Der Vorgänger und sein Nachfolger: Franz Beckenbauer (l.) übergab das Präsidentenamt an den bisherigen Manager Uli Hoeneß
Der Vorgänger und sein Nachfolger: Franz Beckenbauer (l.) übergab das Präsidentenamt an den bisherigen Manager Uli Hoeneß

"Ich leide nicht an Arbeitsmangel"

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Aus dem Archiv: Über 50 Jahren wirkte Franz Beckenbauer beim FC Bayern München in verschiedenen Positionen: Spieler, Trainer, Präsident. Nun trat er auf der Jahreshauptversammlung des FC Bayern München als Präsident und Aufsichtsratsvorsitzender ab und wird den Verein künftig als Ehrenpräsident vertreten.

Der "Kaiser" blickt auf eine bewegte Zeit zurück und verrät, welche Entscheidungen er im Nachhinein bereut.


Franz Beckenbauer über...

...die Diskussionen im Bayern-Vorstand und sein Verhältnis zu diesem:

"Bei unseren Sitzungen wäre es ja langweilig gewesen, wenn es keine kontroversen Diskussionen gegeben hätte. Wie soll denn etwas entstehen, wenn jeder der gleichen Meinung ist? Das Verhältnis zum Vorstand habe ich immer als sehr gut empfunden. Ich habe ja die Entscheidung herbeigeführt, dass der Club in eine Aktiengesellschaft umgewandelt wurde. Dadurch war ich aus dem operativen Geschäft raus. Ich hatte aber immer das volle Vertrauen in den Vorstand. Karl-Heinz Rummenigge, Uli Hoeneß und Karl Hopfner sind das Beste, was man sich vorstellen kann. Alle drei sind ein Glücksfall für den FC Bayern. Also was soll ich denen reinreden, das habe ich nie gemacht, warum auch?"

...die künftige Rolle von Uli Hoeneß als Präsident:

"Ich glaube nicht, dass Uli sich weitgehend aus dem Tagesgeschäft raushalten wird. Er wird zwar nicht mehr ganz so aktiv sein wie bisher, aber in bestimmten Situationen wird er weitaus aktiver sein als ich. Der Uli hat im Marketing- und Sponsoring-Bereich ein Netzwerk geschaffen. Der muss das weiter betreuen."

...seinen Wechsel auf den Posten des Ehrenpräsidenten:

"Es ist ja nichts Spektakuläres. Ich hör auf, der Uli übernimmt die Stellung. Ich bin ja nicht weg, ich bleibe ja dabei, ich werde Ehrenpräsident. Was der genau macht, weiß ich noch nicht. Der wird dauernd eingeladen. Ich weiß nicht wohin, ich war noch nie Ehrenpräsident. Ich lasse mich überraschen."

...über die Gründe für seinen Rückzug:

"Ich habe schon vor drei Jahren gesagt: Ich kann nichts mehr für den FC Bayern tun. Ich habe noch dafür gesorgt, dass wir ein Stadion gebaut haben und dass der Verein in eine Aktiengesellschaft umgewandelt wurde. Vor drei Jahren habe ich mich noch einmal überreden lassen. Aber jetzt reicht's nach 15 Jahren als Präsident und sieben Jahren als Aufsichtsrat-Vorsitzender. Da müssen jüngere Leute her."

...über den Zeitpunkt, wann ein Nachfolger für Uli Hoeneß im wirtschaftlichen Bereich präsentiert wird:

"Ich hoffe nie. Der Uli soll das so weitermachen. Er wird vielleicht nicht mehr an der vordersten Front sein, aber er soll die wichtigen Kontakte persönlich wahrnehmen. Der Uli soll weiterhin die Geschicke des FC Bayern führen. Warum soll denn der FC Bayern auf seine Erfahrung verzichten?"

...über Hoeneß-Nachfolger Christian Nerlinger:

"Auf mich macht er einen sehr guten Eindruck, weil er einen sehr guten Blick hat, eine klare Aussage. Aber es dauert halt seine Zeit, bis er von den Spielern akzeptiert wird, das muss man sich erarbeiten. Aber in Uli Hoeneß hat er den besten Befürworter."

...über Amtshandlungen, die er mittlerweile bereut:

"Die Entlassung Otto Rehhagels war total überflüssig. Auch die Entscheidung gegen Nationaltorwart Toni Schumacher war überzogen. Nur weil der so ein lächerliches Buch geschrieben hat, verzichtet man auf den besten Torhüter. Da haben einfach alle überreagiert."

...über mögliche Engagements bei anderen Clubs:

"Ich leide nicht an Arbeitsmangel, ich habe genug zu tun: FIFA, UEFA, DFB, meine Partner, die Stiftung, und dann sind da natürlich auch noch meine zwei kleinen Kinder, mit denen ich mich soviel wie möglich beschäftige."

...über die Zukunft des FC Bayern ohne Franz Beckenbauer:

"Mir ist nicht bange, weil wir eine unglaublich gute wirtschaftliche Situation haben. Wir stehen sehr gut da. Dies kann aber auch gefährlich sein, weil es uns so gut geht. Früher hat man schon einmal mit der Faust auf den Tisch gehauen, das gibt es jetzt nicht mehr."