Anthony Ujah schoss drei Mal auf das Tor von VfB-Keeper Sven Ulreich. Zwei Mal war der Ball drin
Anthony Ujah schoss drei Mal auf das Tor von VfB-Keeper Sven Ulreich. Zwei Mal war der Ball drin

Lass das mal den "Tony" machen

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Mainz - Als Anthony Ujah nach Spielschluss der Partie gegen den VfB Stuttgart auf dem Zaun vor der Mainzer Fankurve saß und ein Megafon in die Hand gedrückt bekam, war er zunächst mit der Situation überfordert. "Ich wusste gar nicht was ich machen sollte. Aber die Fans haben mir dann gesagt, was ich ins Mikrofon reinrufen sollte", verriet der 05er-Neuzugang.

Nachdem der FSV-Stürmer dann das berühmte "Humba" anstimmte, war es so, als ob er es schon immer getan hätte. Diese stimmungsvolle Atmosphäre dürfte Ujah, den alle in Mainz nur "Tony" rufen, gefallen haben. Der 21-Jährige ist eine Frohnatur, was Mitspieler Andreas Ivanschitz nur bestätigen kann: "Tony ist einer, der immer lacht und freundlich ist."

Dabei hatte der in Nigeria geborene Stürmer zuletzt wenig Grund zur Freude. Während der 1,83 Meter große Mittelstürmer den Wechsel von Nigeria in die höchste Spielklasse Norwegens scheinbar mühelos bewältigte, so litt er bei den 05ern an Ladehemmung.

Ujah in Norwegen erfolgreich

2010 wechselte er aus seinem Heimatland zum Lilleström SK. Dort machte der Strafraumstürmer als drittbester Torjäger der Liga auf sich aufmerksam. Gleich in seiner ersten Saison im hohen Norden erzielte er 14 Tore. In der noch laufenden aktuellen Meisterschaft in Norwegen standen 13 Treffer zu Buche - damit führte der junge Angreifer bis zu seinem Wechsel nach Mainz die Torschützenliste in der Tippeligaen an. Ujah erzielte in 36 Erstligaspielen in Norwegen beeindruckende 27 Tore.

Da bereits Hannover 96 gute Erfahrungen mit Spielern aus der Norwegischen Liga, wie Didier Ya Konan und Mohammed Abdellaoue, machte, könnte dieses sicherlich auch die Entscheidung der Mainzer beeinflusst haben. Der Norweger Jan Aage Fjörtoft, den viele noch aus seiner Zeit bei Eintracht Frankfurt kennen und der momentan für Sky als Experte tätig ist, glaubt, dass es nur der Anfang sei.

Norwegen-Importe werden interessanter

"Das Interesse der Bundesliga an Norwegen wird immer größer. Die deutschen Vereine wissen, dass man dort Spieler mit guter Einstellung holen kann, die dann auch nicht soviel kosten", sagt der 44-Jährige im Gespräch mit bundesliga.de. Norwegen biete diesen Spielern eine gute Trainings- und Integrationskultur, sodass sie sich gut entwickeln könnten. In Deutschland hätten diese Zugänge aufgrund der großen Kader nicht die Möglichkeit, um genügend Spielpraxis zu sammeln. "Alle profitieren davon", sagt Fjörtoft, "Norwegen hat die Chance diese Spieler für die eigene Liga zu bekommen, um sie dort auszubilden und Deutschland, da die Bundesliga fertige Spieler erhält."

Bei Ujah brauchte der FSV vermutlich keine große Überzeugungsarbeit bezüglich eines Engagements in der Bundesliga zu leisten. Wenn der Stürmer zu seinen Eindrücken in der höchsten deutschen Spielklasse befragt wird, gerät er ins Schwärmen: "Die Qualität der Spieler ist besser, die Stadien sind größer und immer ausverkauft, das Tempo des Spiels ist schneller - die Bundesliga ist einfach eine der besten Ligen Europas."

Torflaute in Mainz

Die Voraussetzungen waren gut und der Neueinkauf erfolgversprechend. Allerdings lief der Saisonstart weder für Mainz 05, noch für den nigerianischen Zugang zufriedenstellend. Ujah kam in zwölf Spielen sechs Mal zum Einsatz. Ganze zwei Mal stand er in der Startformation, erstmals am 11. Spieltag gegen Bremen. Neun Spiele blieb der FSV sieglos, bis am vergangenen Freitag bei "Tony" der Knoten platzte und er die 05er gleich mit einem "Doppelpack" zum langersehnten Sieg schoss.

Mit 3:1 schickten die Rheinhessen den VfB Stuttgart nach Hause und feierten verfrüht Fastnacht. "Die beiden Tore werden mir sehr helfen und mir hoffentlich einen Schub geben. Schade ist, dass jetzt die Liga zwei Wochen Pause macht wegen der anstehenden Länderspiele. Ich würde am liebsten weiter spielen", sagt Ujah. Als nächstes geht es zum 1. FC Köln, den momentan große Verletzungssorgen in der Abwehr plagen. Eine gute Möglichkeit für den Mittelstürmer, seine Torgefährlichkeit erneut unter Beweis zu stellen.

Thomas Hübert