FCB-Boss Karl-Heinz Rummenigge (stehend) richtete auf dem Bankett deutliche Worte an die Mannschaft
FCB-Boss Karl-Heinz Rummenigge (stehend) richtete auf dem Bankett deutliche Worte an die Mannschaft

Lehren ziehen: Trotzreaktion gegen Chelsea

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Berlin - Es gab Thunfischtatar mit Wakame-Algen, Lachsfilets und Kalbsrücken, doch die anwesenden Bankettgäste in der Hauptstadtrepräsentanz der Deutschen Telekom stocherten nur lustlos mit ihren Gabeln in den Tellern herum. Vor ihnen hatte sich ihr oberster Dienstherr aufgebaut und ließ eine Rede von Stapel, die auch dem letzten Spieler des FC Bayern München den Appetit verschlagen ließ, sofern dies nicht schon eher geschehen war.

"Schwer, das aus den Köpfen zu bekommen"

Denn drei Stunden zuvor war einer der schwärzesten Auftritte der Bayern mit einer 2:5-Niederlage beim DFB-Pokalfinale in Berlin zu Ende gegangen und hatte damit den Zorn der FCB-Führungsetage heraufbeschworen.



Karl-Heinz Rummenigge, der Vorstandsvorsitzende des Rekordmeisters, sprach von einer Blamage, von fünf Watschn, die sein Team kassiert hatte - und er sprach davon, dass die Mannschaft aus diesem Auftritt schnell ihre Lehren ziehen möge. Denn, so Rummenigge, es gebe jetzt noch eine Chance, die Saison doch mit einem positiven Fazit abzuschließen - mit einem Sieg beim Champions-League-Finale gegen Chelsea in der Allianz Arena.

"Ich glaube, wenn alle heute bereit sind, sich kritisch zu hinterfragen, warum, wieso, was ist heute Abend passiert, dass wir ein solches Spiel in dieser Art und Weise und mit diesem Ergebnis verloren haben, dann haben wir eine Chance, am nächsten Samstag möglicherweise mit diesem einen, dem wichtigsten Titel, der im Clubfußball zu vergeben ist, dazustehen", redete Rummenigge auf seine Angestellten ein.

Die herbe Pleite gegen den BVB wirft allerdings zunächst die Frage nach dem "Wie" auf. "Es ist schwer, das aus den Köpfen zu bekommen", gab Kapitän Philipp Lahm zu. Dessen Stellvertreter Bastian Schweinsteiger, der sich beim Bankett noch lange mit dem einstigen Weggefährten Oliver Kahn unterhielt, beschwor den Teamgeist als Schlüssel. "Ich habe großes Vertrauen in die Mannschaft. Man darf jetzt nicht auf einzelne Spieler losgehen, wir müssen zueinander halten. Wir haben eine sehr große Chance, es zu schaffen und müssen alles dafür tun."

Pleiten, Pech und Pannen



Dabei hatte man auch beim Pokalfinale in Berlin zeitweise den Eindruck, als ob sich die Münchner Startruppe endlich auf das aggressive Spiel der Borussen eingestellt hätte. Nach dem ersten Fauxpas, als Luiz Gustavo einen Rückpass schlampig spielte und den BVB zum 1:0 durch Shinji Kagawa förmlich einlud, diktierte die Truppe von Cheftrainer Jupp Heynckes das Geschehen auf dem Platz und schien nach dem Ausgleich durch Arjen Robbens verwandelten Foulelfmeter der Führung näher zu sein als der BVB.

Doch dann reihten sich erneut Pleiten, Pech und Pannen in der Münchner Abwehr aneinander und machten es den Wetsfalen leicht, mit einem 3:1 in die Halbzeitpause zu gehen. "Unerklärlich", fand Heynckes (Interview) die Fehler in der Abwehr - er sah aber auch einige positive Dinge: "In der ersten Halbzeit haben wir sehr gut gespielt, waren gut organisiert und haben Fußballkultur gezeigt." Am Ende musste aber auch der Bayern-Trainer feststellen, "dass es ein verdienter Sieg des BVB" war.

Dass der Emporkömmling aus dem Ruhrgebiet neben der Meisterschale nun auch den DFB-Pokal in Empfang nehmen durfte, wurmt den erfolgsverwöhnten Rekordmeister und -pokalsieger gewaltig. Den verlorenen Stolz will man an der Isar nun also gegen den FC Chelsea zurückgewinnen - der große Traum vom Triumph in der "Königsklasse" lebt noch. Und wenn am 19. Mai tatsächlich Philipp Lahm den "Henkelpott" in den Münchner Himmel stemmt, würde auf dem anschließenden Bankett auch das Filet wieder munden.

Aus Berlin berichtet Johannes Fischer