dominant nach vorne gespielt und uns gute Möglichkeiten herausgespielt", befand auch Rolfes.

Es fehlt die Zielstrebigkeit



Aber Bayer zog - wieder eine Parallele zur Vorwoche - diese Leistung nicht über die vollen 90 Minuten durch und ließ es in der zweiten Halbzeit an Zielstrebigkeit fehlen. "Schalke war verunsichert, aber wir haben es verpasst, den Abschluss zu suchen und alles klar zu machen", kritisierte der Kapitän den fehlenden Killerinstinkt.

Und selbst in der Phase der Dominanz gab es ein Manko, an dem Bayer ebenfalls nicht zum ersten Mal zu knabbern hatte - die Chancenverwertung. "Die Ausbeute stimmt einfach nicht", mahnte Bender. "Wenn man unsere Möglichkeiten gerade in der ersten Halbzeit sieht, dann hätten wir schon früher für klare Verhältnisse sorgen können und müssen. Und dann wäre Schalke auch nicht mehr herangekommen."

Gegen Wolfsburg war es zuletzt ähnlich, als Bayer ebenfalls nicht über ein Unentschieden hinaus kam. Doch während Spieler wie Bender selbstkritisch fordern, dass "wir jetzt auch mal aus diesen Dingen etwas lernen müssen", hält Völler auch hier den Ball zumindest öffentlich flach. Bayers Sportdirektor versucht es in diesen Tagen lieber mit Optimismus: "Die Chancenverwertung ist zwar ein Kritikpunkt, aber alles andere passt. Wir werden die nötigen Punkte für den 3. Platz holen."

Aus Gelsenkirchen berichtet Dietmar Nolte