Nach dem souveränen 2:0-Sieg des FC Bayern gegen Juventus bedanken sich die Spieler bei den Fans
Nach dem souveränen 2:0-Sieg des FC Bayern gegen Juventus bedanken sich die Spieler bei den Fans

Leberkäs deluxe

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München - Der FC Bayern München hatte mal wieder ordentlich aufgetischt. Reichlich Leberkäs und Nürnberger Würstchen wurden im Aufenthaltsraum der Presse gereicht, dazu Sauerkraut und Kartoffelsalat. Vor allem die italienischen Medienvertreter stürzten sich auf die Schlachtplatte, nicht ohne einen süffisanten Vergleich der kulinarischen Gepflogenheiten beider Länder mit den fußballerischen Darbietungen zu ziehen.

"Darauf waren wir nicht vorbereitet"

Der Tenor: Das deftige bayerische Essen sei zwar durchaus schmackhaft, falle gegen Pizza, Pasta und Co. aber genauso ab, wie der Hau-Drauf-Fußball des FC Bayern gegen Juves technisch-taktischen Meisterstil. Das war vor der Partie.



Nach den 90 Minuten, die im 2:0-Sieg der Gastgeber gipfelten, machten die Unterlegenen keine Anstalten, irgendetwas schönreden zu wollen. Nein, sagte Juventus-Cheftrainer Antonio Conte, sein Team habe in der Allianz Arena keinerlei Chance gehabt, sich gegen den übermächtigen Gegner zu stemmen. Zu physisch, zu abgeklärt seien die Bayern gewesen, als dass die Turiner überhaupt ins Spiel gefunden hätten

Auch Giorgio Chiellini, der mit blutverkrusteter Nase Rede und Antwort stand, hatte nur lobende Worte für den deutschen Rekordmeister parat. "Wir waren auf dieses Tempo von Bayern nicht vorbereitet, gestand der Abwehrchef der "Bianconeri". "Letztendlich können wir froh sein, dass wir überhaupt noch eine Chance haben. Wenn wir im Rückspiel ein gutes Spiel zeigen, dann ist noch Hoffnung da."

Doch wie soll das funktionieren für die "Alte Dame", die angesichts des jugendlichen Temperaments des Gegners in der Tat hüftsteif und zerbrechlich wirkte? Ausgerechnet die Altstars Gianluigi Buffon und Andrea Pirlo, vor denen der FCB im Vorfeld so großen Respekt hatte, verhalfen den Münchnern mit ihren Fehlern zu beiden Treffern.

Kroos-Verletzung trübt die Laune



"Das war Altherrenmanier", spottete Bayerns Ehrenpräsident Franz Beckenbauer bei "Sky" über den Juve-Keeper, der bei beiden Toren keine glückliche Figur abgab. Die "Gazzetta dello Sport" fragte angesichts der enttäuschenden Leistungen der beiden Leistungsträger ironisch, ob das Weltende nahe sei. "Es geschieht nicht oft, dass die heiligen Schutzpatrone Pirlo und Buffon so versagen. Ein Pirlo, zu schäbig, um wahr zu sein." (Die italienischen Pressestimmen)

Den Bayern kam die matte Leistung der Italiener gerade Recht, um ihr atemberaubend druckvolles Spiel über 90 Minuten durchzuziehen. Nach dem frühen Führungstreffer von David Alaba, der die Allianz Arena bereits nach 26 Sekunden in ein Tollhaus verwandelte, setzen die Münchner nach und hatten schon in der ersten Hälfte mehrfach die Gelegenheit zu erhöhen.

Lediglich die Verletzung von Toni Kroos, der sich einen Muskelbündelriss im rechten Adduktorenbereich zuzog und wochenlang fehlen wird, trübte für einen Moment die gute Laune der Bajuwaren. Wer allerdings einen Arjen Robben ins Spiel bringen kann, der seit Wochen mit den Hufen scharrt, muss nicht unbedingt einen Qualitätsverlust fürchten.

Bayern-Spieler mahnen zur Vorsicht



Der Niederländer war es auch, der trotz der hervorragenden Ausgangslage zur Vorsicht mahnte. "Wir haben die Erfahrung mit Arsenal gemacht, dass wir ganz ruhig bleiben müssen. Das wird noch eine ganz schwere Aufgabe in Turin, deshalb müssen wir konzentriert bleiben". Im Achtelfinale hatten die Bayern in London mit 3:1 gewonnen, bevor sie den scheinbar beruhigenden Vorsprung im Rückspiel noch um ein Haar verspielten.

Auch Kapitän Philipp Lahm ("Noch sind wir nicht durch. Juve ist ein echtes Spitzenteam") und Bastian Schweinsteiger ("Mein Gefühl sagt mir, wir hätten ein Tor mehr machen müssen") traten nach dem Schlusspfiff auf die Euphoriebremse. Weil den Turinern auch noch die gesperrten Arturo Vidal und Stephan Lichtsteiner fehlen werden, geht der deutsche Rekordmeister als klarer Favorit in die Partie. Man darf gespannt sein, was in acht Tagen im Juventus Stadium gereicht wird - auf dem Platz und am Büffet.

Aus München berichtet Johannes Fischer