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Zwischen 1999 und 2009 bestritt Bernd Schneider 263 Bundesliga-Spiele für Bayer Leverkusen
Zwischen 1999 und 2009 bestritt Bernd Schneider 263 Bundesliga-Spiele für Bayer Leverkusen

"Leverkusen muss mutig spielen"

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Leverkusen - Mit Spielern wie Simon Rolfes und Stefan Kießling hat Bernd Schneider noch zu seinen Leverkusener Zeiten zusammengespielt, mit Bastian Schweinsteiger und Philipp Lahm gemeinsam am Sommermärchen 2006 gewerkelt. Vor vier Jahren beendete "Schnix" seine Karriere nach 296 Bundesliga- und 81 Länderspielen.

Das Geschehen in der Bundesliga verfolgt der Vizeweltmeister von 2002 noch sehr intensiv. Im Interview mit bundesliga.de: spricht der 39-Jährige über den Hit Leverkusen gegen Bayern und die Chancen der "Werkself" gegen den Rekordmeister.

bundesliga.de: Herr Schneider, am Wochenende empfängt Bayer Leverkusen den FC Bayern zum Topspiel. Tabellarisch ist es ein Duell auf Augenhöhe. Ist es das auch in der Realität?

Bernd Schneider: Bayern München hat in der letzten Saison das Triple geholt. Deswegen sind die beiden Vereine aus meiner Sicht nicht auf Augenhöhe. Trotzdem kann Bayer 04 in einem Spiel auch punkten oder vielleicht sogar gewinnen, wenn alles zusammenpasst.

bundesliga.de: Immerhin hat Leverkusen auch zwei der letzten drei Spiele gegen die Bayern gewonnen. Die "Werkself" war überhaupt der letzte Bundesligist, der die Münchener bezwingen konnte.

Schneider: Genau. Letztes Jahr hat Leverkusen nach vielen Jahren sogar in München gewonnen. Darauf lässt sich aufbauen. Die Spieler wissen, dass sie die Bayern schlagen können. Mit den Fans im Rücken ist das im eigenen Stadion immer möglich. Natürlich muss an dem Tag dann alles 100-prozentig zusammenpassen, man braucht das nötige Quäntchen Glück. Es hängt von der Tagesform ab. Vielleicht ist der Gegner mal nicht ganz so stark. In einem Spiel kann Bayer 04 auf Augenhöhe sein.

bundesliga.de: Mit welchen Mitteln ist den Bayern beizukommen? Wie kann Leverkusen ihnen gefährlich werden?

Schneider: Meistens wird das ja von den Bayern vorgegeben. Leverkusen muss sich darauf einstellen, weniger Ballbesitz zu haben. Die Defensive muss gut stehen. Aber die Mannschaft muss auch darüber hinaus couragiert in die Offensive umschalten. Sie braucht keine Angst oder großen Respekt zu haben. Es wäre ein Fehler, sich zu weit zurückzuziehen. Dann tut man den Bayern nur einen Gefallen, dann kommt man auch nur schwer in die Zweikämpfe. Es wird also wichtig sein, kompakt zu stehen, aber auch mutig nach vorne zu spielen.

bundesliga.de: Die Bayer-Offensive mit Stefan Kießling, Sidney Sam und Heung Min Son präsentiert sich derzeit in Topform. Wie stark schätzen Sie die Stürmer ein?

Schneider: Das passt schon gut zusammen. Die 18 Punkte aus sieben Spielen, die Leverkusen geholt hat, kommen nicht von ungefähr. Die Mannschaft hat bereits viel geleistet und sich das nötige Selbstvertrauen geholt.

bundesliga.de: Wie bewerten Sie die Entwicklung von Bayer 04 unter Sami Hyypiä, der jetzt alleiniger Cheftrainer ist?

Schneider: Insgesamt sehr positiv. Bayer 04 hat den besten Saisonstart seiner Vereinsgeschichte hingelegt. Ich erkenne eine Handschrift des Trainers. Das ist sein Verdienst. Der Verein ist sehr gut aufgestellt mit Leuten wie Rudi Völler, Michael Reschke oder Wolfgang Holzhäuser und versteht es, qualitativ gute Spieler zu verpflichten oder adäquat zu ersetzen im Fall von Andre Schürrle, der den nächsten Schritt in seiner Karriere gegangen ist und zum FC Chelsea wechselte.

bundesliga.de: Auf der anderen Seite steht am Samstag der FC Bayern, der bislang ergebnismäßig eine starke Saison spielt, der noch ein bisschen das Spektakel fehlt. Liegt das nur daran, dass ein neuer Trainer auf der Bank sitzt?

Schneider: Das braucht mit Sicherheit seine Zeit. Der Trainer muss sich erst einmal an den Alltag in der Bundesliga in München und ganz allgemein in Deutschland gewöhnen. Das ist ganz normal. Es ist aber schon imponierend, was sie bereits auf die Beine gestellt haben. Es ist weder für den Trainer noch für die Mannschaft einfach, eine Saison wie die vergangene zu bestätigen. Für mich ist es schon erstaunlich, dass sie wieder so viele Punkte geholt haben. Und sie haben teilweise auch guten Fußball gespielt.

bundesliga.de: Wie nehmen Sie Pep Guradiola wahr?

Schneider: Ich kenne ihn persönlich nicht. Er ist sicher eine absolute Bereicherung für die Bundesliga und steht auch beispielhaft für ihren hohen Stellenwert. Sie wird immer mehr in Europa wahrgenommen. Sie gehört zu den Topligen Europas, wenn sie nicht sogar schon die Nummer 1 ist.

bundesliga.de: Rechnen Sie in dieser Saison eher mit einem Zweikampf zwischen Dortmund und München oder kann Leverkusen einen Dreikampf daraus machen?

Schneider: Das hängt von vielen Faktoren ab. Leverkusen braucht das nötige Quäntchen Glück, man muss schauen, wie es in der Champions League läuft. Wenn die Mannschaft das nötige Selbstvertrauen hat und merkt, dass sie dranbleiben kann, gibt es ihr auch Sicherheit. Dann kann sie auch auf eine Euphoriewelle kommen, wie es bei Dortmund vor zweieinhalb Jahren der Fall war. Die sind auf einer Wolke geschwebt und wurden nach langer Zeit wieder einmal Meister. Man muss die Chance nutzen. Noch ist es aber zu früh, um da schon eine Prognose zu wagen.

bundesliga.de: Wie sind Ihre eigenen Erfahrungen gegen die Bayern?

Schneider: In München ist meine Bilanz negativ, in Leverkusen war es in etwa pari. Ich erinnere mich gerne an einen 3:0-Sieg unter Klaus Augenthaler. Meistens waren es enge Spiele. Ich drücke Leverkusen die Daumen und hoffe, dass sie gewinnen. Ich werde mir das Spiel vor Ort anschauen.

Das Gespräch führte Tobias Gonscherowski