Auf den Händen seiner Mitspieler getragen wird Leon Goretzka nach dem Spiel - © © gettyimages / Christof Koepsel/Bongarts
Auf den Händen seiner Mitspieler getragen wird Leon Goretzka nach dem Spiel - © © gettyimages / Christof Koepsel/Bongarts

Leon Goretzka feiert einen emotionalen Abschied vom FC Schalke 04

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Gelsenkirchen - Am Ende war es ein ebenso schöner wie emotionaler Abschied für Leon Goretzka. Der 1:0-Sieg über Eintracht Frankfurt setzte für den Nationalspieler nach fünf Jahren beim FC Schalke 04 den perfekten Schlusspunkt. Kein Wunder, dass der 23-Jährige den Tränen nah war und nach dem Abpfiff im Interview über Glück, Stolz und Dankbarkeit eine Menge zu erzählen hatte.

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Frage: Leon Goretzka, wie hat er sich angefühlt, der letzte Tag im königsblauen Trikot auf dem Schalker Rasen?

Leon Goretzka: So etwas ist immer schwierig in Worte zu fassen. Das war der erste Tag, an dem für mich Emotionen wirklich erlaubt waren. Vorher habe ich immer versucht, das ein bisschen beiseite zu schieben, weil ich mich ganz auf unsere wichtigen Aufgaben fokussieren wollte. Mit dem Abpfiff des Spiels und speziell mit dem Video, das dann im Stadion noch gezeigt wurde, hat es mich richtig gepackt. Da hat man die vielen schönen Momente dieser Saison noch einmal durchlebt – und dann wurde mir bewusst, dass das jetzt ein Ende hat. Das war schon sehr emotional. Ich bin sehr glücklich über meinen Abschied und hätte es mir nicht schöner erträumen können.

Frage: Gab es ein paar Tränen? Die Mannschaft hat Sie nach dem Abpfiff vor der Fankurve nochmal hochleben lassen.

Goretzka: Ich habe echt mit mir gekämpft und hatte feuchte Augen. Gerade am Ende der Film auf dem Videowürfel, das war sehr emotional. Man hat wirklich alles noch einmal durchlebt. Aber nach so einer Saison sollte man niemanden herausheben. Das war mir ein bisschen unangenehm, auch wenn ich natürlich weiß, was die Jungs mir damit sagen wollten. Aber nach so einer Saison muss die ganze Mannschaft gefeiert werden.

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Frage: Wie waren denn die letzten Tage vor diesem endgültigen Abschied?

Goretzka: Ich habe im Training von den Fans immer mal wieder Geschenke bekommen. Unheimlich viele Leute haben sich bedankt für die fünf Jahre hier. Das hat mich alles mit sehr viel Stolz erfüllt. Wenn man sich die Konstellation des Wechsels ansieht und dann die Zahl der Menschen, die mir alles Gute wünschen und dankbar sind für die gemeinsame Zeit – das haut einen schon vom Hocker! Das ist außergewöhnlich und zeigt die Größe der Schalker Fans. Ich empfinde dafür eine große Dankbarkeit.

"Dass ich die Binde übernommen habe, war nochmal eine schöne Sache. Das war ein Zeichen der Mannschaft, dass sie auch im letzten halben Jahr voll hinter mit gestanden hat."

Einen Moment der Ruhe braucht Leon Goretzka nach Abpfiff, um seine Emotionen zu verarbeiten - © gettyimages / SASCHA SCHUERMANN/AFP

Frage: Sie haben am Ende gegen Frankfurt auch die Kapitänsbinde getragen. War es vorher abgesprochen, dass Ralf Fährmann rausgeht und Sie übernehmen?

Goretzka: Ich hatte ihn in der Woche mal gefragt, ob er sich nicht mal eine Pause gönnen möchte. (lacht) Da hat er noch gesagt, er will auf jeden Fall spielen. Entsprechend wusste ich nicht, dass er zur Halbzeit rausgeht. Dass ich dann die Binde übernommen habe, war auch nochmal eine schöne Sache. Das war auch nochmal ein Zeichen der Mannschaft, dass sie auch im letzten halben Jahr voll hinter mit gestanden hat. Die Fans, der Verein und vor allem auch die Mannschaft haben einen Riesenanteil daran, dass es für mich hier so versöhnlich geendet ist.

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Frage: Nur mit dem Tor hat es nicht mehr geklappt zum Abschluss.

Goretzka: Das wäre natürlich das i-Tüpfelchen gewesen. Aber das Wichtigste war, dass wir ein gutes Spiel gemacht haben. Ich glaube, es war eines unserer besten Spiele – sehr dominant, wir haben Konter sehr gut vermieden, sehr guten Fußball gespielt und unheimlich viele Chancen herausgespielt. Es wäre natürlich schön gewesen, selbst nochmal zu treffen. Die Möglichkeiten waren da, aber so ist es auch kein Problem.

Frage: Ihr letztes Trikot haben Sie nach dem Abpfiff verschenkt. Wer war die Glückliche?

Goretzka: Ich bin vor einigen Tagen beim Fanclub-Besuch auch wärmstens empfangen worden – das war unfassbar. Dabei hatte ich mir vorher schon ein paar Gedanken gemacht, ob ich überhaupt noch erwünscht bin. Und da war dieses kleine Mädchen, das mir gesagt hat, dass sie sich nichts mehr wünscht, als mein Trikot aus dem letzten Spiel. (lacht) Wer das Mädchen und seine großen Kulleraugen gesehen hat  - da ist es echt schwierig, nein zu sagen. Entsprechend habe ich mein Wort nach dem Spiel auch gehalten.

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Frage: Mit welchen Gefühlen verlassen Sie jetzt Schalke?

Goretzka: Generell habe ich in meinen fünf Jahren auf Schalke sehr viel erlebt, sowohl Positives als auch Negatives. Es ist immer emotional sehr extrem in beide Richtungen gewesen. Es ist eine außergewöhnliche Fanszene hier auf Schalke, das weiß die ganze Bundesliga. Keine Mannschaft kommt gerne in dieses Stadion, weil sie genau wissen, was hier für eine Stimmung herrscht. Gepaart mit den Leistungen, die wir in dieser Saison gezeigt haben und der Art und Weise, wie wir Fußball spielen, ist das außergewöhnlich. Das werde ich natürlich vermissen, gar keine Frage.

"Generell habe ich in meinen fünf Jahren auf Schalke sehr viel erlebt, sowohl Positives als auch Negatives."

Frage: Es könnte schon bald im Supercup mit den Bayern ein Wiedersehen gegen Schalke geben. Freuen Sie sich darauf?

Goretzka: Natürlich, ich komme immer wieder gerne zurück. Darum war es mir auch wichtig, dass man alles sauber klärt. So kann ich mit reinem Gewissen wieder zurückkommen. (lacht) Ich habe auch schon den einen oder anderen Kommentar aus der Mannschaft bekommen, die mir natürlich gerne beweisen möchten, dass dieser Wechsel ein Fehler ist.

Aus Gelsenkirchen berichtet Dietmar Nolte