- © © gettyimages / Dean Mouhtaropoulos
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S04-Torschütze Goretzka: "Mit letzter Konsequenz gespielt"

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Gelsenkirchen - Mit einem unwiderstehlichen Solo von der Mittellinie und dem Treffer zum 2:0-Endstand hat Leon Goretzka seine starke Leistung beim Sieg des FC Schalke 04 über Hertha BSC gekrönt. Nach der Partie sprach der 22-Jährige über seinen ungewöhnlichen Torjubel, das neue Erfolgsgeheimnis der Mannschaft und die nächste Aufgabe in der Europa League.

"Aller guten Dinge sind drei"

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Frage: Leon Goretzka, was war das für ein ungewöhnlicher Jubel sowohl bei Ihrem Treffer als auch beim Tor von Guido Burgstaller? Es sah aus, als wollten Sie Darts werfen.

Leon Goretzka: Ich habe vor ein paar Tagen zum Geburtstag eine Dartscheibe geschenkt bekommen. Davor habe ich zuletzt in unserer Kabine relativ viel Zeit verbracht. (lacht) Der eine oder andere hatte schon Sorge, dass es vielleicht ein bisschen auf meine fußballerische Karriere abfärbt. Ich habe den Jungs dann gesagt, dass ich mir da nur die nötige Präzision hole. Da war es natürlich passend, dass ich gegen Hertha ein Tor schießen konnte. Das simulierte Pfeilewerfen war dann quasi ein kleiner Gruß an die Jungs.

Frage: In der Kabine wird also neuerdings Darts gespielt? Wer ist denn der Beste?

Goretzka: (lacht) Na, ich! Im Ernst: Wir haben ein paar Spieler, die Spaß daran haben wie Huntelaar, Burgstaller oder Schöpf. Und dafür, dass wir es hobbymäßig machen, sieht es schon ganz gut aus.

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Frage: Sie haben in der ersten Halbzeit schon zwei gute Chancen vergeben, haben dann aber nach der Pause doch noch Ihr Tor gemacht.

Goretzka: Da ist in der Kabine in der Halbzeit schon der eine oder andere Becher geflogen, weil ich mich extrem geärgert habe. Wenn man trotz einer guten Leistung nicht das nötige Kapital daraus schlägt, ist das einfach ärgerlich. Aber die Jungs haben mir in der Halbzeit mit warmen Worten wieder Auftrieb gegeben und mir Mut gemacht, dass es beim dritten Mal klappt. Aller guten Dinge sind eben drei. Ich bin froh, dass ich dieses Vertrauen der Mannschaft dann tatsächlich noch zurückzahlen konnte und getroffen habe.

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Video: Schalke punktet in München

Frage: Man hatte den Eindruck, dass gegen Berlin eine echte Mannschaft auf dem Platz stand. Wie haben Sie es empfunden?

Goretzka: Wir waren eine funktionierende Einheit. Und für uns ist es auch eine wichtige Erkenntnis, dass wir den Ball über 90 Minuten gut haben laufen lassen und über den Ballbesitz das Spiel kontrollieren konnten. Man hat schon im Spiel in München gesehen, dass uns das besser gelingt als in den Partien zuvor. Das haben wir auch gegen Berlin wieder sehr gut gemacht. Wir hatten ein gutes Positionsspiel, haben dadurch freie Räume gefunden und uns Torchancen erarbeitet gegen eine Mannschaft, die in der defensiven Organisation mit Sicherheit top ist in der Liga. Und es hat dieses Mal auch den Unterschied gemacht, dass wir mit der letzten Konsequenz hinein gegangen sind. Es war insgesamt von uns eine sehr gute Leistung, mit der wir durchweg zufrieden sein können.

Frage: Warum gelingen solche Dinge auf einmal so gut im Gegensatz zu den ersten beiden Spielen nach der Winterpause?

Goretzka: Das ist für mich jetzt eine Steilvorlage, es nochmal zu erwähnen: Wir haben einen neuen Rasen in der Arena. Wir sind zuvor ein bisschen belächelt worden wegen unserer Kritik. Aber jeder, der selbst schon einmal Fußball gespielt hat, weiß, was das für einen Unterschied macht. Man kann auf Details achten, die ganz wichtig sind – mit welchem Fuß spielt man, in welche Richtung nimmt man den Ball mit. Es liegt sicher nicht alles daran, aber der Rasen ist eine wichtige Komponente, die mit hineinspielt. Das Selbstvertrauen, das wir uns in München und Sandhausen geholt haben, hat den Rest getan.

Frage: Ist der Mut jetzt wieder da, den auch Trainer und Manager zeitweise vermisst haben?

Goretzka: Das ist mit Sicherheit so, was natürlich auch den Ergebnissen geschuldet ist. Wir hoffen jetzt, dass wir in den kommenden Wochen daran anknüpfen können und von diesem Selbstvertrauen, das wir gewonnen haben, auch weiterhin profitieren können.

Frage: In der Tabelle steht Schalke auf Rang elf immer noch in der zweiten Tabellenhälfte. Merkt man trotzdem einen gewissen Schwung, mit dem Schalke jetzt von hinten angreift?

Goretzka: Zunächst mal hatten wir die drei Punkte gegen Hertha bitter nötig, das steht ganz außer Frage. Aber mir persönlich ist die Erkenntnis viel wichtiger, dass wir Fußball spielen können, dass wir mit den Mannschaften oben mithalten können und dass wir auch eine defensiv so stark stehende Mannschaft wie Hertha mit Kombinationsfußball auseinanderspielen können. Ich hoffe, das behalten wir in den kommenden Wochen bei.

Frage: Die nächste Aufgabe führt Schalke am Donnerstag in der Europa League zu PAOK Saloniki. Was erwarten Sie dort?

Goretzka: Ich denke, es wird ein sehr heißer Tanz! Beim letzten Aufeinandertreffen 2013 durften keine Fans ins Stadion, aber davor war der Teufel los. Ich rechne also mit einer hitzigen Atmosphäre, in der wir mit Sicherheit die nötige Coolness brauchen, die wir auch gegen Hertha gezeigt haben. Wir haben gesagt, dass wir jeden Wettbewerb mit 100 Prozent angehen wollen und in jedem Wettbewerb unsere Ziele haben. Dazu gehört auch ein Weiterkommen in der Europa League.

Aus Gelsenkirchen berichtet Dietmar Nolte