Bruno Labbadia feierte am vergangenen Samstag mit seinen Spielern den Klassenerhalt
Bruno Labbadia feierte am vergangenen Samstag mit seinen Spielern den Klassenerhalt

Labbadia als Baumeister der Rettung

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Stuttgart - Der VfB Stuttgart hat nach einer Zittersaison gerade noch einmal die Kurve bekommen. Dank des 2:1-Sieges gegen Hannover 96 sicherten sich die Schwaben erst einen Spieltag vor dem Ende der Spielzeit den Klassenerhalt.

Doch welche Faktoren führten dazu, dass sich der VfB noch retten konnte? bundesliga.de macht eine Bestandsaufnahme der erfolgreichen Rückrunde.

Labbadia gegen seinen Ruf

Als Bruno Labbadia am 12. Dezember als Nachfolger des zuvor entlassenen Cheftrainers Jens Keller vorgestellt wurde, hatte Stuttgart auf dem vorletzten Tabellenplatz gerade einmal zwölf Zähler gesammelt. Und nicht wenige im Umfeld quittierten die Nachricht von Labbadias Ankunft mit Kopfschütteln, war doch der ehemalige Bayern-Stürmer in der Vergangenheit nicht gerade als Feuerwehrmann aufgefallen.

In der Bundesliga arbeitete Labbadia zuvor für Bayer Leverkusen und den Hamburger SV. Mit beiden Teams hatte der 44-Jährige zu Beginn großen Erfolg, stürzte dann jedoch ab. Und dieser Trainer sollte den Patienten VfB reanimieren? Er sollte - und er tat es!

Hajnal: "Wieder eine Einheit geformt"

Die fünf Monate, die zwischen seinem Einstieg bei den Schwaben und der endgültigen Rettung liegen, genügten Labbadia, um sein Image mächtig aufzupolieren. Von entscheidender Bedeutung waren dabei die Wintertransfers, die der 44-Jährige zusammen mit Sportdirektor Fredi Bobic anleierte. MIt dem Japaner Shinji Okazaki und dem Ungarn Tamas Hajnal gelangen Labbadia zwei Transfers, die das in der Vorrunde unvollständige Puzzle komplettierten.

"Er hat aus uns wieder eine Einheit geformt", schwärmt VfB-Regisseur Hajnal, der mit drei Treffern und vier Assists entscheidenden Anteil am Aufschwung der Stuttgarter hat. Als Sinnbild für das neugeformte Kollektiv steht der Einsatz von Cacau, der bis zur endgültigen Rettung auf die Zähne biss und seine Operation an den Adduktoren erst nach dem 2:1-Sieg gegen Hannover durchführen ließ.

Ulreich sollte raus - und spielte dann bärenstark

Labbadia stellte das System auf ein 4-2-3-1 um, setzte neue Trainingsreize und stärkte das Selbstvertrauen der verunsicherten VfB-Profis. "Er hat jeden Spieler weiterentwickelt und besser gemacht", so Hajnal. Okazaki gelang sein erster Treffer für den VfB zwar erst am vergangenen Samstag gegen Hannover, doch der flinke Japaner steht ebenso für den Aufschwung am Neckar wie Torhüter Sven Ulreich.

Dabei half der Zufall, dass der junge Keeper überhaupt im VfB-Kasten bleiben durfte und eine überragende Rückrunde spielte. Labbadia hatte Ulreich eigentlich vor dem Europa-League-Spiel gegen Benfica Lissabon zu Gunsten Marc Zieglers auf die Ersatzbank beordert - doch der verletzte sich bei seinem ersten Einsatz so schwer, dass Ulreich bereits wieder beim nächsten Bundesligaspiel im Stuttgarter Tor stand. Bisher verpasste der 22-Jährige keine Bundesliga-Minute in der laufenden Spielzeit.

"Der Verantwortung bewusst gewesen"

Rückblickend gibt Labbadia zu, dass ihn der Job in Stuttgart etliche Nerven gekostet habe: "Ich bin mir der Verantwortung bewusst gewesen, die ich auf meinen Schultern hatte, nämlich den VfB Stuttgart vor einem Debakel zu bewahren."

Der Abstiegskampf sei eine tolle Erfahrung, die er aber "nicht mehr so oft" brauche. "Es ist unglaublich, was man da mitnehmen kann. Man ist dann, glaube ich, für alles geeicht."

Jetzt kann er erst einmal den Klassenerhalt genießen, bevor in der kommenden Spielzeit das nächste Kapitel ansteht. Das - aus Labbadias Sicht - hoffentlich entspannter abläuft.

Johannes Fischer