Toni Kroos (M., hier mit Bastian Schweinsteiger, l.) war MVP des Audi-Cup-Halbfinals
Toni Kroos (M., hier mit Bastian Schweinsteiger, l.) war MVP des Audi-Cup-Halbfinals

Kroos und seine große Chance

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München - Selten hat der FC Bayern so viel Geld in neue, hochkarätige Spieler gesteckt wie vor dieser Spielzeit. Doch weder die neu verpflichteten Defensivspezialisten wie Rafinha, Manuel Neuer oder Jerome Boateng, noch die bekannten Offensivkünstler um Franck Ribery oder Arjen Robben stachen in der Phase vor der Saison so hervor wie ein eher unscheinbarer Mittelfeldspieler.

Aber Toni Kroos ist der große Gewinner der Vorbereitung beim FC Bayern und steht vor der großen Chance, endgültig in München den Durchbruch zu schaffen. Den Anfang machte er eindrucksvoll im Halbfinale des Audi Cups, als er sich den Titel "MVP" - also wertvollster Spieler - sicherte.

"Die Auszeichnung ist eine schöne Wertschätzung", grinste Kroos mit Blick auf die gläserne MVP-Trophäe nach dem Spiel gegen den AC Mailand. Und auch sein Trainer hält sich mit Lob an seinen Schützling nicht zurück. "Toni hat bisher eine sehr gute Vorbereitung gespielt. Er war in allen Testspielen einer der Besten. Ich habe ihm vor seinem Urlaub gesagt, dieses Jahr ist für die eine große Chance", erklärte Bayern-Coach Jupp Heynckes.

Offensive Startelfplätze vergeben

Eigentlich sollte gar kein Platz mehr für ihn sein bei den "neuen" Bayern. Das Offensiv-Quartett Mario Gomez, Arjen Robben, Franck Ribery und Thomas Müller wirbelte die Abwehrreihen der Bundesliga in der Rückrunde dermaßen durcheinander, dass die Verantwortlichen in der Abteilung Attacke gar keinen Handlungsbedarf sahen und mit Takashi Usami und Nils Petersen lediglich Ergänzungsspieler verpflichteten. Die Positionen schienen fest vergeben.

Und auf der "Sechs", der Position vor der Abwehr, kam Kroos nie so richtig in die Gänge beim FCB. Zu einem gestandenen Bundesligaspieler und zum Nationalspieler wurde der beidfüßige Kroos auf der "Zehn" - in Leverkusen, unter Heynckes.

Heynckes & Kroos: das passt

Sein alter, neuer Trainer weiß, was er an Kroos in der zentral-offensiven Rolle hat. In der Saison vor seiner Rückkehr zum FCB kam er bei Bayer dort auf neun Tore und zehn Vorlagen. "Jeder weiß, dass ich auf dieser Position spielen kann" - Kroos selbst weiß selbst am besten, dass seine Stärken als Spielmacher ganz klar am besten zur Geltung kommen. Heynckes' Vertrauen zahlte er mit Leistung zurück.

In den letzten Vorbereitungsspielen bewies er erneut, dass er in dieser Rolle über enorme Torgefahr verfügt. Sowohl beim Liga-Total-Cup gegen Hamburg als auch gegen Milan erzielte er den einzigen Treffer der Bayern. Gegen die Italiener sprühte der 21-Jährige auch sonst vor Spielwitz, leitete Seitenwechsel ein und versuchte es immer wieder aus der Distanz. Auch bei Freistößen und später im Elfmeterschießen übernahm er Verantwortung.

Wiedergewonnene Torgefahr

Dabei war ihm in der vergangenen Spielzeit in München nicht selten angekreidet worden, über zu wenig Torgefahr zu verfügen. "Letztes Jahr waren die Möglichkeiten auch da, nur sind die Bälle nicht so reingefallen wie jetzt. Es wäre schön, wenn ein paar Tore mehr herauskommen würden, aber wichtig ist trotzdem auch immer, dass man gut spielt", schätzt der WM-Teilnehmer seine Abschlussqualitäten ein.

Kroos' Stunde beim FCB hat nun endgültig geschlagen. Dass Franck Ribery und Arjen Robben verletzt sind, macht Heynckes, der bedingungslos auf Kroos zu setzten scheint, die Entscheidung noch einfacher.

"Wir haben etwas gutzumachen"

"Ich denke, dass ich mich während der gesamten Vorbereitung in allen Testspielen gut präsentiert und mich angeboten habe. Das weiß auch der Trainer", blickt Kroos optimistisch auf seine Startelf-Chancen in der kommenden Saison voraus.

Und Ziele hat er für diese Spielzeit auch schon. "Wir wissen, dass wir in der Meisterschaft ein bisschen etwas gutzumachen haben. Es ist klar, dass wir da ganz vorne dabei sein wollen. Und im Pokal natürlich auch." Behält Kroos seine bärenstarke Form bei, könnte er ein entscheidender Faktor bei der Titeljagd des Rekordmeisters werden.

Aus der Allianz Arena berichtet Christoph Gschoßmann