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Borussia Dortmund hat durch das 2:2 zuhause gegen Augsburg einen Fehlstart in die Rückrunde erlebt
Borussia Dortmund hat durch das 2:2 zuhause gegen Augsburg einen Fehlstart in die Rückrunde erlebt

Leidgeplagter BVB sucht die Lockerheit

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Dortmund - Das Zählen in Dortmund geht weiter. Nach dem 2:2 gegen den FC Augsburg sind es inzwischen 87 Tage. 87 Tage ohne Heimsieg - das schürt genau die Verunsicherung, die nach der Winterpause ebenso wie die Verletzungsseuche eigentlich der Vergangenheit angehören sollte. Leben muss der BVB jetzt weiter mit beidem. Und Jürgen Klopp ist vor allem als Krampflöser gefragt.

Der BVB war stets bemüht

Zahlen sind zurzeit nicht die Freunde der Borussia. Denn es sind nicht nur jene 87 Tage mit drei Heimniederlagen und dem Remis gegen Augsburg, an denen sich die Probleme der Dortmunder festmachen lassen. Seit vier Spielen hat die Mannschaft in der Liga nicht mehr gewinnen können, dabei gerade einmal zwei Zähler geholt. Eine längere Durststrecke gab es zuletzt vor rund viereinhalb Jahren. Und in der fast sechsjährigen Ära von Jürgen Klopp ist es das erste Mal, dass der BVB in neun Heimspielen in Serie mindestens einen Treffer hinnehmen musste.

Zahlen, die in diesem Fall tatsächlich Bände sprechen. Dabei hatte sich Dortmund so viel vorgenommen, um mit neuem Schwung das Ende der Hinserie vergessen zu machen. "Auf das, was wir in der Rückrunde vor haben, haben wir uns eingeschworen", hatte Klopp vor der Partie angekündigt. Doch die die erhoffte Rückkehr der Leichtigkeit samt Erfolgsgarantie ist dahin, bevor sie überhaupt Einzug halten konnte. Im Gegenteil: Gegen taktisch kluge Augsburger verkrampften die Borussen von Minute zu Minute mehr. "Man hat gesehen, dass wir uns viel vorgenommen haben. Die Mannschaft wollte unbedingt. Und dann ist das Gegenteil dabei herausgekommen", stellte der Trainer am Ende ernüchtert fest.

Tatsächlich war der BVB bemüht, gewann die Mehrzahl der Zweikämpfe, verbuchte 18:6 Torschüsse, flankte häufiger und spulte etliche Kilometer ab. Gleich drei Dortmunder knackten die 12-Kilometer-Marke, allen voran mit gutem Beispiel Kapitän Sebastian Kehl mit starken 12,8 Kilometern. "Ich glaube nicht, dass man der Mannschaft irgendeinen Vorwurf machen kann, dass sie das Spiel nicht leidenschaftlich genug angegangen ist", stellte Kehl nach der Partie klar. "Wir sind wahnsinnig viel gelaufen und jeder hat versucht, sein Bestes rauszuholen."

Offensiv müde, defensiv unkonzentriert

Was dem BVB aber auch nach der Winterpause abgeht, sind ganz offensichtlich Esprit und Ideen. Lust und Lockerheit sehen anders aus, musste auch Jürgen Klopp eingestehen: "Da war zu wenig Leichtigkeit und zu wenig Freude im Spiel." Das Offensivfeuerwerk zündet einfach nicht, die kreativen Überraschungsmomente und Turbo-Angriffe bleiben zurzeit allenfalls eine Erinnerung an bessere Zeiten.

Marco Reus verbuchte zwar gegen Augsburg einen Assist, tauchte aber wie schon gegen Berlin danach allzu oft ab. Henrikh Mkhitaryan ist um Struktur bemüht, wählt aber final oft die falsche Entscheidung. Robert Lewandowski wirft sich in jeden Zweikampf, versprüht aber zurzeit nicht die gewohnte Torgefahr. Insgesamt mangelt es der Offensive an Ideen und Durchschlagskraft.

Schlampt dann auch noch die Defensive, kommt dabei schnell eine Punkteteilung wie gegen Augsburg heraus. "Vor den Gegentoren haben wir uns über die Außen überlaufen lassen, das darf nicht passieren", schimpfte Roman Weidenfeller. Auch Kehl ärgerte sich über die Gegentreffer: "Wir kassieren einfach dumme Dinger und bringen uns am Ende um den Lohn."

"Selbstbedienungsladen" Signal Iduna Park

Weidenfeller dürfte nicht der Einzige sein, dem das alles mittlerweile gewaltig auf die Nerven geht. Nach dem erneuten Rückschlag aber formulierte der Torhüter seinen Ärger auch offensiv und brachte die Probleme nachhaltig auf den Punkt: "Wir haben sowohl vorne als auch hinten fahrlässig agiert. Wir haben wieder komplett den Faden verloren. Unser Stadion ist ein Selbstbedienungsladen geworden."

Dass der BVB mit dem Kreuzbandriss für Jakub Blaszczykowski einen weiteren schwer verletzten Spieler über Monate ersetzen muss, war zum Start in die Rückrunde ein zusätzlicher Dämpfer für die Moral. Die Verletzungsseuche geht auch im neuen Jahr weiter, das sich für Klopp zum jetzigen Zeitpunkt einfach nur "richtig bescheiden" anfühlt.

Dortmunds Trainer ist allen Rückschlägen und Hiobsbotschaften zum Trotz jetzt als Krampflöser gefragt, der die leidgeplagte Mannschaft zurückführt auf den Pfad der Lockerheit. Die Frage bleibt, wie ihm das am besten gelingen kann. Klopp selbst will offenbar die Quadratur des Kreises versuchen und sich "zurückkämpfen zur Leichtigkeit". Nur eines schließt der Trainer aus: "Wir werden sicherlich nicht im Kreis tanzen und im nächsten Spiel gegen Braunschweig bunte Kappen aufsetzen."

Aus Dortmund berichtet Dietmar Nolte