Thomas Schaaf sieht das Positive in der misslichen Lage: "Kaum jemand gibt noch einen Pfifferling auf uns. Vielleicht ist aber gerade das der Reiz."
Thomas Schaaf sieht das Positive in der misslichen Lage: "Kaum jemand gibt noch einen Pfifferling auf uns. Vielleicht ist aber gerade das der Reiz."

Lebenszeichen in London?

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London - Die Hoffnung auf ein Werder-Wunder in der Champions League hält sich nach vier Pflichtspielen ohne Torerfolg in Grenzen. Nach dem Absturz auf den 12. Tabellenplatz war die Stimmung auf dem Flug nach London zum Gastspiel der Hanseaten am Mittwoch bei Tottenham Hotspur gedrückt (ab 20:30 Uhr im Live-Ticker). Viel gesprochen wurde jedenfalls nicht, als die "grün-weiße" Truppe die Hansestadt verließ.

"Kaum jemand gibt noch einen Pfifferling auf uns. Vielleicht ist aber gerade das der Reiz. Wir wollen einfach nur ein gutes Spiel machen", sagte Trainer Thomas Schaaf kurz vor dem Abflug und dürfte über die angespannte Personalsituation gegrübelt haben.

Neun seiner Spieler können an der mit 36.310 Zuschauern bereits ausverkauften White Hart Lane nicht auflaufen. Zudem ist der Einsatz des nach einer Virusinfektion geschwächten Petri Pasanen ungewiss.

Talente im Blickpunkt

Im Falle einer schnellen Genesung könnte aber wenigstens der Finne noch am Spieltag zur Mannschaft stoßen. Dennoch stehen Drittliga-Youngster wie Dominik Schmidt und Felix Kroos vor ihrem Profidebüt - und das in der "Königsklasse". "Wir können an sie keine übergroßen Erwartungen stellen. Sie sind noch jung und sollen das spielen, was sie können", meinte Schaaf: "Einige von den jungen Spielern sind ja schon länger bei uns und haben zum Teil auch in der Vorbereitung ihre Erfahrungen bei uns sammeln können."

Der 19 Jahre alte Felix Kroos hat zwar "Respekt vor Tottenham, aber wenn wir als Einheit auftreten, dann können wir auch da was holen", so der jüngere Bruder von Bayern-Spieler Toni Kroos. Ein völliger Neuling im Kreise der "Grün-Weißen" ist hingegen Clemens Schoppenhauer. Der 18-Jährige, der sogar noch für Werders U 19 spielberechtigt ist, trainierte am Montag erstmals überhaupt mit den Profis und saß ebenfalls im Flieger nach London "Ich weiß nicht, ob mich die Spieler vorher kannten", scherzte der Defensivmann

"Wir sind ja keine Träumer"

Werder-Geschäftsführer Klaus Allofs hatte angesichts der misslichen Lage zuletzt bereits die Saisonziele relativiert. "Da brauchen wir nicht mehr von der Champions League zu reden, wir sind ja keine Träumer", meinte der 53-Jährige. Abschenken werde man in Tottenham aber auf keinen Fall: "Wir fliegen nicht nach London, weil es eine Pflicht ist, sondern weil wir drei Punkte holen wollen."

Eine weitere Niederlage würde rechnerisch das vorzeitige Aus besiegeln, noch bevor Titelverteidiger Inter Mailand am 7. Dezember im Weser-Stadion gastiert. Und da wäre dann bei einer weiteren Pleite sogar die weitere Teilnahme an der Europa League verspielt.

Van der Vaart zieht die Fäden

Gefragt ist in London ein Lebenszeichen eines Teams, das zuletzt alles andere als eine Mannschaft auftrat. Um eine Wende zum Besseren einzuleiten, scheint Tottenham allerdings genau der falsche Gegner zu sein. Der Traditionsclub aus dem Londoner Norden konnte mit einem Sieg gegen Inter den Top-Favoriten von der Spitze verdrängen und ist für deutsche Proficlubs bislang eine äußerst undankbare Adresse: In sechs Heimspielen landeten die "Spurs" fünf Siege, allesamt ohne Gegentor. Nur Bayern München ertrotzte einmal ein 1:1 - vor 27 Jahren.

Und seitdem der Ex-Hamburger Rafael van der Vaart die Regie im Mittelfeld übernommen hat, konnte das Team von Coach Harry Redknapp auch an Spielkultur deutlich zulegen. Der Niederländer, der Ende August von Real Madrid auf die Insel gewechselt war, warnt dennoch vor Bremen: "Die Qualität bei Werder ist da, auch wenn es nicht so läuft. Wenn wir nicht dagegenhalten, könnten wir Probleme bekommen."

Probleme hatte van der Vaart am Dienstag zunächst aber selbst, denn wegen einer Oberschenkelverletzung war er beim Abschlusstraining nur Zuschauer. Gefährdet ist auch der Einsatz von Gareth Bale, der walisische Nationalspieler laboriert an einer Schulterblessur.

Die voraussichtlichen Mannschaftsaufstellungen:

Tottenham: Gomez - Hutton, Gallas, Kaboul, Assou-Ekotto - Lennon, Jenas, Modric, Bale - van der Vaart - Crouch

Bremen: Wiese - Fritz, Mertesacker, Prödl, Schmidt - Bargfrede, Jensen - Kroos, Hunt, Marin - Almeida

Schiedsrichter: Olegario Benquerenca (Portugal)