Schalke-Trainer Ralf Rangnick geht mit seinem Team als klarer Favorit ins Endspiel gegen den MSV Duisburg
Schalke-Trainer Ralf Rangnick geht mit seinem Team als klarer Favorit ins Endspiel gegen den MSV Duisburg

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Berlin - Schalkes Trainer Ralf Rangnick hat konzentriert hingeschaut, bei der Pressekonferenz am Tag vor dem Pokalfinale gegen den MSV Duisburg (Sa., ab 19:45 Uhr im Live-Ticker). Über die Großbildschirme flimmerten noch einmal die besten Szenen von Schalkes diesjährigen Pokalspielen.

"Das war sehr interessant anzusehen", schmunzelt der 52-Jährige. Erst Anfang April hatte Rangnick Felix Magath als Trainer der "Königsblauen" abgelöst. Damit fiel ihm etwas unverhofft die aussichtsreiche Chance auf seinen ersten Titel in den Schoß. "Es ist in erster Linie das Finale der Mannschaft", stellt der Coach klar: "Mir bedeutet der Titel nicht so viel, wie viele glauben." Rangnick streicht lieber die Bedeutung für seine Spieler heraus: "Immerhin hat bislang nur Angelos Charisteas den Pokal geholt. Jeder muss den Pokalsieg für sich wollen."

"Erwartungen zu keiner Phase der Saison erfüllt"

Welche Bedeutung der fünfte Pokalsieg der Vereinsgeschichte vor allem auch für den Verein hätte, betonte Manager Horst Heldt: "Wir haben die Erwartungen in der Bundesliga zu keiner Phase der Saison erfüllt", sagte der ehemalige Profi in Anspielung auf den ernüchternden 14. Platz in der Bundesliga. Das Duell mit Duisburg ist für die Gelsenkirchener die große Chance, eine durchwachsene Saison noch zu retten.

Dazu muss Rangnicks Team nach sechs Pflichtspielpleiten in Folge gegen "Underdog" Duisburg den Schalter umlegen. Der Trainer ist zuversichtlich, dass das gelingt: "Wir zollen dem Gegner Respekt", sagte der Übungsleiter zwar, betont aber auch: "Wir haben keine Angst. Wir sind überzeugt, dass wir gewinnen, wenn wir unsere Leistung abrufen." Als Qualifikationsspiel für die Europa League bezeichnete der Coach die Partie, die vor blau-weißer Kulisse stattfinden wird - den Vereinsfarben beider Teams.

Schalke in ultrabeauty Shirts

Dabei werden ausgerechnet die "Knappen" vor den 75.708 Zuschauern im ausverkauften Berliner Olympiastadion nicht in traditionellen Farben antreten. Diese Auslosung hatten im Vorfeld die "Zebras" gewonnen, die in weiß-blauen Leibchen auflaufen werden. Die Schalker spielen in lila Ausweichtrikots, deren Farbe den klangvollen Namen "ultrabeauty" trägt. "Ein besonderer Moment, ein besonderes Trikot", sagt Heldt augenzwinkernd.

Immerhin habe man die Wahl der Fankurve gewonnen. "Unsere Fans werden in der geschlossen Kurve sitzen, das war uns wichtig", erklärt Heldt. Ein Kontingent von 20.000 Karten stand beiden Finalisten zur Verfügung. Allein die Schalker hätten 300.000 Tickets absetzen können. Der "königsblaue" Anhang lechzt nach dem ersten Titel seit 2002, als Schalke zuletzt den Pokal gewann. Selten standen die Chancen wohl so gut wie in dieser Saison.

Duisburg geht auf dem Zahnfleisch

Denn Gegner Duisburg geht auf dem Zahnfleisch. Die Verletzungssorgen beim MSV sind so massiv, dass Trainer Milan Sasic Nachfragen nur noch mit Galgenhumor begegnet.

Der Einsatz der angeschlagenen Leistungsträger Ivica Grlic, Stefan Maierhofer und Benjamin Kern ist weiter fraglich. Man tue alles, um die drei Akteure noch hinzubekommen, so der Kroate. "Wir können Schalke vielleicht taktisch überraschen", sagt der 52-Jährige, "weil wir selbst noch nicht wissen, wer auflaufen wird."

Wenig verwunderlich, dass auch die Buchmacher Schalke klar vorne sehen. Wer erfolgreich auf Duisburg tippen würde, bekäme das fünfeinhalbfache seines Einsatzes heraus. Dass für die Schalker bei dieser klaren Rollenverteilung die Fallhöhe enorm ist, ist den Beteiligten bewusst. "Mit dem Fall einer Niederlage beschäftige ich mich nicht", sagt S04-Coach Rangnick: "Wenn sie den Pokal gewinnt, kann die Mannschaft stolz sein auf eine insgesamt erfolgreiche Saison."

Aus Berlin berichtet Andreas Messmer