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Mirko Slomka stieg als Co-Trainer 2002 mit Hannover 96 in die Bundesliga auf
Mirko Slomka stieg als Co-Trainer 2002 mit Hannover 96 in die Bundesliga auf

"Lassen mindestens drei Mannschaften hinter uns"

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Seit elf Spielen wartet Hannover 96 auf einen Sieg. Dem 1:0 in Köln am 11. Spieltag folgten nur noch zwei Unentschieden und der Absturz in der Tabelle von Rang 11 auf 16.

Am 19. Januar löste Mirko Slomka Andreas Bergmann auf der Trainerbank ab. Der erhoffte Erfolg blieb bisher aus. Trotzdem ist der Trainer von seiner Mannschaft überzeugt. Der 42-Jährige gibt sich in einem Gespräch mit bundesliga.de überzeugt, dass Hannover 96 die Klasse halten wird.

Dafür setzen die Niedersachsen auch auf die Hilfe eines Sportpsychologen. Slomka verrät, wie er das Team wieder auf Kurs bringen will und was er von seinen Spielern erwartet.

Bei aller harten Arbeit, auch Slomka weiß, fürs Selbstvertrauen "müssen wir mal wieder punkten - das ist die beste Hilfe" - am liebsten schon bei Borussia Dortmund (Sa., ab 15 Uhr im Live-Ticker/Liga-Radio!).

bundesliga.de: Herr Slomka, warum spielt Hannover 96 auch im kommenden Jahr in der Bundesliga?

Mirko Slomka: Weil die Mannschaft ein großes Potenzial hat und das jetzt auch wieder auf dem Platz zeigen wird. Wir arbeiten hart für den Erfolg, das Team zieht engagiert und kämpferisch mit. Das wird sich auszahlen. So lassen wir mindestens drei Mannschaften hinter uns.

bundesliga.de: Sie kennen Hannover aus der Zeit zwischen 2001 und 2004 als Co-Trainer. Ein Vorteil für ihre jetzige Arbeit oder haben sich Strukturen und Personal so verändert, dass das keine Rolle mehr spielt?

Slomka: Natürlich ist es ein Vorteil, dass ich den Verein, die Stadt und vor allem die super Fans von Hannover 96 kenne. Aber die Spieler kenne ich nur noch zu einem kleinen Teil - da hat sich doch viel getan.

bundesliga.de: Sie haben als Cheftrainer im Profi-Geschäft bisher keine Erfahrung im Abstiegskampf sammeln können. Inwiefern unterscheiden sich Trainingsinhalte von ihrer Zeit bei Schalke 04 und haben sie sich die Arbeit so vorgestellt, wie sie jetzt in der Praxis aussieht?

Slomka: Das stimmt: Solch eine schwierige Situation hatte ich bei Schalke nicht. Aber der Herausforderung hier stelle ich mich mit aller Kraft.

bundesliga.de: Haben Sie den Schritt nach Hannover schon mal bereut?

Slomka: Nein, bereut habe ich den Schritt zu Hannover 96 nicht.

bundesliga.de: Was erwarten Sie von den Neuzugängen in der Winterpause?

Slomka: Die neuen Spieler werden uns weiterhelfen. Elson ist ein ausgezeichneter Techniker mit herausragender Passsicherheit. Arouna Koné hat internationale Erfahrung, ist stark im Dribbling, ein außergewöhnlicher Strafraumspieler mit Torinstinkt. Und Jan Durica ist ein robuster Innenverteidiger, der sicher noch zulegen und eine Konstante wird.

bundesliga.de: Nach dem Spiel gegen Bremen mochten Sie keinen ihrer Spieler positiv hervorheben. Was haben Sie am Tag nach der Partie mit der Mannschaft besprochen?

Slomka: Jeder einzelne muss sich nach solch einem Spiel kritisch hinterfragen. Das habe ich dem Team in aller Deutlichkeit gesagt. Wir sind mitten im Abstiegskampf, da müssen alle engagiert und konzentriert bei der Sache sein. Leidenschaft und Kampf sind jetzt gefragt.

bundesliga.de: Sie haben erwähnt, dass Altin Lala nach seiner Einwechslung seinen Mitspielern gezeigt hat, worum es im Abstiegskampf geht. Die erste Gelbe Karte gab es nach 44 Minuten, da war die Partie gelaufen. Ohne Fouls herbeireden zu wollen, aber ist die Mannschaft zu "brav"?

Slomka: Wir sind sicher nicht zu brav - aber Altin geht gerade in solch einem Spiel mit gutem Beispiel voran, kämpft, gibt keinen Ball verloren. Er ist eine Persönlichkeit, an der sich andere Spieler gerade in kritischen Phasen aufrichten können.

bundesliga.de: Als Beobachter hatte man zeitweise den Eindruck, die Mannschaft ist noch gar nicht im Abstiegskampf angekommen? Wo liegen ihre Trainingsschwerpunkte und wie bekommen Sie die Mannschaft dahin, sich der Lage bewusst zu werden?

Slomka: Wir haben keine freien Tage mehr, arbeiten konzentriert an Technik, Taktik, Kraft und Ausdauer. Dazu gibt es jetzt auch psychologische Begleitung.

bundesliga.de: Fehlt der Mannschaft ein Leitwolf - und welcher Spieler aus dem Kader könnte die Rolle übernehmen?

Slomka: Wir haben mehrere Spieler, die diese Rolle übernehmen können. In erster Linie ist der Spielerrat gefordert. Dazu gehören Arnold Bruggink als Kapitän, Christian Schulz, Hanno Balitsch, Steven Cherundolo, Altin Lala und auch Karim Haggui.

bundesliga.de: Spieler sagten: Wir brauchen mal wieder ein Positiverlebnis fürs Selbstvertrauen, müssten mal wieder in Führung gehen... Spielzüge, Kraft, Tempo kann man trainieren, aber wie trainiert man Selbstvertrauen?

Slomka: Wir versuchen, im Training Situationen aus einem Bundesliga-Spiel nacherlebbar zu machen. Rückstände verkraften, sich zurückkämpfen, wehren und noch gewinnen. Aber natürlich müssen wir mal wieder punkten - das ist die beste Hilfe.

bundesliga.de: Sie werden mit dem Sportpsychologen Dr. Andreas Marlovits zusammenarbeiten. Wie wird das aussehen und was erhoffen Sie sich davon?

Slomka: Dr. Marlovits deckt Bereiche ab, auf die ein Trainer nur bedingt Einfluss nehmen kann. Hannover 96 erlebt eine ungewöhnliche Situation, die einzigartig in der Bundesliga ist. Da müssen wir alle Möglichkeiten nutzen, die Spieler umfassend zu begleiten. Wir sind dabei in enger Absprache und entwickeln gemeinsam Pläne, wie wir die Mannschaft voranbringen können.

bundesliga.de: Sie haben nicht viel Zeit, die Mannschaft nach ihren Vorstellungen zu formen. Wann wird man Ihre "Handschrift" auf dem Platz erkennen?

Slomka: Ich denke, man sieht meine Handschrift schon jetzt in vielen Situationen. Aus der Defensive heraus, nach der Balleroberung, schnell umschalten und so den Gegner unter Druck setzen. Das klappt schon - aber das müssen wir 90 Minuten und länger durchhalten.

bundesliga.de: Eine Frage zum "worst case": Wird Mirko Slomka Hannover auch in der 2. Bundesliga trainieren?

Slomka: Diese Frage stelle ich mir jetzt nicht - und ich werde sie mir auch nach der Saison nicht stellen müssen. Wir bleiben in der Bundesliga.

Das Gespräch führte Jürgen Blöhs